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Römerin Feiersinger: "Bedingungen in Frankfurt waren besser"

Neo-Roma-Legionärin Laura Feiersinger über Sprachbarrieren bei ihrem Italien-Abenteuer, den Unterschieden zu Deutschland & den Hype im Nationalteam. Interview:

Römerin Feiersinger: Foto: © GEPA

Laura Feiersinger wagte in diesem Sommer das Abenteuer Italien. Von Frankfurt aus packte sie nach zwölf Jahren in Deutschland die Koffer und wechselte zum italienischen Meister AS Roma.

Aktuell ist die 30-Jährige mit dem ÖFB-Nationalteam im spanischen Marbella auf Trainingslager, am Freitag steht der erste Test gegen England am Programm. Mit der Nationalmannschaft kann Feiersinger auf einen mehr als erfolgreichen Herbst zurückblicken.

Im Interview mit LAOLA1 berichtet die Mittelfeld-Spielerin unter anderem von Sprachbarrieren in Italien, dem aktuellen Lauf mit dem ÖFB-Nationalteam und der Roma, verringerten Spielzeiten bei ihrem neuen Klub und den Unterschieden zwischen dem italienischen und dem deutschen Frauenfußball.

LAOLA1: Wie läuft das Trainingslager mit dem ÖFB-Nationalteam in Marbella?

Laura Feiersinger: Die Bedingungen sind super. Bis jetzt war es von den Wintertrainingslagern der beste Standort für die Vorbereitung. Es ist wirklich alles da. Egal auf welchem Platz du bist, er ist top gepflegt. Solche Bedingungen findest du woanders ganz selten vor. Wir haben zwei Spiele und jeden Tag Training.

LAOLA1: Du sprichst die zwei Spiele an. Mit England und Dänemark warten zwei Top-Nationen. Was erwartest du dir von den Tests?

Feiersinger: Das sind Super-Gegner. Das war immer unser Problem, dass wir nicht gegen so hochklassige Teams getestet haben. Letztes Jahr wurde gegen Holland klar, da nimmst du viel mehr mit aus solchen Spielen. Beide Teams werden zudem ein paar Dinge ausprobieren und ein bisschen rotieren. So kommst du zu neuen Erkenntnissen. Wir wollen ganz viel für die EURO-Quali mitnehmen.

Mit dem Nationalteam hatte Feiersinger allen Grund zur Freude.
Foto: © getty

LAOLA1: Das Nationalteam blickt auf einen erfolgreichen Herbst zurück. In der Nations League konntet ihr frühzeitig den Klassenerhalt sichern, weshalb ihr in dieser Länderspielpause nicht ins Playoff müsst.

Feiersinger: Wir haben sehr gut abgeliefert. Wir hatten keine leichte Gruppe (Frankreich, Norwegen, Portugal, Anm.). Wir haben das erste Mal gegen Frankreich gut Fußball gespielt, hatten mehr Ballbesitz gegen sie als in den Jahren zuvor. Wir haben gemerkt: Wir waren näher dran. Gleichzeitig haben wir gegen Mannschaften mit ähnlichem Niveau bestanden, das ist nicht so leicht.

LAOLA1: In Wien wurde mit über 10.000 Fans ein neuer Rekord aufgestellt. Was sagst du zur Euphorie rund um das Team?

Feiersinger: Das ist extrem cool! Darauf haben wir lange gewartet. Oft hatten wir Verträge mit anderen Stadien, und deshalb konnten wir das Potenzial nicht ausnützen. Für uns war es wichtig, was anderes zu riskieren. Wir sehen, die Dinge werden angenommen. Man muss vielleicht am Anfang ein bisschen mehr investieren. Je öfter das gemacht wird, um so selbstverständlicher ist es.

LAOLA1: Im Nationalteam treffen verschiedene Generationen aufeinander. Routinierte Spielerinnen treffen auf eine junge Generation an Talenten. Wie funktioniert das Zusammenspiel?

Feiersinger: Das ist positiv. Wir haben lange versucht, mehr Breite in den Kader zu bekommen. Es geht darum, die Qualität zu verbessern. Seit zwei, drei Lehrgängen haben wir den selben Kern. Es steckt jede Menge Potenzial im Kader. Vieles braucht ab und zu Zeit. Die jungen Spielerinnen brauchen noch Länderspielerfahrung, aber diese Selbstverständnis kommt mit der Zeit. Trotz Umbruchs sind wir ein gutes Team, der Altersunterschied macht nicht viel aus.

LAOLA1: Was ist deine Rolle in diesem Umbruch?

Feiersinger: Wir Älteren versuchen den jüngeren Spielerinnen unsere Erfahrung weiterzugeben. Wir wollen sie unterstützen. Auch ich war einmal in dieser Lage, das ist nicht immer so leicht.

Carina Wenninger konnte die Roma weiterempfehlen.
Foto: © getty

LAOLA1: Im Sommer bist du von Eintracht Frankfurt zum italienischen Meister AS Roma gewechselt. Was reizt dich an diesem Abenteuer?

Feiersinger: Ich war jetzt doch zwölf Jahre in Deutschland. Die Zeit war reif für ein neues Abenteuer. Ich wollte was anderes sehen. Ich hatte davor zwar verschiedene Vereine, ein anderes Land und eine andere Sprache ist aber eine ganz andere Herausforderung. Für mich war klar, innerhalb von Deutschland werde ich nach Frankfurt nicht mehr wechseln. Deshalb habe ich mich nach Italien hinunter getraut. Davor habe ich mit Carina (Wenninger, Anm.) geredet. Es hat sich sehr gut angefühlt.

LAOLA1: Sie verbrachte letztes Jahr bei der Roma. Was hat sie dir erzählt?

Feiersinger: Sie hatte sehr positive Erfahrungen. Sie hat sich letztes Jahr noch einmal entwickelt. Das ist schon ein Zeichen. Oft wird gesagt, die italienische Liga ist nicht so stark. Es ist ein ganz anderer Fußball. Du verbessert dich in Bereichen, die du in Deutschland nicht so hattest. Als ich gesehen habe, Carina ist besser geworden, dachte ich: "So schlecht kann es nicht sein."

"Es ist ok. Gerade wenn man an das Ende in Deutschland denkt, muss man schon sagen, die Bedingungen in Frankfurt waren besser."

über die Trainingsmöglichkeiten bei der Roma

LAOLA1: Wie gut ist dein Italienisch schon?

Feiersinger: Ich verstehe schon ziemlich viel. Reden kann ich auch, aber ich spreche halt sehr langsam. Da ist es dann oft leichter, wenn du Englisch sprichst, weil es schneller geht. Am Platz passt es ganz gut, da reichen ein paar Wörter. Die Mädels sind super, sie machen es einem einfach. Es gibt einige Legionärinnen, das hilft schon. Der Start verlief super.

LAOLA1: In welcher Sprache kommuniziert das Trainerteam mit euch?

Feiersinger: Der Trainer redet kaum Englisch. Er erklärt alles auf Italienisch. Teile des Staffs sprechen Englisch und übersetzen das Ganze. Unter den Spielerinnen wird viel Englisch gesprochen, mit den Internationalen sowieso. Ein paar Italienerinnen sprechen allerdings kein Englisch. Da ist mein Italienisch gefordert.

LAOLA1: Kulturell ist Italien dann doch ein Sprung zu Deutschland oder Österreich. Hast du dich schon eingelebt?

Feiersinger: Es passt schon. (lacht) Es ist etwas anderes. Von Deutschland aus ist der Kontrast noch einmal größer als von Österreich aus. Es hat alles seine Vor- und Nachteile.

LAOLA1: Fiorentina-Legionärin Marina Georgieva schwärmte von den Trainingsbedingungen. Dort darf das Trainingszentrum der Männer mitbenützt werden. Wie sieht es bei euch aus?

Feiersinger: Bei uns ist das nicht der Fall. Wir sind getrennt. Die Roma-Frauen sind beim olympischen Stützpunkt untergebracht. Da sind unsere eigenen Plätze und ein Fitnessstudio. Die Männer sind ein bisschen außerhalb von Rom.

LAOLA1: Und wie sind die Trainingsbedingungen, auch verglichen mit Frankfurt?

Feiersinger: Es ist ok. Gerade wenn man an das Ende in Deutschland denkt, muss man schon sagen, die Bedingungen in Frankfurt waren besser. Da waren wir bei den Männern mit dabei. Es ist in Deutschland alles ein bisschen moderner.

"Ligabezogen muss ich sagen: Italien fehlt ein bisschen, um auf das Niveau von Deutschland zu kommen."

LAOLA1: Wenn du die beiden Ligen in Deutschland und Italien vergleichst, wo siehst du Unterschiede?

Feiersinger: Die deutsche Liga ist physisch stärker und taktisch sicher besser. Egal gegen welche Mannschaft du dort spielst, jedes Team kann laufen und hat eine gute. kompakte Ordnung. In Italien sind dafür, egal gegen wen es geht, die Spielerinnen technisch mit dem Ball besser. Davon war ich sehr überrascht. Egal zu wem du spielst, jede Spielerin kann mit dem Ball umgehen.

LAOLA1: Wenn du das Gesamtpaket nimmst, welche Liga ist besser?

Feiersinger: Das ist schwierig, aber ich bin dann schon eher bei der deutschen Liga. Du hast viel mehr Spiele auf einem ähnlichen oder höheren Niveau. In Rom haben wir dafür eine hohe Trainingsqualität. Das fordert mich schon auf eine andere Art und Weise. Ligabezogen muss ich sagen: Italien fehlt ein bisschen, um auf das Niveau von Deutschland zu kommen.

LAOLA1: Ihr führt die Liga mit acht Punkten Vorsprung an. Was sind die Gründe dafür?

Feiersinger: Mit dem Ball haben wir extrem gute individuelle Spielerinnen, wir haben unterschiedliche Akteurinnen. Die Dichte im Kader ist sehr gut, das Niveau ist sehr hoch. Wenn du wechselst, bleibt es konstant gut. Man merkt schon, wie professionell gearbeitet wird. Letztes Jahr wurde der Klub zum ersten Mal Meister, dieses Jahr soll der nächste Titel folgen. Bis jetzt schaut es sehr gut aus.

In der Champions League spielte Feiersinger mit der Roma in der Todesgruppe.
Foto: © getty

LAOLA1: In der Champions League lief es weniger nach Wunsch. In der Todesgruppe seid ihr gegen PSG, Bayern und Ajax als Letzter ausgeschieden. Wie hast du das Ganze erlebt?

Feiersinger: Das war schon eine coole Gruppe. Du bist in jedem Spiel voll gefordert worden. Das ist eine richtige Champions-League-Gruppe. Jedes Spiel war ganz knapp, auch wenn die Ergebnisse ab und zu etwas anderes sagen. Das war für den Verein super zu sehen, dass du mit Mannschaften wie Paris oder Bayern mithalten kannst. Ajax ist ähnlich gut wie wir. Es war frustrierend auszuscheiden, die Chance war da. Dennoch war es für den Verein eine gute Erfahrung.

LAOLA1: In Rom pendelst du zwischen Startelf und Ersatzbank hin und her. Wie findest du dich in dieser Rolle zurecht?

Feiersinger: Wir hatten sehr viele Spiele, deshalb ist das ok. Seit 7. Jänner waren es elf oder zwölf Partien. Wenn du nicht so viel spielst, bist du frischer, das ist oft nicht so verkehrt. Sonst bist du irgendwann müde gespielt. So habe ich nicht die Belastung gefühlt, vom Kopf war ich immer frisch. Bisschen mehr Spielzeit wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, am Ende ist es aber eine Entscheidung des Trainers. Daran kann ich auch nichts ändern.

LAOLA1: Letztes Jahr durfte die Roma in der Champions League auch einmal ins Olimpico. Heuer war das noch nicht der Fall. Was sagst du zum Trend, Frauen-Spiele in großen Stadien zu spielen?

Feiersinger: Die Zeit dafür ist reif. Seit der EURO in England hat sich extrem viel getan. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen das Angebot annehmen. Arsenal spielt beispielsweise im großen Stadion vor ausverkauftem Haus. Mittlerweile traut man sich das zu. Das Ganze wird gepusht. Damit kann der Frauenfußball auf die nächste Stufe gehoben werden.

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