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Fink: "Wohlfahrt macht es hervorragend"

Austria-Trainer Thorsten Fink bilanziert im LAOLA1-Interview sein erstes halbes Jahr in Wien:

Fink:

Thorsten Fink hat die Wiener Austria zurück in die Erfolgsspur geführt.

Nach dem enttäuschenden siebenten Platz in der Vorsaison überwinterten die Veilchen als Zweiter, nur zwei Zähler hinter Tabellenführer und Titelverteidiger Red Bull Salzburg.

Von der Meisterschaft spricht der 48-jährige Deutsche aber nicht. „So meisterlich spielen wir nicht“, sagt Fink beim Interview-Termin mit LAOLA1 und blickt auf die anstehende Frühjahrssaison.

LAOLA1: Ihr Fazit der ersten Herbstsaison in Wien dürfte positiv ausfallen.

Thorsten Fink: Auf jeden Fall. Wir haben zwar gegen Ende gesehen, dass wir Probleme haben, wenn der eine oder andere Leistungsträger ausfällt. Aber wenn wir komplett sind, sind wir sicherlich konkurrenzfähig. Wir liegen auf Rang zwei  vor Rapid und vor Sturm, das ist sicher ein Erfolg, nachdem wir vergangene Saison Siebenter wurden. Jetzt müssen wir schauen, dass wir gut aus der Winterpause kommen. Es warten wichtige Spiele gegen Grödig, im Cup gegen den LASK und gleich das Derby. Wenn wir gut rauskommen, wird es ein ähnlicher Saisonverlauf wie in der Hinrunde.

LAOLA1: Sie hatten im Winter ein Angebot von Hannover 96. Wie konkret war ein Wechsel?

Fink: Natürlich überlegt man, wenn man ein Angebot aus der deutschen Bundesliga bekommt, aber ich habe hier einen Klub, der funktioniert. Wir haben uns zusammengesetzt, die Sache beredet und sind zum Schluss gekommen, dass das für uns kein Thema ist. Der Verein wollte mich ohnehin nicht gehen lassen und ich fühle mich sehr wohl. Es macht mir Spaß hier und wir haben noch viel vor.



LAOLA1: Wie haben Sie Wien kennengelernt? Und wie die teilweise kritischen Fans der Austria?

Fink: Wien ist eine der schönsten Städte der Welt, von dem her lässt es sich hier gut leben. Das ist eine Randerscheinung, die man als Trainer sicher gerne mitnimmt. Aber es bleibt ja nicht immer so viel Zeit, wir wollen arbeiten und weiterkommen. Natürlich habe ich zwischendurch die Pfiffe auch wahrgenommen. Die Leute sind dann doch schnell wieder unzufrieden. Am Anfang war man sehr zufrieden, wir hatten vieles erreicht und dann will man eben gleich einen Schritt zu viel sehen. Das geht nicht. Wir können hier in diesem Jahr keinen Traumfußball sehen. Wenn die Ergebnisse stimmen und damit die Ziele erreicht werden, dann haben wir gut gearbeitet und das sollte so akzeptiert werden. Wenn man länger zusammenarbeitet, wird es besser laufen, das ist ganz klar.

LAOLA1: Bleibt das Saisonziel gleich oder ist für Sie die Meisterschaft doch ein Thema?

Fink: Wir wollen uns für Europa qualifizieren und den Cup gewinnen. Das sind klare Ziele. Wir wollen aber nicht schon von der Meisterschaft reden. Sollten wir gegen Ende so stehen wie jetzt, ist es etwas anderes und dann wollen wir auch Meister werden. Aber im Moment ergibt sich das noch nicht, die Saison ist noch lange und jetzt fängt erst einmal die Rückrunde an. Sie haben ja auch gesehen, dass wir noch unsere Schwierigkeiten haben, also warum sollen wir von Meisterschaft reden? So meisterlich spielen wir nicht. Wir spielen gut, gehören zu den Top 3, aber das kann schnell anders aussehen, wenn man etwa schlecht aus den Startlöchern herauskommt. Wir wollen nicht abheben, wollen uns aber auch nicht unter Wert verkaufen und etwa Platz vier als Ziel ausgeben.

Natürlich habe ich zwischendurch die Pfiffe auch wahrgenommen. Die Leute sind dann doch schnell wieder unzufrieden. Am Anfang war man sehr zufrieden, wir hatten vieles erreicht und dann will man eben gleich einen Schritt zu viel sehen. Das geht nicht. Wir können hier in diesem Jahr keinen Traumfußball sehen.

LAOLA1: Was möchten Sie im Frühjahr verbessert sehen?

Fink: Wir haben im Herbst gegen Ende zu viele Tore kassiert, am Anfang haben wir das alles noch ganz gut hingekriegt. Das hat aber eben auch mit Ausfällen von Spielen wie Almer, Rotpuller, Gründwald oder Kayode zu tun. Welche Mannschaft auf der Welt kann den Ausfall einer Achse verkraften? Wir müssen das tun, was wir gemacht haben, nur eben ein Stück weit besser, dann werden wir auch eine leicht bessere Rückrunde spielen. Viel verbessern wird auch schwierig, denn die Abläufe stimmen ja und die Mannshaft hat ein Gesicht. Man sieht, was wir wollen. Mit der Zeit kann man alles verbessern, dafür braucht es sicher auch noch ein, zwei Transferperioden. Dann sollte auch das Ziel sein, ganz oben anzugreifen. Allgemein sollte es sein, immer unter den Top 3 zu landen.

LAOLA1: Die Austria hat Lucas Venuto geholt. Was erwarten Sie sich von ihm?

Fink: Er ist sehr schnell und kann Tore erzielen. In Grödig hat er sieben Treffer erzielt. Das heißt ja auch etwas. Wir hatten zuvor mit Philipp Zulechner, der dann woanders hin wollte, einen guten Spieler, aber von dieser Seite auch keine Tore erzielt. Da hoffen wir uns auch eine Verbesserung.



LAOLA1: Raphael Holzhauser ist im Herbst bei der Austria endgültig angekommen.

Fink: Er hat sich hervorragend entwickelt, er ist eine Stütze dieser Mannschaft, aber er kann noch mehr. Ich erwarte von ihm auch noch mehr, aber er ist erst 22 Jahre alt. Das darf man nicht vergessen. Er hat  zwar schon einiges mitgemacht und auch wenn er etwas älter aussieht (grinst), ist er noch in einem Bereich, in dem er sehr viel lernen kann. Das gilt aber sowieso für jeden. Wir arbeiten aber auch erst ein halbes Jahr zusammen, das ist nicht lange.

LAOLA1: Könnte es für Austria ab dem Frühjahr schwieriger werden, weil ein gewisser Überraschungseffekt aus der Herbstsaison wegfällt?

Fink: Das glaube ich nicht. Wenn Mannschaften gut arbeiten, stellen sie sich nach wenigen Partien auf unser Spiel ein. Sie arbeiten ja auch mit Video-Analysten. Wir können aber unser System mit dem 4-2-3-1 immer wieder verändern, vor allem, was den Spielaufbau betrifft: etwa mit einem 4-1-4-1 oder 3-4-3. Wir sind schlecht auszurechnen, haben mit Venuto noch einen Spieler, der in die Tiefe gehen kann, wenn man uns anpressen will. Wir haben alle Varianten, um die Gegner auszuspielen. 

Was mich immer wieder erhärtet hat, Trainer zu bleiben, war meine Zeit bei den Red Bull Juniors, mit denen ich viel Spaß hatte. Das war mein erster Trainerjob, da haben wir viel erreicht und das hat mir auch das Vertrauen gegeben, ich bin ein guter Trainer und das ist auch mein Job.

LAOLA1: Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Franz Wohlfahrt bislang erlebt?

Fink: Man kann mit ihm sehr gut reden, er ist nie sehr emotional, was gut ist, wenn man die Perspektive sieht und nicht nur nach einem Spiel geht. Er ist einer, der alles sehr sachlich und vernünftig analysiert. Das ist auch der richtige Weg. Er ist aber auch ein Kumpel-Typ, vor dem man keine Geheimnisse haben muss. Wenn er was sagt, dann hat es Hand und Fuß. Er lässt mich zudem in Ruhe arbeiten und holt gute Spieler. Alle sind de facto eingeschlagen, ob Almer, Martschinko, Kayode, Friesenbichler oder Kehat. Die sind teilweise vor mir schon verpflichtet worden und passen gut ins Team. Man kann bislang nur sagen, dass er seine Arbeit hervorragend macht.



LAOLA1: Sie werden bald zehn Jahre Trainer sein. Wann ist dieser Berufswunsch in Ihnen gereift?

Fink: Ich weiß es gar nicht. Ich soll schon als Spieler wie ein Trainer gedacht haben, sagte mir einmal Otmar Hitzfeld. Mit dem habe ich auch sechs Jahre zusammengearbeitet und er hat mich geprägt. Deswegen habe ich mich auf diese Schiene versteift, habe auch gleich gemerkt, dass mir das Spaß macht. Ich hatte zudem Glück, gleich einmal die richtige Mannschaft zu haben. Was mich immer wieder erhärtet hat, Trainer zu bleiben, war meine Zeit bei den Red Bull Juniors, mit denen ich viel Spaß hatte. Das war mein erster Trainerjob, da haben wir viel erreicht und das hat mir auch das Vertrauen gegeben, ich bin ein guter Trainer und das ist auch mein Job.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

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