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Auf der Suche nach Hasenhüttls Erfolgsgeheimnis

Auf der Suche nach den Gründen für Ralph Hasenhüttls erfolgreiche Trainerkarriere.

Auf der Suche nach Hasenhüttls Erfolgsgeheimnis

Ein Kumpeltyp, ein Motivator, einer, mit einem guten Händchen für Menschenführung. Wenn man aktuelle und ehemalige Spieler von Ralph Hasenhüttl befragt, spürt man, dass es sich beim Steirer, neben seiner fachlichen Kompetenz als Trainer, auch um einen besonderen Charakter handelt.

Als die deutschen Medien noch nicht viel mit Hasenhüttl anfangen konnten, verpassten sie ihm die Bezeichnung Alpen-Klopp. Nicht ganz zu Unrecht.

(Duell der österreichischen Trainer! Ingolstadt-Köln ab 20 Uhr im LAOLA1-Live-Ticker)

„Ich denke, ich bin ein ähnlicher Typ, auch wenn ich nicht so vermessen bin, mich mit Jürgen Klopp zu vergleichen“, meinte Hasenhüttl im Herbst 2013 gegenüber LAOLA1 und gab im selben Atemzug zu, von Klopps Fußball begeistert zu sein: „Das ist mitreißend, dafür gehen die Leute ins Stadion. So will ich, dass meine Jungs auch spielen.“

Gemeinsam mit Klopp war Hasenhüttl 2005 im 50. Trainerlehrgang des DFB gesessen, Jahre später holte er sich beim Training des damaligen Dortmund-Trainers inkognito Eindrücke über die Arbeit in der Bundesliga. Eindrücke, die er mittlerweile tagtäglich am eigenen Leib erfährt.

Anfänge unter Werner Beinhart

Seit 2004 ist Hasenhüttl im Trainerbusiness tätig und bislang ging es fast nur bergauf. Nach Anfängen in der Jugend von Unterhaching wurde er bei der SpVgg zunächst Interimstrainer und dann Co von Werner „Beinhart“ Lorant. Als dieser im Herbst 2007 zurücktrat, war für Hasenhüttl der Zeitpunkt gekommen, erstmals ein Cheftraineramt zu übernehmen.

„Ich habe ihn als sehr ehrgeizigen Trainer in Erinnerung, der aber ein sehr lockeres Verhältnis zur Mannschaft hat“, erinnert sich Tobias Schweinsteiger im Gespräch mit LAOLA1. Der Bruder von Weltmeister Bastian spielte in Unterhaching unter Hasenhüttl und erlebte den Beginn seiner Trainerkarriere mit.

Seine erste Spielzeit beendete Hasenhüttl mit dem damaligen Regionalligisten auf Platz sechs, womit man sich für 2008/09 für die neu gegründete 3. Liga qualifizierte. Die erste volle Saison unter seiner Leitung brachte Unterhaching den vierten Tabellenplatz, nur zwei Punkte fehlten den Bayern auf einen direkten Aufstiegsrang. Sportlich auf Kurs, taten sich für Hasenhüttl aber andere Fronten auf. Im Winter war Francisco Copado zurückgekehrt, ein alter Haching-Held, der damals aber nicht mehr ins Gefüge passte.

Das Kapitel Copado

Wenige Wochen nach seiner Verpflichtung leistete sich der Altstar mehrere verbale Attacken gegen Mitspieler und Hasenhüttl, drohte letzterem, nachdem er 90 Minuten auf der Bank geschmort hatte, in der „Münchner Zeitung“ indirekt: „Ich werde mit den entsprechenden Leuten Gespräche führen und ich weiß, wer wichtig ist für den Verein.“

Nicht das erste Mal, dass sich Copado als Enfant terrible erwies. Schon bei seinem ersten Haching-Engagement lieferte er sich einen Machtkampf mit Wolfgang Frank, den der legendäre Trainer verlor. Diesmal saß der Trainer am längeren Hebel. Vorerst. Hasenhüttl zog die Notbremse und warf den Querulanten mit Rückendeckung des Vereins aus dem Kader. „Den Spieler Copado wird es unter mir nicht mehr geben“, verkündete er damals.

Schweinsteiger sieht dies rückblickend als logische Konsequenz. „Das war zum Scheitern verurteilt. Paco war ein Bundesliga-Star und wir ein Haufen von jungen Spielern, die mit Ralph zusammen ein Team waren. Es konnte nicht gut gehen und leider wurde Ralph letztlich ohne Not entlassen“, erläutert er und spricht den einzigen sportlichen Rückschlag an, den Hasenhüttl bislang einstecken musste.

Denn in der folgenden Saison 2009/10 lief es nicht mehr ganz so rund, nach 24 Runden lag man auf Rang zehn, Hasenhüttl wurde im Februar entlassen. Ob es alleine an der sportlichen Entwicklung lag, darüber scheiden sich allerdings die Geister. Von einem Putschversuch durch Anton Schrobenhauser war in den Münchner Medien die Rede, dem u.a. Hasenhüttl zum Opfer fiel. Der langjährige Schatzmeister und Finanzier wollte Copado, pikanterweise sein Schwiegersohn, als Sportlichen Leiter einsetzen. So kam es im folgenden März auch.

Ein Märchen in Aalen

Ziemlich genau ein Jahr später kam mit dem VfR Aalen die nächste Chance, sich zu beweisen. Hasenhüttl beerbte in der Winterpause Rainer Scharinger und schaffte den Klassenerhalt in der 3. Liga, wodurch sich sein Vertrag automatisch verlängerte.

Für die Spielzeit 2011/12 baute er die Mannschaft groß um. Das Saisonziel – ein Mittelfeldplatz – wurde mit Platz zwei und dem direkten Aufstieg in die 2. Bundesliga mehr als übertroffen.

Einer der Helden in der Geschichte vom Ostalp-Märchen ist Robert Lechleiter. Der Stürmer spielte schon in Haching unter Hasenhüttl und wurde später nach Aaalen geholt. Seinen ehemaligen Coach beschreibt Lechleiter gegenüber LAOLA1 als „intelligenten Trainer mit einem wahnsinnig großen Fußballwissen.“

„Es hat immer wahnsinnig viel Spaß gemacht, unter ihm zu trainieren, weil auch die Trainingsinhalte so sind, dass man sich als Spieler immer weiterentwickeln kann“, erläutert der heute 35-Jährige, der seine Karriere im Herbst 2015 verletzungsbedingt beenden musste.

„Er hat mit dem Aufstieg in die 2. Liga das Märchen des VfR Aalen wahr gemacht hat. Und dann haben wir die Klasse auch noch sensationell mit Platz neun gehalten. In Aalen wird es sicherlich in naher Zukunft keinen so erfolgreichen Trainer mehr geben“, schwärmt Lechleiter.

Meisterstück Ingolstadt

Als sich Aalen, ein Klub mit bescheidenen Mitteln, unter dem damaligen Sportdirektor Markus Schupp ein Sparprogramm verordnete, war der Zeitpunkt für Hasenhüttls Abschied gekommen. „Ich habe in zweieinhalb Jahren dort alle Ziele erreicht, die ich mir gesetzt hatte und dann habe ich mir die Frage gestellt: Sehe ich auch eine Perspektive für die Zukunft?“, meinte der Steirer im Gespräch mit LAOLA1. Da eine solche nicht gegeben war, trennten sich die Wege und Hasenhüttl nahm sich eine Auszeit, die er nach eigener Aussage auch notwendig hatte, um die Akkus für eine neue Aufgabe zu füllen.

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Diese hieß ab Oktober 2013 FC Ingolstadt, wo sich die Geschichte aus Aalen wiederholte. Wieder übernahm Hasenhüttl einen Abstiegskandidaten, diesmal sogar das Tabellenschlusslicht. Seine Maßnahmen griffen schnell und so konnten die Schanzer die Spielzeit noch als Zehnter beenden. Abermals nutzte Hasenhüttl den Sommer, um sich ein neues Team aufzubauen, was diesmal so gut gelang, dass es zum Aufstieg in die Bundesliga reichte.

Hasenhüttls Geheimnis

„Man sieht an diesen beiden Beispielen, wie groß sein Einfluss ist“, sagt Lechleiter, der Hasenhüttls Geheimnis zu kennen scheint. „Die Mannschaft zahlt ihm viel zurück, weil seine Art dafür sorgt, dass man für diesen Trainer gerne etwas macht. Er hat eine klare Philosophie und die zieht er auch knallhart durch“, meint der ehemalige Schützling.

Schweinsteiger schlägt ähnliche Töne an, wenn er erzählt: „Ralph ist ein akribischer Arbeiter, der es schafft, sein Team hinter sich zu haben. Ich glaube das kommt daher, dass er selbst ein Teamplayer war und sich alles erarbeiten musste. Er weiß, was wichtig ist, um das Team hinter sich zu bringen.“

Ingolstadt hatten Experten schon länger als Klub mit Potenzial auf dem Plan gehabt. Trotz des einen oder anderen namhaften Spielers scheiterten aber mehrere Trainer daran, einen einstelligen Tabellenplatz einzufahren, geschweige denn in die Bundesliga aufzusteigen.

Was macht Hasenhüttl also anders? „Er erreicht die Spieler viel besser“, antwortet Ramazan Özcan gegenüber LAOLA1. „Für ihn spricht, dass er die Spieler so anpackt, dass sie für ihn alles geben und dass wir die Leidenschaft auf den Platz bringen“, erklärt der ÖFB-Teamkeeper, der bereits seit Sommer 2011 ein Schanzer ist. Hasenhüttl ist der entscheidende Mosaikstein, der Ingolstadt gefehlt hat. „Er hat es auch geschafft, dass wir unser Stadion voll bekommen, was zuvor in meiner Anwesenheit hier noch nie gelungen ist und dass er die Qualität und das Know-How als Trainer hat, ist unbestritten“, sagt „Rambo“.

Ein Trainer der modernen Schule

Diese spezielle Ansprache, der Umgang mit den Spielern scheint also eine entscheidende Komponente im Erfolg des Trainers Hasenhüttl zu sein. Denn nicht nur die Spieler streichen dies hervor, auch sein Co-Trainer erklärt uns:

„Ralph ist vor allem authentisch, die Spieler wissen, woran sie sind. Er hat ein sehr gutes Händchen für Menschen- und Mannschaftsführung, nimmt die Spieler mit. Er ist kein Diktator, er hat eine natürliche Autorität, die als Trainer sehr wichtig ist.“

Und Michael Henke weiß, wovon er spricht, immerhin gewann er an der Seite von Ottmar Hitzfeld alles, was es im Klubfußball zu gewinnen gibt. „Ralph ist in seinen Aussagen verlässlich, wirft nichts um, wenn er etwas sagt, dann ist das so. Das ist eine ganz wichtige Eigenschaft, die du als Spitzentrainer heute brauchst. Die Führungsstile, wie sie früher waren, funktionieren bei der heutigen Generation nicht mehr“, erzählt Henke.

Das bestätigt auch Erich Rutemöller, jahrelanger Chefausbilder beim Trainerlehrgang des DFB. „Ein Training durchzuführen, Spielformen abzuhalten, das ist mit ein bisschen Planung kein Problem. Aber die Spieler zu führen, zu korrigieren und die Mannschaft zusammenzuhalten, diese Dinge sind entscheidend“, meint er.

Im Gespräch mit LAOLA1 erinnert sich Rutemöller an Hasenhüttl, der unter ihm im 50. DFB-Trainerlehrgang saß. Zudem haben wir mit Bayern-Legende Hermann Gerland gesprochen. Unter ihm ließ Hasenhüttl seine erfolgreiche Spielerkarriere bei den Amateuren des FC Bayern ausklingen. Lesen Sie dazu die Artikel "ÖFB und DFB auf Augenhöhe" bzw. "Prägende Jahre beim FC Bayern".


Christoph Kristandl

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