Endstand
1:3
1:0, 0:3
news

Flecker über Traumtor: "Ging im Training noch in die Hose"

Trotzdem hatte der Steirer genügend Selbstvertrauen, um es im Spiel erneut zu versuchen. Warum es zu keinem Punkt reichte und ihm das Sageder-System liegt.

Flecker über Traumtor: Foto: © GEPA

17.098 Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen, als Florian Flecker beim Auftakt der Europa-League-Gruppenphase im Spiel des Jahres gegen den FC Liverpool in der 14. Spielminute ein Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:0 gelang.

Sascha Horvath brachte einen Eckball perfekt in den Rückraum auf den völlig blank stehenden Flecker, der sich die Kugel kurz runternahm und unnachahmbar ins linke Eck schweißte. Liverpool-Schlussmann Caoimhin Kelleher, der Stammgoalie Alisson ersetzte, war chancenlos.

Ein Treffer, der dem 27-jährigen Steirer wohl noch länger in Erinnerung bleiben wird. „Natürlich fühlt es sich schön an, es war ein besonderer Moment für mich“, meint der Rechtsaußen nach dem Spiel, das der LASK schlussendlich mit 1:3 verlor.

Unter Kühbauer maximal Edeljoker

Tore sind in der Karriere des Routiniers ein eher seltenes Gut. Es war sein 31. Treffer im 232. Pflichtspiel, im LASK-Dress jubelte Flecker erst zum siebenten Mal.

Und: Die letzte Saison war für ihn alles andere als einfach. Als Didi Kühbauer noch das Trainerzepter schwang, kam Flecker nicht über die Rolle des Jokers hinaus.

Zwar stand er in 26 Bundesliga-Spielen am Platz, konnte mit zwei Toren und vier Assists auch durchaus aufzeigen. Dennoch reichte es unter dem burgenländischen Ex-Coach nur zu 628 Einsatzminuten, zwischendurch spielte Flecker sogar in der Regionalliga Mitte bei den LASK Amateuren.

„Natürlich will man spielen, so ehrlich muss ich sein“, erklärte Flecker im Vorfeld des Liverpool-Spiels im Interview mit LAOLA1. „Ich glaube, dass ich der Mannschaft dank meiner Qualitäten trotzdem helfen konnte und immer wieder Schwung reingebracht habe.“

Aktuelle Situation „bisschen angenehmer“

Die aktuelle Situation ist für Flecker natürlich „schon ein bisschen angenehmer“, gab er zu.

Zudem fühlt er sich im System von Thomas Sageder wohl, obwohl die rechte Außenbahnposition, die sowohl mit offensiven als auch defensiven Aufgaben verbunden ist, nicht seine ideale ist.

„Grundsätzlich spiele ich schon lieber offensiver. Aber dieses System kommt mir von der Spielanlage sehr entgegen, weil ich meine Athletik im hohen Pressing einbringen kann. Daher ist die Systemumstellung sicher ein Vorteil für mich.“

"Gestern haben wir es einmal probiert, da ist es etwas in die Hose gegangen. Dann haben wir es wieder gelassen und gesagt, dass es im Spiel schon hinhauen wird."

Florian Flecker über die einstudierte Variante zum 1:0

Das in den letzten Wochen entgegengebrachte Vertrauen von Coach Sageder zahlte Flecker nun schon mehrfach zurück.

Beim 3:1-Auswärtssieg am letzten Wochenende gegen Austria Klagenfurt erzielte er das zwischenzeitliche 2:0, diesmal sogar den wundervollen Führungstreffer.

Einstudierte Ecken-Variante ging im Training noch in die Hose

Die Ecke sei in der Vorbereitung auf das Spiel einstudiert worden, verrät der Torschütze. „Wir haben gewusst, dass Liverpool da einen Raum hergibt.“

Im Training sei die Variante aber noch in die Hose gegangen. „Gestern haben wir es einmal probiert, dann haben wir es wieder gelassen und gesagt, dass es im Spiel schon hinhauen wird“, lächelt Flecker. „Genau so war es dann auch.“

Dank seines Treffers durften die Oberösterreicher einige Zeit lang auf das „Wunder von Linz“ hoffen. Schließlich führten die Athletiker nach einer couragierten Leistung zur Pause sensationell, aber verdient mit 1:0.

Nach 1:3 war die Luft draußen

Ein strittiger Elfmeter in der 56. Spielminute, den Darwin Nunez unhaltbar für Torhüter Tobias Lawal verwandelte, sowie das 2:1 nach einem Konter durch Luis Diaz drehten das Spiel jedoch zugunsten der „Reds“.

Trotzdem seien die Linzer, nachdem sie in Rückstand geraten sind, „noch gut in der Partie drinnen gewesen. Wir haben uns nicht versteckt, nicht zurückgesteckt. Das Stadion ist super mitgegangen“, so Flecker.

Doch das 3:1 des eingewechselten Mohamed Salah in der Schlussphase besiegelte das Schicksal des LASK. „Spätestens dann war es richtig schwer“, weiß Flecker und fügt hinzu: „Da wussten wir, dass wir es wohl nicht mehr drehen werden.“

Die Unterschiede zwischen Halbzeit eins und zwei

Die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Halbzeit sind für den 27-Jährigen leicht erklärbar.

„Ich glaube, es war einfach so, dass wir die Intensität nicht mehr so hochhalten konnten wie in der ersten Halbzeit. Es war ein brutal intensives Spiel für uns, Liverpool hat es dann auch schlau gemacht und sich noch etwas besser bewegt.“

Dadurch sei man nicht mehr so gut in die Zweikämpfe gekommen und immer einen Schritt zu spät in die Zweikämpfe. „Und wenn du ihnen Räume gibst, ist es logisch, dass sie diese mit ihrer Klasse ausnutzen“, betont Flecker.

Ob die zweite Hälfte des Premier-League-Spitzenklubs sogar Champions-League-Niveau hatte, konnte Flecker nicht beantworten. „Ich habe nie Champions League gespielt“, lacht er.

Ein Wechselbad der Gefühle

Insgesamt könne der LASK trotzdem stolz sein, wenngleich die emotionale Lage kurz nach dem Spiel schwierig zusammenzufassen ist.

„Wenn du so gut dabei bist, da waren wir dann schon manchmal etwas angefressen, weil wir enttäuscht waren. Aber wenn wir das Spiel analysieren und sehen, wie gut wir das gemacht haben, werden wir zufrieden sein“, glaubt der Steirer.

Flecker macht keinen Hehl daraus, dass es „nie schön ist, wenn du verlierst. Aber man muss auch irgendwo realistisch sein und sagen, dass das Resultat gerecht ist.“

Kommentare