news

Titel für heimischen Trainer: Wer folgt auf Adi Hütter?

Nach acht langen Jahren sollte in dieser Saison endlich wieder ein österreichischer Trainer einen heimischen Titel abstauben.

Titel für heimischen Trainer: Wer folgt auf Adi Hütter? Foto: © GEPA

Fakt ist: Österreichs Trainer-Gilde erlebt qualitativ eine ihrer besseren Phasen in der rot-weiß-roten Fußball-Geschichte.

Ebenso Fakt ist allerdings: Sonderlich viel gewonnen haben österreichische Trainer in den vergangenen 15 Jahren nicht. Zumindest an Titeln gemessen.

Dass dies vor allem am FC Red Bull Salzburg und dessen Faible für ausländische Coaches liegt, ist kein Geheimnis.

Doch zumindest im ÖFB-Cup sind die "Bullen" bereits entthront. Damit steht gleichzeitig bereits vor dem Halbfinale fest, dass – so es keinen völlig unerwarteten Trainerwechsel gibt – nach acht langen Jahren wieder einmal ein österreichischer Trainer einen nationalen Titel erobern wird.

Hütter eroberte 2015 mit Salzburg das Double
Foto: © GEPA

Kaum ÖFB-Trainer in Salzburg

Adi Hütter war es, der 2015 mit Salzburg das Double gewann. Der Vorarlberger ist bis auf den glücklos agierenden "Gründungs"-Trainer Kurt Jara nach wie vor der einzige ÖFB-Trainer in der inzwischen auch schon wieder 18 Jahre langen RBS-Historie.

Seit 2014 gingen bekanntlich alle heimischen Titel an Salzburg – mit einer Ausnahme. 2018 krönte sich der SK Sturm Graz im direkten Duell mit den Mozartstädtern zum Cupsieger. Der verantwortliche Coach war mit Heiko Vogel jedoch ein Deutscher.

Die "Blackies" sind auch diesmal im Rennen – und das, indem sie Salzburg auswärts eliminiert haben. Mit ihnen träumen drei weitere Vereine mit österreichischem Trainer vom Triumph beim Finale in Klagenfurt.

Bevor wir uns das Quartett näher anschauen, jedoch ein Blick zurück auf jene österreichischen Trainer, die in den vergangenen 15 Jahren eine Trophäe in Richtung Himmel stemmen durften:

MEISTER:

Jahr Name Verein
2015 Adi Hütter Salzburg
2013 Peter Stöger Austria
2008 Peter Pacult Rapid

CUPSIEGER:

Jahr Name Verein
2015 Adi Hütter Salzburg
2013 Gerald Baumgartner Pasching
2011 Paul Gludovatz Ried
2009 Karl Daxbacher Austria

"Mission 32" und das spezielle Fußball-Jahr 2013

Vor Hütter, der sich 2015 nach seiner einzigen Salzburg-Saison über das Double freuen durfte, sticht vor allem das sehr spezielle Fußball-Jahr 2013 heraus.

Ein Jahrzehnt ist es inzwischen her, dass Peter Stöger mit der Austria starken "Bullen" unter Roger Schmidt meisterliche Paroli bot, dann jedoch sensationell das Cup-Finale gegen Regionalligist Pasching unter Gerald Baumgartner verlor.

2008 erfüllte Rapid "Mission 32". Es ist nach wie vor Meistertrainer Peter Pacult, der für den bis dato letzten Titel der Hütteldorfer verantwortlich zeichnet. Sein Co-Trainer damals? Ein gewisser Zoran Barisic.

Der unvergessene Paul Gludovatz, der 2011 mit der SV Ried triumphierte, und "Sir" Karl Daxbacher 2009 mit der Austria komplettieren die Liste mit ihren Cupsiegen.

In den Nuller-Jahren war es übrigens noch üblich, dass rot-weiß-rote Coaches Titelprämien kassierten – seien Kurt Jara, Walter Schachner, Josef Hickersberger oder Frenkie Schinkels gewesen. Georg Zellhofer staubte 2007 den ÖFB-Cup ab, ehe selbiger in ein Jahr Heim-EM-Pause ging.

Die vier Anwärter

In der Gegenwart liegt es an Zoran Barisic (Rapid), Christian Ilzer (Sturm), Dietmar Kühbauer (LASK) oder Maximilian Senft (SV Ried), zumindest im Cup in Hütters Fußstapfen zu treten.

Foto: © GEPA

ZORAN BARISIC: Drei Jahre Rapid-Pause legte der Wiener unfreiwillig ein, nachdem er 2016 Mike Büskens weichen musste, dem man eher zutraute, den Meistertitel zurück nach Hütteldorf zu holen. Ein Irrtum.

Barisic verschlug es in dieser Phase zu Karabükspor und Olimpija Ljubljana, beide Engagements waren von kürzerer Dauer. Ansonsten verdiente der 52-Jährige von 2006 an in verschiedensten Rollen ausschließlich bei Rapid sein Geld. Im Laufe dieser Saison stieg er von der Rolle des Geschäftsführers Sport in jene des Trainers auf, ab oder um.

Foto: © GEPA

CHRISTIAN ILZER: Der Coach des SK Sturm Graz ist derzeit wohl die heißeste Trainer-Aktie Österreichs, wenn es darum geht, wem als nächstes der Sprung ins Ausland zugetraut wird. Dazu würde sich eine Trophäe ganz gut machen im Lebenslauf. In der Liga hat es Ilzer mit seinem Team rechnerisch in der Hand, aus eigener Kraft Meister zu werden, und das heißt schon etwas angesichts der Dominanz von Serienmeister Salzburg.

Der Oststeirer legte im vergangenen Jahrzehnt eine mustergültige Karriere vom begehrten Co-Trainer zum gefragten Bundesliga-Coach hin. Hartberg führte er ins Oberhaus und den WAC in den Europacup. Sturms Glück war, dass es lediglich bei der Wiener Austria nicht sein sollte.

Foto: © GEPA

DIETMAR KÜHBAUER: Gerade ein Final-Duell mit Barisic, seinem Haberer aus Spielerzeiten, hätte natürlich Reiz. Bis November 2021 waren die beiden auch Chef und Angestellter, als Kühbauer bei seinem Herzensklub Rapid als Trainer und "Zoki" als Sportchef fungierte.

Anders als Barisic kennt der Trainer Kühbauer inzwischen das Innenleben diverser heimischer Klubs, da er in der Bundesliga bereits für die Admira, Wolfsberg, den SKN St. Pölten und nun eben den LASK arbeitete. Der Sprung ins Ausland war dem Burgenländer anders als in seiner Spielerkarriere (Real Sociedad, VfL Wolfsburg) noch nicht vergönnt. Für ihn geht es nun um den ersten Titel, für den LASK um den ersten seit 1965.

Foto: © GEPA

MAXIMILIAN SENFT: Dass Ried der Underdog in diesem Quartett ist, muss man nicht extra erwähnen. Der Klassenerhalt ist vermutlich sogar von höherer Priorität. Aber wer nimmt nicht gerne einen Titel mit?

Gerne auch am Beginn der Trainer-Karriere. Senft ist 33 Jahre alt, absolviert gerade die Pro-Lizenz und übernahm Anfang März in Ried, wo er zuvor die zweite Mannschaft in der Regionalliga betreut hat. Wiederum davor agierte er beim FAC, der Wiener Austria, dem WAC und Barnsley als Co-Trainer. Vor seiner Laufbahn im Fußball war er Poker-Profi.

Trophäen für Hütter und Glasner

Eingangs haben wir erwähnt, dass Österreichs Trainer-Gilde derzeit gut dasteht. Dies liegt vor allem daran, dass heimische Coaches im Ausland auch gefragt sind.

Genau genommen haben sie in jüngerer Vergangenheit dort auch mehr Titel abgestaubt als innerhalb der heimischen Landesgrenzen.

Hütter wurde 2018 mit Young Boys Bern Schweizer Meister, ehe ihm der Sprung zu Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach in die deutsche Bundesliga gelungen ist.

Sein Frankfurt-Nachfolger Oliver Glasner gelang mit dem Gewinn der Europa League 2022 sogar der ganz große Coup.

Gefragt in der Premier League

Peter Stöger münzte seinen Meistertitel mit der Austria in Deutschland-Jahre beim 1. FC Köln und Borussia Dortmund um – auch dies zeigt, wie wichtig zählbare Erfolge in der Heimat sind.

Ralph Hasenhüttl machte in Deutschland Karriere und avancierte nach seiner Zeit bei RB Leipzig bei Southampton zum ersten österreichischen Coach in der Premier League.

In der besten Liga der Welt sind auch dieser Tage wieder Glasner, Hütter und Hasenhüttl für neue Aufgaben im Gespräch – wer hätte sich solch eine Entwicklung vor 15 Jahren gedacht?

Das ist erfreulich. Aber auch ohne unbescheiden sein zu wollen, darf man natürlich darauf hoffen, dass sie weitere Gesellschaft von rot-weiß-roten Trainer-Legionären bekommen.


Kommentare