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Christian Peintinger: Hütters engster Vertrauter

Christian Peintinger arbeitete 25 Jahre bei der WKO. Dann veränderte ein Wanderurlaub sein Leben.

Christian Peintinger: Hütters engster Vertrauter Foto: © getty

Plötzlich stand Christian Peintinger im Rampenlicht. Und er glänzte.

45.000 Fans im Guiseppe Meazza, ein 1:0-Sieg gegen Inter Mailand, mit Eintracht Frankfurt den Aufstieg ins Viertelfinale der UEFA Europa League fixiert, und das auch noch hochverdient. Spielbericht >>>

So schnell wird der Steirer diesen Abend wohl nicht vergessen. „Ein aufregendes Erlebnis! Es war ein überragendes Gefühl, am Ende noch mal mit den Fans zu feiern. Ein Highlight in meiner Karriere“, sagt der 51-Jährige.

Weil Adi Hütter gesperrt war und nur auf der Tribüne sitzen durfte, übernahm Peintinger die Aufgaben des Eintracht-Cheftrainers. Bange war Hütter davor gewiss nicht, ist der Mann doch mehr als nur sein Co-Trainer. Peintinger ist einer der engsten Vertrauten, einer der besten Freunde des Erfolgscoaches.

Dass er irgendwann einmal in einem Europacupspiel an der Seitenlinie stehen würde, hätte der Leobener wohl nicht mehr gedacht. Sein Leben ist zwar vom Fußball geprägt, leben konnte er davon bis vor dreieinhalb Jahren aber nur ganz kurz. Doch dann veränderte ein Wanderurlaub sein Leben.

Als Mittelfeldspieler hat Peintinger keine schlechte, aber auch keine grandiose Karriere hingelegt. Beim SK Sturm, sein Herzensverein, schaffte er den Durchbruch, wechselte danach zum FC Tirol, wo er unter Ernst Happel kickte, und zum LASK.

Vollzeit-Arbeiter und Bundesliga-Kicker

Nach zwei Saisonen war das Dasein als Profi aber schon wieder beendet, beim DSV Leoben konnte er von seinem Gehalt nicht leben. Also begann der Maturant, sich beruflich weiterzubilden, arbeitete in der Wirtschaftskammer. „Das kann man sich ja heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen, ich bin ganztägig arbeiten gegangen und habe trotzdem in der höchsten Liga gespielt“, erzählte er einmal „gaeubschwarz.ch“.

Als Peintinger dann auch noch Vater wurde, steckte er sportlich zurück, verdingte sich in unteren Ligen, war unter anderem bei LUV Graz, in Oberwart und Kalsdorf aktiv. Schon damals absolvierte der Steirer seine Trainerausbildung, sammelte als Spielertrainer in Gössendorf und Kalsdorf erste Erfahrungen. Und trat damit gewissermaßen in die Fußstapfen seines Vaters Walter, der einst ebenfalls beim SK Sturm gekickt hatte und anschließend unter anderem bei Kapfenberg, Voitsberg und Flavia Solva auf der Bank saß.

Über die U19 des SK Sturm landete Peintinger dann bei den Amateuren der „Blackies“ und hielt seinem Herzensverein sechs Jahre lang die Treue. Als die zweite Mannschaft der Grazer dann aber auch vormittags trainierte, wurde es beruflich eng für Peintinger.

Der Coach entschied sich für seinen Brotberuf. „Sturm12“ verriet er: „Es war eine Option, und es gab von Sturm auch das Angebot. Ich hab versucht, das mit meiner Firma abzuklären. Vermutlich wäre es auch gegangen. Letztentscheidend wäre es die Wirtschaftskammer Österreich gewesen, die diesem Antrag stattgeben hätte müssen. Es stand eine zweijährige Beurlaubung im Raum. Ich hätte die fußballerische Hauptberuflichkeit als Trainer wirklich einmal gerne erlebt. Aber ich konnte mich mit Sturm finanziell nicht einigen. Außerdem mache ich meinen Job seit 22 Jahren, da geht man nicht so einfach weg.“

Also kehrte Peintinger zu Kalsdorf zurück. „Im Sonne der Nerven, im Sinne der Lebensqualität auch, war es für mich sicher sinnvoll, dass ich einen Schritt zurück gemacht habe“, sagte er einmal. Mit Kalsdorf gelang dem Coach der Aufstieg in die Regionalliga Mitte und im September 2013 der sensationelle 2:1-Sieg in der zweiten Cup-Runde gegen die Wiener Austria, die zu diesem Zeitpunkt in der Gruppenphase der Champions League spielte.

Im Herbst 2015 folgte dann der bereits erwähnte Wanderurlaub, der alles ändern sollte. Gemeinsam mit seiner Frau sowie Adi Hütter und dessen Frau befand sich Peintinger auf einem zweitägigen Ausflug. Währenddessen ging es für Hütter in den Verhandlungen mit den Young Boys Bern in die Zielgerade.

Der Weg in ein neues Leben

Peintinger im Oberwart-Dress
Foto: © GEPA

„Da ist der Anruf gekommen von YB und es ging darum, wer mit ihm mitgeht. Und da hat er mich gefragt“, berichtet Peintinger. Er beschreibt die damalige Situation: „Meine Frau hatte das immer gemerkt, dass der Wunsch, irgendwann einmal professionell im Fussball zu arbeiten, sehr tief in mir drinnen steckt. Sie war eigentlich die erste, die von Haus aus sofort gesagt hat: ‚Mach es, ich weiß, es ist ein Traum von dir, ich unterstütze dich.‘ Die Kinder waren auch sofort bereit, das war für mich das Wichtigste. Ich dachte mir einfach: ‚Jetzt bin ich 48 Jahre, wann bekommst du noch einmal eine Chance, ins Ausland zu gehen, professionell zu arbeiten unter guten Bedingungen? Wenn du’s jetzt nicht nutzt, wirst du irgendwann sagen: Warum habe ich das nicht gemacht?‘“

Gesagt, getan. Nach 25 Jahren gab der Steirer den Job in der Wirtschaftskammer auf und folgte Hütter in die Schweiz. Rund 20 Jahre währt die Freundschaft der beiden nun schon. Entstanden ist sie, als Hütter einst beim GAK kickte. „Mit der Zeit hat sich eine innige Freundschaft entwickelt“, sagt der Co-Trainer.

Gemeinsame Urlaube mit Klaus Schmidt

Hütter sagt in der „FAZ“ über Peintinger: „Mit ihm kann man lachen, aber auch ernst sein. Er ist, wie man in Österreich sagt, ein flotter Bursch. Ich bin froh, ihn an meiner Seite zu haben. Wir denken fast gleich, was den Fußball betrifft.“

Gemeinsame Urlaube sind keine Seltenheit. Nach dem Meistertitel mit YB Bern ging es etwa nach Griechenland zu einem Segeltörn. Neben den Familien Hütter und Peintinger war auch jene des nunmehrigen Mattersburg-Trainers Klaus Schmidt mit an Bord.

"Ich sage ihm hin und wieder, dass er ein unangenehmer Chef ist, weil er sehr streng und kontrollierend sein kann"

In Frankfurt wohnt das Duo Hütter/Peintinger sogar im selben Wohnhaus, allerdings freilich in getrennten Wohnungen. Der Steirer erklärt: „In Bern lagen Adis Wohnung und meine weit auseinander. Weil Adi gerne gekocht und mich regelmäßig eingeladen hat, war ich öfter bei ihm essen. Und wenn es dann im Winter viel geschneit hatte, musste ich nach einem langen Arbeitstag müde und in der Dunkelheit im eiskalten Auto noch zurückfahren. Es war uns beiden klar, dass wir das in Frankfurt anders regeln wollten. Das ist praktisch. Auch für unsere Familien, die sich gut verstehen und so einen gemeinsamen Anlaufpunkt haben, wenn sie hierher kommen.“

Mit dem besten Freund im Job, das kann mitunter auch zu Problemen führen. Wie Peintinger in der „FAZ“ berichtet, funktioniert das in diesem konkreten Fall aber recht gut.

„Wir können unsere Arbeitsbeziehung von unserer Freundschaft trennen. Das ist nicht immer einfach, aber es geht. Man muss halt nur wissen, welche Funktion man hat. Ich sage ihm hin und wieder, dass er ein unangenehmer Chef ist, weil er sehr streng und kontrollierend sein kann. Das fällt manchmal schwer zu akzeptieren, weil er gleichzeitig einer von meinen besten Kumpels ist. Aber das pendelt sich ein. Es ist okay für mich. Ich habe viel von ihm gelernt, über den Fußball und das Leben. Und ich weiß, dass es ihm genauso geht.“

Und nun überlässt Peintinger das Rampenlicht wieder seinem Freund Hütter.

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