Endstand
3:3
2:0, 1:3
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Barisic: "Uns fehlt Erfahrung, innere Ruhe, Präzision..."

Beim SK Rapid beginnt nach dem 3:3 gegen den WAC eine lange Fehleranalyse. Trainer Barisic erklärte auch, warum er den Unparteiischen anplärrte.

Barisic: Foto: © GEPA

Es war eine der kuriosen Szenen an einem verrückten Fußballabend. Während die Spieler des Wolfsberger AC Thomas Sabitzer in einer Jubeltraube begruben, weil man mithilfe seines Last-Minute-Ausgleichs in der 97. Minute doch noch einen Punkt aus Wien entführte, plärrte ein fuchsteufelswilder Zoran Barisic ein sarkastisches "Super Foul hast geben" in Richtung Schiedsrichter Alan Kijas.

Entstanden war der Treffer aus einem Standard, Martin Moormann hatte einen WAC-Spieler mit beiden Händen zu Boden gestoßen. Auch "Sky" Experte und Rapid-Legende Hans Krankl war der Ansicht, dass es an der Entscheidung nichts zu rütteln gab.

"Der Gegenspieler nimmt es sehr dankbar an", sagte Zoran Barisic nach dem Spiel im "Sky"-Interview und erläutert, warum er sich so echauffiert hatte. "Es hat viele Zweikampfsituationen gegeben, wo solche Szenen nicht gepfiffen wurden. Da wundere ich mich schon, warum da in der letzten Sekunde der Nachspielzeit dieses Foul gegeben wird, wenn davor nicht gleichermaßen gepfiffen worden ist", sagte Barisic.

Auf Nachfrage des Moderators muss Barisic aber einlenken. Natürlich hätte man die Szene besser verteidigen müssen, dann wäre eine Diskussion darüber nach dem Spiel obsolet, gibt Barisic zu. Dass weder der zurecht oder nicht zurecht gegebene Freistoß noch die vermeintliche Theatralik des WAC-Akteurs die Grün-Weißen am Sonntagabend wichtige Punkte gekostet haben, weiß aber auch Barisic.

Barisic: "Diese Schlüsselszenen haben uns den Sieg gekostet"

Schon zehn Minuten vor dem Ausschluss von Terence Kongolo (65.) und dem daraus resultierenden Elfmeter hätte das Spiel eigentlich entschieden sein müssen. Dass Marco Grüll freistehend vor dem leeren Kasten seinen Abschluss aus wenigen Metern nicht aufs Tor brachte (55.), sei, so Barisic, die erste Schlüsselszene gewesen, die schließlich den Anfang vom Ende eingeläutet hätte. "Die zweite Schlüsselszene war natürlich der Elfmeter", so Barisic.

Auf die Frage, warum so etwas Rapid überhaupt passieren könne, wird Barisic ausführlich. "Was uns fehlt? Glück oder einfach Erfahrung oder innere Ruhe vor dem gegnerischen Tor (...) Präzision und Durchschlagskraft. Auch Abgeklärtheit. Wenn ich sehe, dass an der zweiten Stange der beste Kopfballspieler des Gegners ist, dann muss ich mich dorthin orientieren und einen von unseren Kopfballspielern ins Duell schicken", monierte Barisic.

"Fakt ist, dass wir uns immer wieder viele Torchancen herausspielen", so der Rapid-Trainer. Man sei einfach nicht effizient genug, betonte er. Dass man sich für den Aufwand, den man in einer Vielzahl an Spielen betrieben habe, nicht belohne, "verfolgt das Team seit Saisonbeginn."

Grgic: "Verlieren komplett den Schädel"

Ähnlich sahen es auch Barisics Schützlinge. Leopold Querfeld sprach nach dem Abpfiff von "großer Enttäuschung". Es sei billig gewesen, das Spiel am Ende durch einen Standard herzugeben, sagte der Jungstar. Deutlicher und expliziter wurde da schon Neuzugang Lukas Grgic.

"Nach der Roten Karte verlieren wir komplett den Schädel. Dann ist der Schiri auch wieder super drauf", ärgerte sich der 28-Jährige. "Wir müssen cleverer sein und das Spiel töten. Da fehlt uns einfach die Abgeklärtheit. Deswegen sind wir selbst schuld", sagte Grgic. "Wenn wir das 3:0 schießen, ist zusammengeräumt."

Barisics Spieler deuteten es nach dem Spiel nur an, der Trainer sprach es aus. "Die Mannschaft hätte sich heute aufgrund des Spiels drei Punkte verdient gehabt." Darüber wolle er auch mit niemandem diskutieren. Denn jeder, der eine andere Meinung vertrete, habe keine Ahnung vom Fußball, ließ Barisic "Sky" Moderator Michael Ganhör wissen, der bemüht war zu deeskalieren.

WAC: "Hatten das Spiel schon zweimal verloren"

Von einem "gefühlten Sieg" und einem Spiel, das man eigentlich schon zweimal verloren hatte, war hingegen beim WAC die Rede. "Das waren 97 Minuten, die noch unfassbar wertvoll für uns sein können, wenn man sich die Moral anschaut", sagte WAC-Coach Manfred Schmid. Der Ex-Austria-Trainer blieb auch in seinem sechsten Spiel als Trainer gegen Rapid ungeschlagen.

"Für die Mannschaft ist es generell ein sehr schöner Moment. Dass wir zum Schluss noch den Lucky Punch geschafft haben freut mich. Wenn man beim Abpfiff noch das 3:3 macht ist es schon ein gefühlter Sieg", sagte Siegtorschütze Thomas Sabitzer. Nach einem "dummen Tor", das durch zahlreiche "individuelle Fehler" entstanden war, habe man sich zurückgekämpft. "Natürlich hat uns die Rote Karte in die Karten gespielt", betonte Sabitzer.

Von einem sehr "emotionalen Spiel" sprach auch Manfred Schmid. Die Entwicklungen der letzten Woche würden ihn äußerst positiv stimmen, obwohl der WAC bereits seit fünf Bundesliga-Spielen sieglos ist. Immerhin hätten einige Spieler Zeit gebraucht, um sich im Lavanttal zu akklimatisieren.

"Bamba kam mit Trainingsrückstand zu uns, Sabitzer konnte wegen einer schweren Gesichtsverletzung sechs Wochen nichts machen, Altunashvili kam aus der georgischen Liga, wo das Tempo ganz anders ist, Boakye hatte einen Syndesmosebandriss...", gab Schmid ein Personalupdate.

Für ihn bestehe kein Zweifel, dass es sich um einen gewonnenen Punkt handle, obwohl auch das 3:2 für Rapid aus WAC-Sicht zur Unzeit fiel. "Wir haben das Spiel eigentlich schon zweimal verloren gehabt", meinte Schmid mit einem Grinser. Also, beschweren wohl verboten.

 

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