Für das 0:2 in Grödig gab es im Rapid-Lager keine Entschuldigungen.
In sechs Spielen gab es auswärts bei den Salzburgern nur einen Sieg zu feiern. Zudem hat man die letzte Mini-Chance auf den Meistertitel verspielt.
"Ich bin sehr geladen", meint Sportdirektor Andreas Müller bei "Sky". "Wenn Grödig versucht, die letzte Chance mit Herz und Leidenschaft wahrzunehmen und wir mit sechs Punkten auf Salzburg die theoretische Möglichkeit auf den Titel nicht, dann ist einfach etwas falsch bei uns."
"Das ist eine Einstellungssache und Charakter-Frage"
Schon nach der ersten Halbzeit kritisierte der Deutsche den Auftritt seiner Mannschaft scharf: "Kein Hunger, kein Biss, kein Tempowechsel. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
Daran änderte sich nach Schlusspfiff nicht viel. Denn wieder einmal konnten die Grün-Weißen gegen einen vermeintlich "Kleinen" nicht ihr Spiel abrufen, zum wiederholten Male musste sich Müller dazu äußern.
Grödig | Rapid | |
---|---|---|
Ballbesitz | 32,0% | 68,0% |
Zweikämpfe | 51,3% | 48,7% |
Torschüsse | 9 | 15 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 4 | 6 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 5 | 9 |
Kopfballchancen | 1 | 3 |
Eckbälle | 1 | 9 |
Flanken | 8 | 14 |
Abseits | 1 | 3 |
Fouls | 18 | 12 |
Dass ihn derartige Darbietungen nachdenklich stimmen, steht außer Frage.
"Ich denke schon, dass gewisse Dinge in der Richtung abzuzielen sind. Wir rufen einfach die Dinge nicht ab - das ist sicherlich eine Einstellungssache und Charakter-Frage."
Grödig habe demnach verdient gewonnen. Ein Gegner, der laut Müller "nicht dort ist, wo wir uns sehen". Wenn man aber seine Leistung trotzdem nicht auf den Platz bringt, verliert man auch solche Spiele.
"Das führt dazu, dass wir nachdenken müssen"
Wie schon vor einigen Wochen gegenüber LAOLA1 angekündigt, wiederholt der sportliche Leiter noch einmal, dass dies in der Saison-Analyse alles berücksichtigt wird und jeder hinterfragt wird.
"Wir müssen alles überprüfen, was falsch gelaufen ist - gerade in solchen Spielen. Das ist nicht nur schade, sondern ärgerlich und führt dazu, dass wir nachdenken müssen."
Keiner darf sich sicher sein, auch Trainer Zoran Barisic wird nach 36 Runden ein Zeugnis ausgestellt. Auf dem Platz sind es aber vor allem die Spieler, die die nötige Konstanz vermissen ließen.
"Unsere Mannschaft hat in vielen Spielen gezeigt, dass sie Mentalität und Charakter hat. Wir müssen uns aber etwas einfallen lassen. Die Unterschiede in gewissen Spielen sind nicht in der Qualität sondern in der Einstellung, dem Charakter, der Leidenschaft und dem richtigen Hunger zu suchen."
"Hätten noch drei Stunden spielen können"
Auch Barisic war sichtlich geschockt und konnte den lustlosen Auftritt seiner Mannschaft nicht verstehen.
"Wir hätten heute noch drei Stunden spielen können und uns wäre kein Tor gelungen", musste der Chefbetreuer ehrlicherweise zugeben und ergänzte:
"Das ist hier ein schlechter Boden für uns, vielleicht liegt eine Wasserader darunter."
Zum Scherzen war aber keinem so richtig zu Mute. Denn nun ist es Gewissheit, dass der Titel endgültig in die Hände von RB Salzburg "verschenkt" wurde. "Vielleicht ist Rang zwei auch das Maximum für diese Mannschaft", lässt Barisic aufhorchen.
Die Art und Weise der Titelentscheidung ärgert Müller besonders: "Wenn man die Möglichkeit hat, ist es einfach fatal, wenn man nicht zugreift."
Auf Rapid warten richtungsweisende Wochen - sowohl kadertechnisch als auch intern werden einige Änderungen nicht vermeidbar sein, will man im nächsten Jahr wieder auf den Titel losgehen.
Alexander Karper