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Sturms Stürmer: Ein Comeback, ein Debüt und ein Knoten

Millionen-Investment Seedy Jatta ist zurück und nimmt sich viele Tore vor. Zudem klopft ein Talent an, mit dem man bei Sturm noch gar nicht gerechnet hat.

Sturms Stürmer: Ein Comeback, ein Debüt und ein Knoten Foto: © GEPA

"Gut, der Prass fehlt, aber das is sicher keine B-Elf", fachsimpelte ein Leobendorfer Zuschauer beim Studium der Startelf des SK Sturm Graz.

Diese Einschätzung ist nicht ganz präzise.

Mit Manprit Sarkaria, Otar Kiteishvili und Jon Gorenc Stankovic waren drei Stammkräfte laut Trainer Christian Ilzer nicht einsatzfähig, auch Jusuf Gazibegovic wurde geschont und stand nicht im Spieltagskader.

Ganz im Gegensatz zu Alexander Prass, der zwar zu Beginn fehlte, als Joker dem 3:0-Sieg des Titelverteidigers mit einem direkt verwandelten Freistoß und einem Freistoß-Assist zum Treffer von David Affengruber jedoch durchaus noch den Stempel aufzudrücken wusste.

Jatta-Comeback und Camara-Debüt

In Abwesenheit von einigen namhaften Kollegen war diese Partie logischerweise für den einen oder anderen seltener eingesetzten Akteur eine gute Gelegenheit, Einsatzminuten zu sammeln.

Die beiden Sommer-Neuzugänge Max Johnston und Javi Serrano standen erstmals für die erste Mannschaft 90 Minuten am Platz, Deadline-Day-Verpflichtung Dimitri Lavalée spielte das zweite Spiel in der Innenverteidigung durch.

Jatta verletzte sich Mitte August beim Debüt in Lustenau
Foto: © GEPA

Besonders spannend sind jedoch zwei Personalien, die erst in der Schlussphase ins Spiel kamen. Einerseits Sturm-II-Stürmer Amady Camara, andererseits Seedy Jatta, der sein Comeback feierte.

Letzterer zog sich bei seinem Debüt Mitte August in Lustenau Brüche von drei Querfortsätzen der Lendenwirbel zu. Dass er so schnell wieder in einem Pflichtspiel zum Einsatz kommt, war so nicht unbedingt zu erwarten.

Jatta, die Frohnatur

"Es wäre noch nicht so früh geplant gewesen, aber wir haben im Training gesehen, dass er absolut bereit dafür ist, daher haben wir ihm diese zehn Minuten am Ende gegeben. Das gibt ihm natürlich Selbstvertrauen, wenn er am Platz steht. Er weiß, dass diese wirklich komplizierte Verletzung ausgeheilt ist und fühlt sich wohl", betont Ilzer.

Kolportierte 2,6 Millionen Euro blätterte Sturm für den Norweger an Valerenga hin. Der 20-Jährige ist als der zuletzt ein wenig vermisste Speed-Stürmer gedacht, der Emanuel Emegha ersetzen soll.

Dass Jatta so schnell zurück kam, führt Ilzer auch darauf zurück, dass er ein "extrem positiver Typ" sei.

"Natürlich könnte man hadern, wenn einem so etwas passiert. Aber das hat er nie gemacht. Er hat nach vorne geschaut und von unserem Med-Team eine super Betreuung erhalten. Er hat sich von Anfang an wohl gefühlt und gespürt, dass er in einem Umfeld ist, dass sich intensivst um ihn kümmert. Und er ist eine Frohnatur, dass hat ihm in dieser schwierigen Phase sicher geholfen", so der Sturm-Coach.

"I love to smile"

"I love to smile! Ich weiß auch nicht warum, ich mache es einfach", lacht Jatta nach seinem Comeback in Leobendorf und unterstreicht damit die Einschätzung seines Trainers.

"Es ist wunderbar. Ich habe lange gewartet, vier Wochen nicht gespielt. Ich bin hungrig auf Spiele und sehr glücklich, zurück zu sein. Ich denke, in den Minuten, in denen ich hier gespielt habe, habe ich einen guten Job gemacht", findet der Norweger.

"Sturm hat viele Stürmer verkauft und ist gut darin, Stürmer zu entwickeln. Das ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, hierher zu kommen."

Seedy Jatta

Unmittelbar nach seiner Verletzung sei es hart gewesen, aber dank seiner Kollegen und des Betreuerstabs sei es schnell wieder bergauf gegangen: "Jeder hat versucht, dass ich zuversichtlich bleibe. Also war es nicht allzu schwer."

Jatta lässt auch keinen Zweifel daran aufkommen, wie er die gute Betreuung zurückzahlen möchte.

Das Ziel: 15 bis 20 Tore

Was sich Sturm nämlich von ihm erwarten könne? "Hoffentlich viele Tore und eine Show, wenn ich am Feld stehe." Wie viele Tore er sich vorgenommen habe? "15 bis 20."

Kommt der U21-Teamspieler, der laut eigenen Angaben 35 bis 36 km/h erreicht, auch nur in die Nähe dieser Ausbeute, wird es an Interessenten nicht mangeln. Jatta ist wie zuvor Rasmus Hojlund oder Emegha ein Investment-Spieler.

Vor allem diese beiden waren auch ein Motiv, in Graz zu unterschreiben: "Sturm hat viele Stürmer verkauft und ist gut darin, Stürmer zu entwickeln. Das ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, hierher zu kommen."

Von seinem Auftreten her hat Jatta viele Anlagen zum Publikumsliebling. Er selbst ist vom Support der Sturm-Fans in Leobendorf bereits angetan: "So etwas habe ich noch nie erlebt! Es ist verrückt, dass so viele Fans für ein Cup-Spiel gegen einen Drittligisten mitreisen. Much love to the fans!"

Camara "bringt richtig viel mit"

Die schwarz-weißen Anhänger konnten in Leobendorf von einem weiteren Angreifer Eindrücke sammeln, mit dem man noch nicht rechnen musste.

Johnston und Camara in Diensten von Sturm II
Foto: © GEPA

"Ein Spieler, der mir extrem taugt", schwärmt Ilzer bezüglich Camara und erläutert, was den 18-Jährigen so interessant macht:

"Wir haben ihn in der länderspielbedingten Pause das erste Mal dazugenommen, weil er uns mit seinen Leistungen in der zweiten Mannschaft aufgefallen ist. Er ist wirklich noch ungeschliffen, aber bringt richtig viel mit - technisch, sein Abschluss, er ist handlungsschnell."

Je zwei Tore und Assists hat der Stürmer aus Mali in der 2. Liga für Sturm II bislang vorzuweisen.

Weitere Konkurrenz für Teixeira

Da Camara nur Französisch spricht, ist in Sachen Integration noch einiges zu tun. Sportliche Fortschritte würden bestimmt auch auf dieser Ebene helfen.

"Es freut mich, dass wir einen Spieler, den wir noch nicht unbedingt am Schirm gehabt haben, jetzt auch noch in der Hinterhand entwickeln. Wir arbeiten daran, sein Potenzial übers Jahr auf ein höheres Level zu heben, das wird uns richtig stark machen."

Jatta und Camara bedeuten weitere Konkurrenz für einen Stürmer, der sich bislang schwer tut, die erwarteten Akzente zu setzen.

Bryan Teixeira stand in Leobendorf in der Startelf, konnte jedoch auch in seinem 25. Pflichtspiel für Sturm nicht mit einem Treffer anschreiben.

Der Knoten

Es ist förmlich spürbar, wie verkrampft er diesem Tor hinterherläuft. "Ich wünsche es mir so sehr", sagt auch Ilzer.

"Er kann das auf einem ganz anderen Level. Ich sehe ihn ja tagtäglich im Training. Er muss einfach dieses Tor machen, dann geht ihm der Knoten richtig auf."

Christian Ilzer

Der Winter-Neuzugang aus Lustenau hatte in Leobendorf die eine oder andere gute Szene, brachte den Ball jedoch nicht im Tor unter.

"Dieser Knoten, den er sich mit dem unbedingten Wunsch, ein Tor zu machen, reingedreht hat, hemmt ihn natürlich ein bisschen", erklärt der Sturm-Coach, der versichert:

"Aber er kann das auf einem ganz anderen Level. Ich sehe ihn ja tagtäglich im Training. Er muss einfach dieses Tor machen, dann geht ihm der Knoten richtig auf."

Die nächsten Schritte

Während sich im Angriff der Konkurrenzkampf zuspitzt, kommt nun im Herbst die Phase, in der auch von Akteuren wie Johnston und Serrano nach der Eingewöhnungszeit die nächsten Schritte erhofft werden können.

"Beide haben das sehr gut gemacht", findet Ilzer, dem es wichtig ist, dass beide auch in der zweiten Mannschaft regelmäßig Einsatzzeit gesammelt haben:

"Es ist wichtig, Spieler in den Spielrhythmus zu bringen. Max und Javi haben einige Spiele in der 2. Liga gemacht, damit sie jetzt in dieser Phase, in der viele Spiele kommen, nahtlos bei uns spielen können."

Von A-Elf und B-Elf dürften dann noch weniger sprechen können.

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