Endspiel-Wochen beim SK Sturm Graz.
Nach dem Triumph im ÖFB-Cup-Finale wurden bei den Steirern fünf Endspiele für das Bundesliga-Finish ausgerufen, um Serienmeister FC Red Bull Salzburg vielleicht doch noch nicht nur zu ärgern, sondern auch zu überholen.
Mit dem 2:1-Erfolg beim FK Austria Wien wurde der erste Schritt erfolgreich absolviert. Nach einigen Party-Tagen gleich wieder in die Erfolgsspur zu finden, gelingt bekanntlich nicht immer.
"Das ist nur eine mentale Geschichte", verdeutlicht Kapitän Stefan Hierländer im Gespräch mit LAOLA1, "der Trainer hat eh öfter gesagt: Körperlich steckt man das Feiern leicht weg."
Eine schöne Feier, aber es ist schon wieder vorbei
Wie man bei Sturm diese mentale Geschichte angegangen sei? "Unser Zugang unter der Woche war, dass wir Ziele definieren, die wir auch absolut noch haben. Es waren schöne Momente, eine schöne Feier, aber im Grunde genommen ist es schon wieder vorbei. Im Fußball geht es ganz schnell. Bei der Austria haben wir das Spiel auf unsere Seite gezogen, das sind ganz wichtige drei Punkte."
Hierländer betont, dass der Cupsieg eine irrsinnige Erleichterung gewesen sei, nachdem man vor dem Showdown gegen Rapid favorisiert worden sei:
"Wir haben schon auch gemerkt, dass ein gewisser Druck da war. Grundsätzlich haben wir das aber gut auf unseren Schultern in der Mannschaft verteilt. Das ist auch eine Stärke unserer Truppe, dass wir wirklich 18 oder 19 Spieler haben, die ohne weiteres ein Cup-Finale spielen können. Daraus ziehen wir viel Kraft."
Welches Projekt in den verbleibenden Saison-Spielen angestrebt wird, muss man bei auch nach dieser Runde drei Punkten Rückstand auf Salzburg nicht extra betonen.
Warum Salzburg nicht zittert
Ob jenes eigene Maximum, das Sturm gebetsmühlenartig anstrebt, am Ende für den Meistertitel reicht, wird man sehen. Im schwarz-weißen Umfeld war zuletzt mitunter die Vermutung zu hören, dass die "Bullen" angesichts der in diesem Jahr ungewohnt knappen Meisterschaft ein wenig zittern könnten.
Das glaubt Hierländer gar nicht. "Nein!", wehrt der 32-Jährige vehement ab, "ich habe in Salzburg gespielt, die zittern gar nicht. Die wissen um ihre Qualitäten."
"Nichtsdestotrotz müssen wir alle versuchen, die Salzburger irgendwann zu schnappen, und wenn man nahe dran ist, muss man die Chance auch zu nutzen versuchen."
"Nichtsdestotrotz müssen wir alle versuchen, die Salzburger irgendwann zu schnappen, und wenn man nahe dran ist, muss man die Chance auch zu nutzen versuchen", so der Mittelfeldspieler weiter.
Ob Salzburg nervös ist oder nicht, spielt ohnehin keine Rolle. Hierländer versucht zu verdeutlichen, dass Sturm bei sich bleiben muss: "Wir haben es in den letzten Wochen erlebt, dass es an uns selbst liegt, die Kluft zu verringern. Gegen den LASK hatten wir die Chance, im direkten Duell mit Salzburg hatten wir die Chance. Da hat man gesehen, wie sehr Salzburg zittert - nämlich gar nicht."
Ein ganz wichtiger Sieg
Dass der Kärntner im Herbst seiner Karriere umso mehr Lust auf den ganz großen Wurf hätte, liegt auf der Hand. Den Gedanken, dass es in dieser Saison tatsächlich passieren könnte, verneint er auch nicht.
"Wenn man auf die Tabelle schaut, absolut! Aber dafür gilt es solche Spiele wie heute gegen die Austria zu gewinnen und einfach die Hausaufgaben zu machen. Wir brauchen nicht schauen, was Salzburg macht. Natürlich müssen wir hoffen, dass sie irgendwie einmal etwas liegen lassen, aber zuerst müssen wir in jedem Spiel unsere Leistung bringen und im besten Fall drei Punkte holen. Es gibt auch noch ein direktes Duell, es wird sehr schwer. Am Ende des Tages rechnen wir ab."
Wien-Favoriten ohne Sieg zu verlassen, wäre für diese Rechnung eher problematisch gewesen. "Es war ein ganz wichtiger Sieg im Hinblick auf die Meisterschaft", sagt auch Hierländer.
Das perfekte Spiel gibt es nicht
Nach einer sehr guten ersten Halbzeit samt 2:0-Führung brachten die Hausherren Sturm noch in Bedrängnis, weshalb die Grazer in dieser Partie alle relevanten Facetten zeigen mussten.
"Natürlich, im Best Case spielen wir 90 Minuten lang so wie in der ersten Halbzeit. Aber das perfekte Spiel strebt man nur an, das wird man wahrscheinlich nie spielen, weil es immer Phasen gibt, in denen eine gute Austria - und das ist eine gute Mannschaft - ins Spiel kommt und Druck macht. Aber wir haben dagegengehalten, und das ist eine Qualität unserer Mannschaft, dass wir ein schwieriges Spiel am Ende doch auf unsere Seite ziehen."
Die weiteren Endspiel-Wochen werden weisen, ob man Salzburg mit dieser Qualität gefährlich werden kann oder nicht.