Für rund 1,1 Millionen Schüler in Österreich begann im September wieder der Ernst des Lebens. Um den Schulstart zu erleichtern, übernimmt in dieser Woche LAOLA1 den Stundenplan. Willkommen in der LAOLA1-Schule!
Die Unterrichtsfächer sind altbekannt, der Lehrinhalt aber neu: Sport in allen Facetten. Heute auf dem Programm: Musik.
Nichts ist im Leben eines Fußballfans mit dem Moment zu vergleichen, in dem das eigene Team ein Tor erzielt. Im Heimstadion wird diese Gefühlsexplosion mit dem vertrauten Erklingen der Torhymne multipliziert.
Die LAOLA1-Schule blickt heute im Fach Musik auf die zehn Torhymnen der Bundesligisten. Wie kamen die Klubs zu ihrer Songauswahl? Hatten die Fans ein Mitspracherecht? Und vor allem: Was ist eigentlich das Besondere an der eigenen Torhymne?
Soviel sei vorweggenommen: Die Hitparade reicht von Klassik bis Schlager. Wie die Klubs zu den Liedern kamen, dafür gibt es unterschiedliche Motive. Manchmal war es Chefsache. Oft fanden Fans die passende Band, in einem Fall fand sogar die Band den Verein.
In allen Stadien steht aber derselbe Endzweck dahinter. Fans sollen sich denken: „Tore sind Musik in meinen Ohren“.
"Als flotter Geist" aus "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauss Sohn
Bereits zu Gruabn-Zeiten ertönte „Als flotter Geist“ von Johann Strauss Sohn bei Torerfolgen des SK Sturm. Die seit Mitte der 90er in Graz gespielte Arie aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ ist damit die älteste Torhymne in der Bundesliga. Alt ist auch die Handlung der Operette, deren Liebesgeschichte zwischen Arm und Reich im 18. Jahrhundert spielt. Der Liedtext der Hauptrolle Barinkay wird zwar in der UPC-Arena ausgespart, würde aber durchaus passen: „Wenn man's kann ungefähr, Ist's nicht schwer - ist's nicht schwer!“. Als ob man den gegnerischen Teams und Fans unter die Nase reiben würde, dass Tore schießen gegen diese Abwehr eh einfach ist.
"Der Triumphmarsch" aus "Aida" von Giuseppe Verdi
Apropos Klassik. Auch Salzburg bediente sich in dieser Sparte. Mit vier Doubles in Folge setzten die Bullen in den letzten vier Jahren zu einem nationalen Triumphmarsch an. Wie passend, dass die Torhymne „Der Triumphmarsch“ aus Giuseppe Verdis „Aida“ (Liebesgeschichte im Alten Ägypten) ist. Fans konnten im Mai 2012 auf der RBS-Website abstimmen. „Die Entscheidung der Fans ist wohl auch deshalb dafür gefallen, weil diese Hymne bereits bei Austria Salzburg in den erfolgreichen 90er-Jahren zum Einsatz gekommen ist“, mutmaßt RB-Pressesprecher Christian Kircher. Seit der Bundesliga-Saison 2012/2013 dröhnt also wieder Verdi durch die Red-Bull-Arena. Mit 13 Heimtoren war diese Tormusik in der noch jungen Bundesliga-Saison bisher am öftesten zu hören.
"Kernkraft 400" von Zombie Nation
Die Veilchen setzen auf die Techno-Schiene. Seit der Saison 2007/2008 werden Tore mit dem Lied „Kernkraft 400“ von Zombie Nation gefeiert. „Es fetzt einfach“, begründet die FAK-Pressestelle. Die Fans hatten ein Mitspracherecht beim vereinsinternen Auswahlprozess und stimmen die Torhymne bei Auswärtsspielen auch gerne einmal a cappella an. Textlich kein Problem, mit den Wörtern „Zombie Nation“ ist gefühlt 99 Prozent des Songs abgedeckt.
Anfang der 2000er-Jahre hätten die Fans dafür mehr Zeit ins Textlernen investieren müssen. Zur Standard-Torhymne „Rama Lama Ding Dong" von The Edsels ließ sich die Austria auch individuelle Jingles für einzelne Spieler einfallen: Brasilianer wie Djalminha oder Júlio César wurden mit "Samba de Janeiro" von Bellini gefeiert. Für die Norweger-Connection um Sigurd Rushfeldt, Thorstein Helstad und Raymond Kvisvik wurde „Hey, Hey, Wickie“ gespielt. Junge Spieler (zum Beispiel Andreas Lasnik) durften zu den „Wild Boys“ von Duran Duran jubeln. Für Sean Dundee wurde an einem Tag der offenen Tür „Crocodile Rock“ von Elton John vorgestellt. Dummerweise sollte das „Torkrokodil“ (Anlehnung an die Kultfilm-Reihe „Crocodile Dundee“) in seiner einen FAK-Saison 2003/2004 aber niemals im Horr-Stadion treffen.
"Torjägerzeit" der Schürzenjäger
Seit 2008 schallt „Torjägerzeit“ der (in Band-Anfangszeiten: Zillertaler) Schürzenjäger durch die Lautsprecher. „Da die Schürzenjäger eine sehr enge Bindung zum Verein hatten und LASK-Fans sind, haben sie diesen Song gemacht“, erklärt LASK-Pressesprecher Georg Hochedlinger. Das Original „Schürzenjägerzeit“ wurde dabei LASK-tauglich umgetextet. Der LASK-Song mit dem Refrain „He-He-O (He-He-O), He-He-O (He-He-O), Schwarz und Weiß heit geht's auf, Wir san super drauf" soll Stimmung, Zuversicht und Aufbruch symbolisieren. Werte, die gerade im letzten Jahrzehnt rund um Abstieg, Lizenzprobleme, Konkurssorgen und Wiederaufstieg den Linzer Traditionsverein prägen. Nach fast zehn Jahren „Torjägerzeit“ ist der LASK aber auf der Suche nach neuen Vorschlägen: „Hier ist jeder Fan herzlich eingeladen, seine Eigenkompositionen an uns zu schicken.“
„Gib mir a L wie Leidenschaft. Und des A steht für alles mit voller Kraft. Gib mir a S wie Sieg und Sport. Und des K steht für Kampfgeist mit einem Wort: LASK.“
"Seven Nation Army" von The White Stripes
„TöööTötötötötööötö“. Viele Fußball-Fans haben wohl schon einmal zu „Seven Nation Army“ von den White Stripes mitgegröhlt. Die italienischen Fans verhalfen dem Song der US-Rockband Mitte der 2000er-Jahre zu Kultcharakter. Bei der EM 2008 wurde das Gitarren-Solo als Einlaufmusik verwendet, seit dieser Zeit auch vermehrt als Torhymne in den Fußballstadien dieser Welt. So auch von 2007 bis Jahresende 2011 beim SK Rapid. Nach einer kurzen Pause mit dem Lied „Wir sind Rapid“ von Alkbottle-Frontman und Rapid-Anhänger Roman Gregory kehrten die Grün-Weißen im April 2012 zurück zu „Seven Nation Army“. Vereinsmitglieder und Jahreskartenbesitzer entschieden sich für diese Torhymne, die den Hütteldorfern bereits in der letzten Meistersaion 2008 Glück brachte. „Das weltbekannte Riff weckt bei zahllosen Rapid-Fans einfach grandiose Erinnerungen. Dieser Song von den White Strips ist wie für eine Torhymne geschaffen“, erklärt Direktor Kommunikation Peter Klinglmüller. Nachsatz mit Augenzwinkern: „Ich hatte Seven Nation Army bereits in der vorletzten Meistersaison 2004/05 als Klingelton am Handy!"
Nicht jeder Anhänger wünscht sich aber unbedingt eine Torhymne, sondern genießt lieber die „natürliche“ Stadionstimmung. Direktor Klubservice und Events Andy Marek verwies damals nach der Wahl darauf: „Wie schon in letzter Zeit achten wir gerne darauf, dass direkt nach einem Treffer für einige Zeit ausnahmslos der Jubel und Roar unserer Fans zu hören sein wird und erst, wenn dieser am Abklingen ist, wird die Musik eingespielt.“
"Seven Nation Army" von The White Stripes
Manch Rapid-Fan wird sich Mitte August in der Südstadt im falschen Film gefühlt haben. Schlimm genug, dass die Admira 3:1 siegte, aber die Tore der Hausherren wurden auch mit „Seven Nation Army“ von den White Stripes untermalt. Wie klein die Bundesliga-Welt doch ist, haben tatsächlich zwei Klubs dieselbe Torhymne, auch wenn die Melodie der Admira anders instrumentalisiert ist. Geschäftsführer Thomas Drabek erklärt den Grund: „Unser Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Bügler (Österreich-Chef der Firma Flyeralarm) hat den Song bei unseren Juniors in Traiskirchen gehört. Ihm hat die Stimmung dort so gut gefallen, dass er den Stadionsprecher gleich in die Bundesliga befördert hat.“ Dieser nahm die Hymne mit in die BSFZ-Arena, wie Bügler in Absprache mit Geschäftsführung und Marketing-Abteilung beschloss. Die vorige (Darts-Hymne „Chase the Sun“ von Planet Funk) sei „wenig dynamisch gewesen“. Das bestätige auch diese Saison, in der „ein besserer Hype durch das Stadion geht. Die Leute gehen und fiebern mehr mit.“ Ob damit die Admira Rapid kopiere, beantwortet Drabek so: „Es hat bei der Auswahl durchaus ein paar Gegenstimmen gegeben. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und überlegen, ob wir nächste Saison eine neue nehmen.“
"L’amour Toujours" von Gigi D’Agostino
Beim SCR Altach fungierten die Fans als Ideengeber der Torhymne. Die „Altacher Jungs“, wie der Dachverband der drei Fanklubs auf der Südtribüne heißt, verwendeten die Melodie von "L’amour Toujours" des italienischen DJs Gigi D’Agostino in ihren Fangesängen. Anscheinend derart stimmungsvoll, dass der Marketing-Leiter des Klubs die Elektro-Nummer als Torhymne übernahm. Diese schallt nun seit Eröffnung der neuen Westtribüne im Frühjahr 2008 nach Torerfolgen der Vorarlberger Hausherren durch die CASHPOINT Arena. Zuvor wurde eine Melodie von Biersponsor Fohrenburg eingespielt.
„Hey Leute das ist schön“ von Meilenstein
Jeder Fan wird zustimmen: Es ist schön, wenn die eigene Mannschaft ein Tor schießt. Ein Ereignis, das man gerne wiedersieht. Warum daraus also nicht gleiche eine Torhymne schnitzen? „Hey Leute das ist schön“ der Party-Rock-Schlager-Band Meilenstein begleitet die Tore des Wolfsberger AC seit ca. zwei Jahren. Pressesprecher Markus Perchthaler erzählt von der Entstehungsgeschichte: „Unser Präsident Dietmar Riegler und seine Gattin sind mit Meilenstein befreundet. Eines Tages ist die Band auf sie zugekommen und meinte, dass sie da dieses Lied hätte…“ Der Vorschlag wurde angenommen, der Beweis ist regelmäßig in der Lavanttal-Arena zu hören. Dort und bei anderen WAC-Veranstaltungen tritt Meilenstein, selbst glühende Anhänger des Vereins, auch immer wieder auf. Für Perchthaler ist dies auch die Besonderheit der Torhymne: „Bei anderen Klubs hört man viel Mainstream. Da ist es doch schön, wenn unser Kärntner Klub von einer Kärntner Band unterstützt wird“, betont er den Heimatbezug.
Wir sind und bleiben eine große Familie, der Ball ist unser Leben, das ist doch klar. Immer alles zu geben, ist unser Bestreben. Leute es ist fix, der WAC ist da!
„I will survive“ von der Hermes House Band
Seit mehreren Jahren feiern die Burgenländer Heimtore mit „I will survive“. Das Original stammt von US-Sängerin Gloria Gaynor aus dem Jahr 1978. Der Grammy-ausgezeichnete Welthit handelt davon, Liebeskummer zu überstehen. Der SV Mattersburg verwendet die Cover-Version der niederländischen Popgruppe „Hermes House Band“. Da der Klub regelmäßig um das Überleben in der Bundesliga kämpft, schwingt bei „I will survive“ durchaus Selbstironie, aber auch Selbstmotivation mit.
„Wölfe vereint“ von Susanne Sommerer
Der Wolfsberger AC und SKN St. Pölten haben nicht nur den Spitznamen „Wölfe“ gemein. Beide Teams haben auch eine eigens komponierte Torhymne. „Bei uns stand der Wunsch im Vordergrund, endlich wieder eine Vereinshymne zu haben“, äußert sich SKN-Pressesprecher Tobias Weber. „Wir hatten einmal eine, die ist aber in Vergessenheit geraten. 2017 haben wir jetzt gesagt: Es muss eine neue her!“ Gesagt, getan. Susanne Sommerer wurde diese Ehre zuteil. Die Steyrerin erreichte 2016 mit „Ladies & Gentleman“ das Finale der ORF-Show „Die große Chance der Chöre“ und komponierte „Wölfe vereint“. Das Werk wurde bei der Saison-Eröffnung gegen die AS Monaco vorgestellt. Als Torhymne verwendet der Verein einen eigens vom Tontechniker dafür zusammengestellten Remix dieser Vereinshymne. Weber ist mit der Auswahl von General Manager Andreas Blumauer und der Kommunikationsabteilung zufrieden: „Das Lied repräsentiert genau das, was wir als Verein darstellen wollen. Leider haben wir die Torhymne aber noch nicht so oft gehört…“, spricht er die magere Ausbeute von zwei Heimtoren in dieser Bundesliga-Saison an.
„Wölfe vereint, steht zueinander, ihr seid niemals allein, in ewiger Freundschaft, Wölfe vereint, siegt mtieinander, ihr seid mein Verein, meine einzige Mannschaft. Oleolee Oleolee. Oleolee Ohooho“
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