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Wassers Weg von der SKN-Bank zur Anführerin der Vienna

Wasser spielte mit St. Pölten Champions League, wo sie sich einst schwer verletzte. Drei Jahre später folgte der Wechsel in die zweite Liga zur Vienna.

Wassers Weg von der SKN-Bank zur Anführerin der Vienna Foto: © GEPA

Vienna-Kapitänin Claudia Wasser kommt gut gelaunt und mit einem Lächeln zum Interview mit LAOLA1.

Ihr Alltag ist vollgepackt, sechs Mal in der Woche steht auf der Hohen Warte Training an. Wenn sie gerade nicht trainiert, fährt sie mit ihren Mannschaftskolleginnen zum nächsten Bundesligaspiel.

An diesem Wochenende ist der Weg kein weiter, denn es wartet in der Generali-Arena das Derby gegen Austria Wien. "Ein Derby ist generell immer etwas Spezielles. Man hat in der letzten Saison gesehen, dass die immer sehr umkämpft sind, mit knappen Ergebnissen", sagt Wasser.

Schnelle Anpassung an die Bundesliga

Angesichts der letzten Resultate gegen die Violetten, in der Rückrunde 2022/23 gab es einen 2:1-Heimerfolg, klingt dies wie ein Understatement. Dennoch gibt Wasser zu: "Die Nummer eins in Wien zu sein, ist immer etwas Cooles."

Die Frauen des First Vienna FC stiegen erst zur Saison 2021/22 in die Bundesliga auf. Die Truppe von Trainer Mark Dobrounig fasste dort schnell Fuß, wurde in der Aufstiegssaison auf Anhieb Vierter. Zehn Siege in 18 Spielen lautete die Bilanz.

Die meisten Spielerinnen der jungen Truppe betraten erstmals die Bundesliga-Bühne: "Für viele war es schon ein großes Ereignis, endlich einmal Bundesliga spielen zu dürfen", erklärt Wasser.

Vom Serienmeister in die 2. Liga

Für die 28-Jährige war dies längst kein Neuland mehr, konnte sie doch bei den Topadressen im heimischen Frauenfußball - Neulengbach, Sturm Graz und SKN St. Pölten - jede Menge Erfahrung sammeln.

Im Sommer 2020 schloss sie sich dem damaligen Zweitligaklub Vienna an. Nach verletzungsbedingt schwierigen Jahren war es für Wasser Zeit, eine neue Herausforderung zu suchen: "Ich habe generell etwas Neues gesucht, in der Corona-Abbruchsaison war mir dann klar, dass ich einen Stationswechsel möchte."

Bei der Vienna hatte die routinierte Spielerin von Beginn an ein gutes Gefühl: "Wir waren schon in der zweiten Liga eine gute und eingespielte Gruppe, ich fühle mich sehr wohl."

2020/21 führte Wasser ihr Team zum Meistertitel in der 2. Liga und in die Bundesliga.
Foto: © GEPA

Vom Bundesligakrösus St. Pölten in die zweite Liga zur First Vienna zu wechseln, sieht die 28-Jährige auch zwei Jahre später als die richtige Entscheidung an: "Ich habe damals gesagt: Es war definitiv kein Schritt zurück, sondern ein Schritt in die richtige Richtung und vielleicht auch was in Wien, weil ich dort wohne."

Der Wohlfühlfaktor spielt offenbar die wesentliche Rolle, auch wenn Wasser zugibt:

"Es ist schon schwierig, wenn man davor bei St. Pölten oder Neulengbach gespielt hat, wo man so etwas wie verlieren nur selten gekannt hat, aber ich glaube, das ist ein Lernprozess." Ihrer Rolle als Führungsfigur ist sie sich bewusst: "Ich kann der Mannschaft auch viel weitergeben und wir sind auf einem guten Weg."

Verhängnisvoller Champions-League-Abend

Die vier Jahre, die sie beim Serienmeister verbracht hat, haben bei der Mittelfeldspielerin Spuren hinterlassen: "Bei St. Pölten war es sehr schwierig, weil ich sehr viele Verletzungen hatte, wodurch es schwierig war, sich immer wieder in die Startelf zurückzukämpfen und auf dem hohen Niveau Fuß zu fassen."

Unter ihren zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen sticht einer besonders hervor: der Schien- und Wadenbeinbruch, erlitten nach ihrer Einwechslung im Champions-League-Heimspiel von St. Pölten gegen Manchester City 2017, ohne einen einzigen Ballkontakt.

Kurz davor sei sie erst von einer Blessur zurückgekehrt, wie Wasser erzählt: "Ich habe damals wenig mitbekommen, die Rettung war vor Ort und ich habe Schmerz- und Beruhigungsmittel bekommen." Im Krankenhaus folgte dann eine vierstündige Operation.

2017 zog sich Wasser nach ihrer Einwechslung in der CL einen Schien- und Wadenbeinbruch zu.
Foto: © GEPA

An eine Rückkehr auf den Fußballplatz war in den drauffolgenden Tagen erst einmal nicht zu denken, stattdessen musste sie wieder alltägliche Dinge lernen: "Das erste Monat habe ich überhaupt nicht gehen können."  

Die Leidenschaft Wassers für den Sport, den sie bereits seit Kindertagen ausübt, war aber größer als die Verletzungssorge. Anders wurde das in ihrem Umfeld gesehen: "Eine der ersten Fragen von meiner Familie war, ob ich jetzt aufhöre, Fußball zu spielen."

Inzwischen ist sie körperlich wieder in Topform und meint im Rückblick: "Es war sicher die schwerste Verletzung, die ich hatte, ist aber auch vorbeigegangen."

"Wollen die Großen ärgern"

 

Unabhängig von ihrer langen Krankenakte strebt die 28-Jährige eine Karriere im medizinischen Bereich an, denn leben kann sie von ihrem Dasein als Bundesligaspielerin nicht.

Neben den Verpflichtungen als Fußballerin arbeitet sie noch 30 Stunden in einem Wahlärztezentrum. Nach der Schule absolvierte sie die Ausbildung zur medizinischen Masseurin, nach dem Karriereende möchte sie ein Medizinstudium beginnen.

Zuvor liegt ihre Aufmerksamkeit aber auf der Vienna, die Ziele sind recht klar definiert: "Wir wollen im Cup weiterkommen und die Großen in der Liga ärgern." Neben ihrem Verein hat sie das Kapitel ÖFB-Nationalteam noch nicht zugeschlagen. Wasser war bisher nur für Österreichs U19 aktiv:

"Ich war mit der Teamchefin im Austausch. Für mich war aber im Vordergrund, dass ich fit bin und es bleibe, so wie es aktuell der Fall ist." An Wasser selbst würde es jedenfalls nicht scheitern: "Ich würde gerne im Nationalteam spielen, aber sie sind dort auch gut besetzt."

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