Endstand
2:1
0:0, 2:1
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Bayern: "Davon können wir uns einen Scheißdreck kaufen!"

Die zu früh abgepfiffene Abseitssituation in der Nachspielzeit sorgt für große Empörung. Besonders Max Eberl war nach Spielende aufgebracht.

Bayern: Foto: © getty

Die Bayern verstehen die Welt nicht mehr.

Nicht etwa, weil sie im Halbfinale der UEFA Champions League im Rückspiel bei Real Madrid in einer dramatischen Schlussphase eine 1:0-Führung noch spät aus der Hand gegeben haben und die Saison 2023/24 nach der 1:2-Pleite ohne Titel beenden werden. Der Spielbericht >>>

Nein, eine Szene tief in der Nachspielzeit sorgte unmittelbar nach dem Schlusspfiff für großen Unmut. Schiedsrichter Szymon Marciniak pfiff eine knappe Situation in Strafraum-Nähe (90.+14) wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung verfrüht ab. Momente später brachte Matthijs De Ligt den Ball im Real-Tor unter.

Es wäre der Ausgleich zum 2:2 gewesen, der die Münchner in die Verlängerung gebracht hätte. Stattdessen verlässt man Madrid mit leeren Händen und jeder Menge Frust im Gepäck. "Eine solche Szene abzupfeifen, das ist unglaublich", sagte Thomas Müller.

Hat Real die Schiris immer auf seiner Seite?

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Damit zählte das Bayern-Urgestein noch zu jenen Akteuren, die sich ein Blatt vor den Mund nahmen.

Andere wählten weit schärfere Worte. Wie etwa De Ligt: "Ich kann das nicht verstehen, das musst du durchspielen lassen. Das macht man nicht. Das ist die ganz klare Regelung. Das ist eine Schande."

Der Linienrichter hätte sich sogar bei ihm entschuldigt und seinen Fehler gestanden. Der Niederländer glaubte: "Ich will nicht sagen, dass Real immer die Schiedsrichter mit sich hat... Aber das macht heute den Unterschied."

Kapitän Manuel Neuer fand ebenfalls klare Worte: "Der Schiedsrichter hat sich anstecken lassen, dass er Schiedsrichter im Bernabeu ist. Da muss er bei sich bleiben. Das darf auf diesem Niveau nicht passieren."

Eberl: Alle waren für ein deutsches Finale - einer nicht

Thomas Tuchel sprach auf die Szene angesprochen über "die Kirsche auf der Sahne. Diese Entscheidung ist ein absolutes Desaster." Der Bayern-Coach verwies auf das 2:1 von Joselu, bei dem die Szene nicht voreilig abgepfiffen wurde. Der folgende Treffer wurde erst aberkannt, nach VAR-Studium jedoch korrekterweise gegeben.

"Die Szene muss weiter laufen, so ist die klare Regel", ärgerte sich Tuchel. "Den ersten Fehler macht der Linienrichter, den zweiten der Schiedsrichter." Diesen knöpfte sich Sportvorstand Max Eberl in den Katakomben des Bernabeu-Stadions verbal vor.

"Er hat gepfiffen. Damit kann kein Videoassistent mehr eingreifen, weil es vor dem Tor war. Der Schiedsrichter hat gesagt, das war sein Fehler. Davon können wir uns einen Scheißdreck kaufen!", tobte der 50-Jährige und witterte einen Skandal: "Wir waren alle für ein deutsches Finale. Alle außer ein polnischer Schiedsrichter!"

Neuer und ein "Maulwurf", der ihn überraschte

Neben dem Ärger war die Enttäuschung über das bittere Ausscheiden gleichermaßen groß.

Nachdem Alphonso Davies den deutschen Rekordmeister in der 68. Spielminute mit einem Prachtschuss von der linken Seite ins lange Eck in Führung gebracht hatte, fehlten nur wenige Minuten, um gemeinsam mit Borussia Dortmund auf den Zug nach Wembley aufzuspringen und für eine Neuauflage des Endspiels von 2013 zu sorgen.

Doch einen seltenen Patzer von Neuer, der bis zu diesem Zeitpunkt eine überragende Partie spielte, nutzte Real in Person von Joker Joselu eiskalt aus. "Der Ball kam nicht so wie erwartet. Ich habe ihn auf dem Brustkorb erwartet, er ist aber auf den unteren Teil des Halses gekommen. Dann war es schwer für mich, ihn festzuhalten."

"Die Jungs sind mega enttäuscht. Und nichts, was ich sage, kann das irgendwie lindern."

Thomas Tuchel

Dass der Ball vor ihm nochmal auftippte, überraschte den Torhüter. "Es ist unglaublich brutal für einen Torwart. Damit habe ich nicht gerechnet, dass ein Maulwurf in dem Platz ist und der Ball so auftitscht." Man sei schon mit einem Schritt in London gewesen, betonte er.

Tuchel wird ohne Titel abtreten

Nach dem frühen Aus im DFB-Pokal und dem Verpassen der deutschen Meisterschaft haben die Bayern also auch die letzte Chance auf Silberware verspielt.

Thomas Tuchel tritt damit in wenigen Wochen ohne Titel ab. Die Art und Weise der Niederlage sorgte bei ihm für Kopfschütteln. "Es ist bitter. Aber es ist eine Niederlage, bei der wir alles auf dem Platz gelassen haben. Das ist auch Teil der Wahrheit", war der Cheftrainer zugleich stolz auf sein Team.

Es werde eine Weile brauchen, "um das zu verarbeiten", so Tuchel, der sich für seine Auswechslungen rechtfertigte. Er nahm im Laufe des Spiels alle vier Offensivspieler vom Feld, jedoch nicht freiwillig. "Ging nicht mehr, ging nicht. Die vorderen vier haben alle gesagt, sie müssen raus", sagte Tuchel.

Harry Kane habe etwa zum Schluss "mit Rückenschmerzen" gespielt. "Bei ihm ging nichts mehr. Der Rücken war zu", führte der 50-Jährige weiter aus. Zusätzlich hätte Neuer einen Fehler gemacht, "den er in 100 Jahren nicht macht. Wir haben alle gedacht, dass wir schon fast durch sind."

Dem war aber nicht so. Tuchel erklärte: "Die Jungs sind mega enttäuscht. Und nichts, was ich sage, kann das irgendwie lindern." Der Stachel an der Säbener Straße sitzt tief. Nur gut, dass eine verkorkste Saison in zwei Wochen zu Ende geht.


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