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"Stevie-G-Vibes" - Szoboszlai verzaubert Liverpool-Fans

Kurz vor dem EL-Duell gegen den LASK sprach LAOLA1 mit dem einzigen Liverpool-Fanklub Österreichs über den Mittelfeld-Magier, der einst ein "Bulle" war.

Foto: © GEPA/getty

Champions-League-Flair in der Stahlstadt Linz!

Der LASK ist zwar heuer nicht in der Königsklasse vertreten, bekommt es aber in der Gruppenphase der Europa League mit einem internationalen und glorreichen Top-Klub zu tun.

Zum dritten Mal in der Vereinshistorie hat sich der LASK für den Hauptbewerb des kleinen Bruders der Champions League qualifiziert – zum dritten Mal hat der österreichische Bundesligist einen Premier-League-Klub vor der Brust.

Waren es zuvor noch Manchester United (Achtelfinale 2019/20) und Tottenham (Gruppenphase 2020/21), muss sich die Truppe von Thomas Sageder in der aktuellen Saison gegen den FC Liverpool beweisen.

Schon zum Auftakt des Europacups am Donnerstag (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker>>>) wartet das Aufeinandertreffen der beiden ungleichen Teams, zwischen denen ein Marktwertunterschied von rund 800 Millionen liegt (Angaben laut transfermarkt.at).

"Hatte ihn nicht am Schirm"

Im Fokus des Duells steht ein Spieler, der in den heimischen Gefilden reifte, und nun bei den "Reds" kickt: Dominik Szoboszlai.

Der 22-jährige Ungar wechselte im Sommer dank einer Ausstiegsklausel für kolportierte 70 Millionen Euro von RB Leipzig an die Anfield Road und bewies ohne Anlaufzeit sein reichlich vorhandenes Potenzial.

"Ich persönlich habe ihn, ehrlich gesagt, nicht auf dem Schirm gehabt", gesteht Alexander Tanasic, Präsident des einzigen Liverpool Supporters Club Österreichs – den "Red Fellas" – im Interview mit LAOLA1.

"Nicht, dass er sein legitimer Nachfolger ist, aber er erinnert an Steven Gerrard, wie er in jungen Jahren aufgespielt hat. Er kickt unbekümmert, macht auch seine defensiven Aufgaben."

Alexander Tanasic über Dominik Szoboszlai

Neuer Anstrich für Liverpools Mittelfeld

Nach zahlreichen Abgängen um Mannschaftskapitän Jordan Henderson, James Milner und Fabinho standen Trainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Jörg Schmadtke vor der Aufgabe, das Mittelfeld neu zu formen. Keine leichte Aufgabe, schließlich beackerten besagte Herren jahrelang die Schaltzentrale des Premier-League-Klubs und trugen einen maßgeblichen Teil zu den jüngsten Erfolgen bei.

Mit Jude Bellingham entschied sich das anfängliche Objekt der Begierde für den Schritt zu Real Madrid, Liverpool schwenkte folglich um und fand seinen neuen Mittelfeld-Dirigenten in der Deutschen Bundesliga.

Nachdem der Szoboszlai-Transfer Anfang Juli realisiert wurde, waren die "Red Fellas" zunächst geteilter Meinung. "Für einige war es ein Schnäppchen, für andere waren 70 Millionen viel zu viel", erläutert Tanasic die ersten Einschätzungen der Fan-Gruppierung.

"Der Typ sch***t sich nix"

Szoboszlai läuft mit der Rückennummer von Vereinslegende Gerrard auf
Foto: © getty

Es brauchte in der Folge nur fünf Spieltage im englischen Oberhaus, schon zeichnete sich ein klareres Bild ab. Szoboszlai lässt bei Tanasic durch seine bisherigen Auftritte im Liverpool-Jersey (ein Tor) sogar "Stevie-G-Vibes" aufkommen. 

"Nicht, dass er sein legitimer Nachfolger ist, aber er erinnert an Steven Gerrard, wie er in jungen Jahren aufgespielt hat". Das Oberhaupt der "Red Fellas" geht ins Detail: "Man hat schon in der Vorbereitung gemerkt, der Typ sch***t sich nix. Er kickt unbekümmert, macht auch seine defensiven Aufgaben."

Passenderweise trägt Szoboszlai, der vereinsintern jüngst zum Spieler des Monats gewählt wurde, nun die legendäre Trikotnummer der Liverpool-Ikone – den "Achter". 

Der ehemalige Salzburg-Akteur fülle nun die Lücke, die einst Philippe Coutinho mit seinem Abgang zum FC Barcelona aufriss. "Szoboszlai ist vom Profil ein Spieler, der gerne in Eins-gegen-Eins-Situationen geht, der mal aus der Distanz abzieht. All das ist uns in den letzten Jahren abgegangen", meint Tanasic.

Seine hochwertigen Anlagen hatte die "Branch" (engl., zu Deutsch Fanklub) bereits zu seinen Salzburger Zeiten verfolgt: "Zuerst war der Hype um Erling Haaland, dann war Takumi Minamino im Fokus. Danach haben wir uns auch gedacht: 'Warum schnappt sich kein großer Klub Szoboszlai?'" Der Schritt nach England wäre für den 22-jährigen Edeltechniker damals aber wahrscheinlich "zu früh gekommen", so Tanasic.

Die Zwischenstation in Leipzig macht sich nun für die "Reds" bezahlt. Dass Szoboszlai so schnell einschlägt, hätte der hauptberufliche Digital Media Consultant indes nicht erwartet.

"Ich kann mir vorstellen, dass er einschlagen könnte, wie einst Mohamed Salah. Das Potenzial hätte er, das richtige Trainerteam ist um ihn herum. Das Gesamtpaket für eine Weltkarriere ist vorhanden."

Tanasic glaubt an eine strahlende Szoboszlai-Zukunft

Potenzial zur Weltklasse

Dabei sei Szoboszlai ein "typischer Klopp-Spieler, dessen Attitüde – er saugt viel auf, arbeitet viel und setzt schnell um, was von ihm verlangt wird – perfekt zum Klub passt".

Der deutsche Trainer sparte unterdessen nach seinen starken Leistungen nicht an Lob für den ungarischen Nationalspieler.

"Er hat so ziemlich alle Attribute, die man sich wünscht - und das Letzte, was man denkt, wenn man ihn spielen sieht, ist, dass er erst 22 ist, also kann noch viel kommen, wenn er sich richtig eingelebt hat", streute Klopp seinem neuen Spielgestalter Rosen nach dem 3:1-Erfolg über den AFC Bournemouth.

Auch Tanasic gerät im Gespräch über Szoboszlai ins Schwärmen: "Ich kann mir vorstellen, dass er einschlagen könnte, wie einst Mohamed Salah. Das Potenzial hätte er, das richtige Trainerteam ist um ihn herum. Das Gesamtpaket für eine Weltkarriere ist vorhanden."

Szoboszlai "sofort Chef am Platz"

Szoboszlai
Foto: © getty

Vor allem die taktische Flexibilität für das Liverpool-Spiel bringe der ehemalige Bundesliga-Akteur mit.

"Er kann sowohl offensive, als auch defensive Aufgaben übernehmen. Mit der alten Garde um Henderson, Fabinho und Co. war das Umschaltspiel schwieriger, weil alle eher defensiv orientiert sind und teilweise nicht über die notwendigen Skills verfügen. Den ewigen Milner in allen Ehren, aber das waren alles Kämpfer und keine Spieler, die technische Geniestreiche in ihrem Reportoire haben."

Auch scheue sich Szoboszlai nicht, Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen. Tanasic zieht Parallelen zu einem ehemaligen Ajax-Profi: "Ich vergleiche ihn ein bisschen mit Dusan Tadic, der nach seinem Wechsel zu Fenerbahce gleich der Chef am Platz war. Natürlich bekommt er das Vertrauen vom Trainer, aber es liegt auch an seiner Persönlichkeit und Einstellung im Spiel."

Schon jetzt "Signing of the Year"?

In manchen Fan-Kreisen der "Reds" wird der Liverpool-Spielmacher schon als "Signing of the Year" betitelt. Tanasic meint: "Geht man von den bisherigen Transfers aus, könnte man ihn schon so bezeichnen – vorausgesetzt, er performt weiterhin so gut und verletzt sich nicht. In den Medien wird auch bereits davon geschrieben, dass Klopp und Co. bei Szoboszlai ein echter Coup gelungen ist."

"Man darf aber auch Alexis Mac Allister nicht unerwähnt lassen, der macht seinen Job auch sehr gut und war mit einer Ablösesumme von rund 40 Millionen ein absolutes Schnäppchen."

Der argentinische Weltmeister mimt in Klopps Dreier-Mittelfeld aktuell den Sechser. Mit den Neuverpflichtungen Ryan Gravenberch, Wataru Endo und dem Eigenbauspieler Stefan Bajcetic stünden weitere Optionen bereit, wobei Erstgenannter sich eher in der Achterrolle zuhause fühlt.

Sechs Scorerpunkte in sechs Duellen mit LASK

Sechs Scorerpunkte in sechs Duellen mit LASK
Szoboszlai im Laufduell mit James Holland (LASK)
Foto: © GEPA

Im Hinblick auf das bevorstehende Kräftemessen mit dem LASK ist eine Startaufstellung schwer zu prognostizieren. Klopp hatte auf der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch angemerkt, er wolle die Europa League mit dem notwendigen Ernst und Respekt angehen.

In Linz darf man also ein Top-Team erwarten – mit Szoboszlai in der Startformation?

"Klopp wird sicher eine starke Elf auf den Platz schicken. Ich glaube, dass er Szoboszlai von Anfang an spielen lässt. Er kennt die österreichische Liga, er kennt den LASK, obwohl sich die Mannschaft seit seinem Wechsel ins Ausland verändert hat", mutmaßt Tanasic.

Mit Salzburg, das den damals 16-Jährigen 2017 in die Akademie gelotst hatte, trat er sechs Mal gegen die Athletiker an. Bei den fünf Siegen schoss Szoboszlai zwei Tore und bereitete vier weitere vor.

Der Präsident der "Red Fellas" glaubt, dass Klopp "das Spiel frühzeitig zu seinen Gunsten entscheiden will. Dann könnte er die Rotationsmaschine anwerfen."

Gleichzeitig prognostiziert er ein "schwieriges Duell" für seinen Herzensklub: "Für die meisten Spieler ist es ein unbekannter Klub. Dann kommen noch die Atmosphäre im neuen Stadion und die LASK-Fans im Rücken hinzu. Da kann alles passieren. Wenn die Linzer einen guten Tag erwischen, kann Liverpool gefordert werden", glaubt Tanasic, der der brisanten Begegnung selbst aber nicht beiwohnen kann.

Linz wird zum Liverpool-Schmelztiegel

Linz wird zum Liverpool-Schmelztiegel
Liverpool-Fans werden in Linz "You'll never walk Alone" anstimmen
Foto: © getty

"Ich werde in Wien bleiben, da ich vor Kurzem zum zweiten Mal Vater geworden bin. Das heißt ich werde mit der Milchflasche vor dem Fernseher sitzen und das Spiel verfolgen", lacht er.

Auch ohne seine Unterstützung werden 40 bis 50 Supporter von den "Red Fellas" in Linz vor Ort sein und die Klub-Hymne "You Never Walk Alone" erklingen lassen. Die Mehrheit wird dabei im Auswärtssektor zugegen sein und Szoboszlai und seine Teamkollegen anfeuern.

Tanasic schildert den Ablauf des Matchtages: "Die Gruppe reist aus unterschiedlichen Bundesländern per Auto oder Zug an. Dann wird man sich so gegen 14, 15 Uhr beim offiziellen Meetingpoint einfinden, schon ein bisschen Stimmung machen und dann in Richtung Stadion ziehen."

Die "Red Fellas" bekommen darüber hinaus internationale Unterstützung. Neben den "Scousers" aus Liverpool wird Anhang aus Spanien, Frankreich, Ungarn, Serbien und Slowenien erwartet.

Gruppensieg ist "absolute Pflicht"

Einen rasanten Durchmarsch von Szoboszlai und Co. in der Europa League kann sich Tanasic derweil nicht vorstellen: "Es gibt viele unangenehme Vereine im Bewerb, für die auch die Einnahmen aus dem Europacup eine essenzielle Rolle spielen. Bei solchen Mannschaften kann dann zusätzliche Motivation freigeschalten werden."

Es hänge vielmehr vom Saisonverlauf ab. "Gruppenerster zu werden, ist natürlich absolute Pflicht. Alles was dann nach dem Winter kommt, wird man sehen. Klopp wird auch im Hinblick auf die Liga und die anderen Pokalbewerbe, was die Aufstellung betrifft, Schach spielen müssen", so seine Einschätzung.

Das Hauptaugenmerk liegt zunächst aber auf dem LASK, den die "Reds" für einen gelungen Europacup-Start aus dem Weg räumen müssen.

Tanasic befindet abschließend: "Alles andere als ein klarer Sieg für Liverpool wäre schon eine faustdicke Überraschung."

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