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Ex-Austria-Talent Gluhakovic schenkt Rapid nichts

Ex-Austria-Talent bei Lok Zagreb: Kontakt mit Rapidlern, aber kein Hass.

Ex-Austria-Talent Gluhakovic schenkt Rapid nichts Foto: © GEPA

Es sollte nicht sein!

Neun Jahre lang arbeitete sich Petar Gluhakovic beim FK Austria Wien nach oben, galt als absolutes Top-Talent und Zukunftshoffnung. Zum großen Durchbruch kam es jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht.

Im vergangenen Jahr zog der mittlerweile 24-jährige Defensivspieler einen Schlussstrich, seitdem heißt die neue Herausforderung Lokomotiva Zagreb. Wie es der Zufall will, wurde dem Klub des Ex-Austrianers in der 2. Runde des Champions-League-Playoffs der SK Rapid zugelost.

Das Salz in der Suppe. "Auf jeden Fall gibt es hier nichts zu verschenken", schickt Gluhakovic im LAOLA1-Interview eine Kampfansage nach Hütteldorf. "Ein Hass besteht aber nicht gegen Rapid." Deshalb kontaktierte er sofort seine U21-Kollegen Dejan Ljubicic und Maximilian Ullmann.

Im großen Interview vor dem Duell zwischen dem kroatischen und österreichischen Vizemeister spricht Gluhakovic über das Erfolgsgeheimnis von Lok Zagreb, seinen traurigen Abschied von der Austria sowie die Gründe, die rot-weiß-roten Connections im Team und den Lok-Star, der alle in den Schatten stellt.

LAOLA1: Wie groß ist die Vorfreude auf Rapid?

Petar Gluhakovic: Sehr groß! Das ist zur Zeit mit Sicherheit das wichtigste Spiel für uns. Das ist Champions League – jedes Kind schaut das im Fernsehen, das sich für Fußball interessiert. Deshalb ist es der Traum jeden Spielers, in der Champions League zu spielen.

LAOLA1: Wie Austria-gebrandet bist du noch? Ist da noch mehr Emotion im Spiel bei dir?

Gluhakovic: Ja, ich war den ganzen Nachwuchsbereich bei der Austria, habe alles durchgemacht bis zur Kampfmannschaft. Ein Hass besteht nicht gegen Rapid – weil sicher viele gleich daran denken. Natürlich freut es mich, einige alte Mitspieler aus dem Nationalteam zu sehen. Ich hoffe, dass ich derjenige bin, der am Ende grinsen kann. Das kitzelt auf jeden Fall noch ein paar Prozent raus.

LAOLA1: Dejan Ljubicic und Maximilian Ullmann haben mit dir in den ÖFB-Nachwuchsnationalteams gespielt. Gab es da Kontakt, Sticheleien oder Wetten?

Gluhakovic: Nein, wir haben uns noch nicht wirklich gehört. Ljubicic habe ich angerufen, aber da hat er sich nicht gemeldet (lacht). Mit Maxi gab es nur kurzen Kontakt und einen kurzen Kommentar auf meine Instagram-Story.

LAOLA1: Wie wurde prinzipiell das Los mit Rapid aufgenommen – als Wunschlos?

Gluhakovic: Nein, wir sind sowieso von Anfang an nicht auf Losglück forciert gewesen. Für uns war klar, dass es nicht leicht wird – egal, welcher Gegner auf uns zukommt. Dass es Rapid ist, wird es auch nicht leichter machen. Wir müssen sowieso alles geben.

LAOLA1: Wurdest du nach Geheimtipps zu Rapid befragt innerhalb der Mannschaft?

Gluhakovic: Ich wurde von der kroatischen Presse interviewt, aber Geheimtipps habe ich nicht wirklich gegeben. Und der Trainer hat selber in Österreich gespielt, verfolgt die Liga und wird Rapid gut analysieren.

LAOLA1: Auf den Trainer kommen wir später noch zu sprechen. Kommen wir davor zu dir persönlich. Wie schwer ist dir letzten September der Abschied von der Austria gefallen?

Gluhakovic: Ein bisschen traurig war ich schon, als ich gegangen bin. Aber ich musste gehen – es war mein Wunsch! So schwer war es nicht im Endeffekt, eher der Abschied von der Stadt und sich an Zagreb umzugewöhnen. Vom Verein wegzukommen, war nicht so schwer, weil ich mich auf etwas Neues gefreut habe.

LAOLA1: Du warst 9 Jahre bei der Austria. War für dich dann der Zeitpunkt gekommen, an dem du beim FAK keine Chance mehr gesehen hast?

Gluhakovic: Ja, ich war lange dort, habe in den letzten Jahren bei der Kampfmannschaft nur wenige Spielminuten gemacht. Mein Wunsch war es einfach, etwas Neues zu probieren. So ist der Wechsel zu Lok Zagreb entstanden.

LAOLA1: Du hast lange als Top-Talent aus dem eigenen Austria-Nachwuchs gegolten. Warum ist der Durchbruch deiner Meinung nach trotzdem nicht gelungen?

Gluhakovic: Das kann ich nicht ganz genau sagen. Ich habe mir vor genau zwei Jahren das vordere Kreuzband gerissen, war in der Reha und es wurde mir erzählt, dass auf mich als Rechtsverteidiger gewartet wird. Dann kam Florian Klein, dann ist ein Trainerwechsel auf Christian Ilzer passiert. Es ist viel geschehen im Verein, die Ergebnisse haben nicht gepasst. Dann haben sie mit Stephan Zwierschitz noch einen Vertrag getätigt. Ich wollte dann nicht als dritter Rechtsverteidiger auf meine Chance warten. Als ich letztes Jahr von der U21-EM zurückgekommen bin, wurde mir von Vereinsseite gesagt, dass mich der Trainer nicht wirklich kennt und ich seiner Meinung nach ruhig gehen kann, ohne dass sie mir Steine in den Weg legen.

LAOLA1: Also war da gar keine Bereitschaft vorhanden, dich und deine Qualitäten näher kennenzulernen?

Gluhakovic: Das war das erste, was mir gesagt wurde.

LAOLA1: Waren vielleicht prinzipiell über die Jahre die falschen Leute am Werk, die nicht so auf Eigenbauspieler gesetzt haben und dafür Routiniers wie Klein oder Zwierschitz holten?

Gluhakovic: Das kann ich nicht beurteilen. Im Endeffekt haben sich die Ergebnisse nicht eingestellt. Man weiß ja, was die Austria für ein Klub in Österreich ist und dass sie nach mehr streben. Aber Peter Stöger hat mir beim Abschied Vertrauen gegeben, dass ich ein guter Spieler bin und ich an mir arbeiten muss. Ich glaube nicht, dass das von ihm ausgegangen ist, er war da erst frisch zurück als Sportvorstand. Ich habe mich aber entschlossen einen neuen Schritt zu machen.

LAOLA1: Warum hast du dich dann für Lok Zagreb entschieden?

Gluhakovic: Ich habe hier die Chance gesehen, dass ich mich hier durchsetzen könnte. Lok Zagreb ist ein Verein, von dem viele Spieler auf den Markt kommen und verkauft werden. Wir haben jetzt in der Transferzeit fünf, sechs Spieler verkauft. Ivo Grbic ist gerade zu Atletico Madrid gewechselt. Das war für mich eine interessante Option in einer Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Das Ziel war, das ich Minuten kriege und den nächsten Schritt mache.

LAOLA1: Am Anfang ist es bei Lok Zagreb auch noch nicht gelaufen, erst gegen Ende der Saison. Warum ist es noch nicht nach Wunsch verlaufen?

Gluhakovic: Ich bin etwas spät zur Mannschaft gestoßen, erst am letzten Tag der Transferzeit. Im Jahr vor mir spielte der Co-Kapitän auf meiner Position. Es war nicht einfach, ich habe brav trainiert, aber wir hatten einen Lauf und sind Vizemeister geworden. Aber ich kann mich nicht beschweren.

LAOLA1: Der Vizemeistertitel war ein Riesenerfolg, nachdem Lok Zagreb erst seit 2009 wieder erstklassig spielt. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis hinter diesem Aufstieg? Was für eine Mannschaft erwartet Rapid?

Gluhakovic: Wir sind wie eine Familie, alle kommen richtig gut miteinander klar. So viel mehr gibt es nicht zu sagen, um nicht alles zu verraten (lacht). Ich weiß, dass jeder einzelne Spieler immer hundert Prozent gegeben hat – bei jedem Training und in jedem Spiel. Und dass wir als Mannschaft und nicht nur wegen Einzelspielern Erfolg haben, sondern der Zusammenhalt mit dem Trainerstab und dem Vorstand groß ist. Das spürt man dann auch, wenn alle mitziehen. Das macht alles viel einfacher.

LAOLA1: Ein sehr interessanter Mann aus österreichischer Sicht ist Trainer Goran Tomic, der noch die letzten Bundesliga-Tore für Austria Salzburg erzielt hat. Was ist er für ein Typ?

Gluhakovic: Er ist sehr wichtig und der Hauptpunkt unserer Erfolgsgeheimnisses. Er ist der Kopf der Mannschaft, mit ihm haben wir am meisten Kontakt und trainieren. Er ist ein super Mensch und ein guter Trainer.

LAOLA1: Auch in Salzburg – allerdings danach bei Red Bull – gespielt hat Djordje Rakic. Er hat vor wenigen Tagen seine Karriere bei Lok Zagreb beendet.

Gluhakovic:: Das stimmt! Er ist direkt zum Co-Trainer bei Lok Zagreb aufgestiegen. Er ist ein super Typ, ich war sehr viel mit ihm in Kontakt. Ich kann nur Gutes über ihn sagen.

LAOLA1: In Österreich gibt es viele Dinamo-Zagreb- oder Hajduk-Split-Fans. Mit Sammir ist euer Top-Star eine Dinamo-Legende. Ist das ein Problem?

Gluhakovic: Sammir ist der absolute Star in der Mannschaft, er ist öfters Spieler der Saison in Kroatien geworden und hat unglaublich viele Trophäen gewonnen (Anm.: 8x Meister, 5x Cupsieger mit Dinamo). Ein Problem ist das nicht! Es ist eher etwas Gutes, dass man von ihm viel lernen kann. Jeder der kommt, erkennt sofort, dass er ein super Spieler ist.

LAOLA1: Wie sehr beeinflussen euch die Corona-Fälle und wie viel Ungewissheiten ist in den letzten Tagen und Wochen dabei – auch im Hinblick auf das CL-Duell?

Gluhakovic: Es ist halt schade, dass sich einige Spieler von uns mit dem Virus infiziert haben und in Quarantäne sind. Die sind schon länger isoliert. Aber es hilft nichts. Die anderen trainieren, sind fit und bereit für das Spiel. Jeder freut sich darauf und wird bereit sein.

LAOLA1: Endlich Champions League für Lok Zagreb – und dann vor leeren Rängen mit nur einem Spiel.

Gluhakovic: Das ist wirklich schade, für uns und für Rapid. Es ist nicht einfach, aber gespielt wird trotzdem. Es wird uns trotzdem faszinieren, aber es wäre natürlich anders in einem Stadion mit Zuschauern und dem ganzen Drumherum – so wie man Fußball kennt.

LAOLA1: Auch wenn man es gerne anders hätte – Lok Zagreb hat zumindest das Heimspiel „gewonnen“. Wie groß kann dieser Vorteil sein?

Gluhakovic: Es kann entscheidend sein – muss es aber nicht. Es ist jetzt nicht der große Unterschied, kein Klimawechsel etwa. Aber ich weiß nicht, ob sie jetzt problemlos einreisen können.

LAOLA1: Gibt es von dir als Ex-Austrianer eine Kampfansage in Richtung Rapid?

Gluhakovic: Eine richtige Kampfansage nicht, aber auf jeden Fall gibt es hier nichts zu verschenken.

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