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Sturm: So liefen die Trainer-Debüts vor Mählich

Vor Mählich durfte kaum ein Trainer bei seiner Premiere jubeln.

Sturm: So liefen die Trainer-Debüts vor Mählich

Über 26 Jahre ist es her, als zum letzten Mal ein gebürtiger Österreicher Cheftrainer des SK Sturm war - wenn man die zwischenzeitlichen Interimslösungen ausklammert.

Roman Mählich feiert am Sonntag (14:30 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) sein Pflichtspieldebüt als Coach der Schwarz-Weißen. 

Die Starts seiner Vorgänger verliefen höchst unterschiedlich. LAOLA1 wirft einen genauen Blick auf die Bundesliga-Premieren auf der Sturm-Trainerbank in den letzten drei Jahrzehnten.

Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Seit 1992 haben nur zwei Sturm-Cheftrainer ihr allererstes Ligaspiel gewinnen können: Milan Djuricic und Franco Foda.

LADISLAV JURKEMIK // AMTSZEIT: OKTOBER 1992 - JUNI 1993

BUNDESLIGA-DEBÜT: RAPID WIEN - STURM GRAZ 1:0

Da es unter Robert Pflug in dessen zweiter Amtszeit in Graz nicht läuft, holt der damals finanziell stark angeschlagene SK Sturm im Herbst 1992 den Slowaken nach Österreich, der zuvor beim FC Chur in der Schweiz tätig war. Der Europameister von 1976 hat eine schwere Aufgabe und muss sich gleich zum Start seiner Zeit in Graz bei Rapid mit 0:1 geschlagen geben. Vor nur 2.500 Zuschauern im Hanappi-Stadion erzielt Jan-Aage Fjörtoft das entscheidende Tor für das Team von August Starek. Sturm muss bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen, der Abstieg kann in einem dramatischen Finish unter anderem durch ein legendäres 8:0 gegen den FavAC abgewendet werden. Jurkemik machte nach einer Saison am Trainersessel dennoch Platz.


MILAN DJURICIC // AMTSZEIT: JULI 1993 - JUNI 1994

BUNDESLIGA-DEBÜT: STURM GRAZ - RAPID WIEN 1:0

Nach Jurkemik holt Sturm Milan Djuricic von DSV Alpine nach Graz. Die Mannschaft wird verjüngt und unter anderem kommt ein gewisser Mario Haas mit 18 Jahren zu seinen ersten Spielen in schwarz-weiß. In der ersten Startelf des Kroaten stehen sage und schreibe neun Eigenbauspieler. Zur Krönung feiert Sturm vor 9.000 Zuschauern in der Gruab'n einen 1:0-Sieg durch ein Tor von Arnold Wetl. Mit Platz sieben gelingt in diesem Jahr auch der Klassenerhalt souverän.


IVICA OSIM // AMTSZEIT: JUNI 1994 - SEPTEMBER 2002

BUNDESLIGA-DEBÜT: STURM GRAZ - VORWÄRTS STEYR 1:1

Von Beginn weg erwies sich Ivica Osim als "Sir". Da die Situation um Milan Djuricic noch nicht geklärt war, sagte Osim, er wolle keinen Landsmann beerben, wenn keine faire Lösung mit dem Ex-Trainer getroffen wird. So kam es auch. Djuricic wurde neuer Trainer von Sturms erstem Liga-Gegner unter Osim: Vorwärts Steyr. Hauptverantwortlich für Osims Wechsel nach Graz war Manager Heinz Schilcher, mit dem er gemeinsam in Strasbourg kickte. Als er im Juni 1994 ankündigte nach Graz zu kommen, um sich im Zuge seiner Unterschrift gleich das Stadion - die damals besonders in den Kabinen schon ziemlich sanierungsbedürftige Gruab'n - anzuschauen, traf Hannes Kartnig der Schlag. "Na servas. Ich sag' dem einfach, ich hab den Schlüssel verloren", wird der Sturm-Boss in der "Krone" zitiert. Osim verdaute den Kabinen-Schock und begann, in Graz seinen Stil zu entwickeln. Sein damaliges Urteil über Österreichs Fußball? "Zu diszipliniert, zu wenig Freiheiten. Österreich müsste seinen eigenen Stil pflegen. Eine Kopie wird nie zum Original. Kämpfen und laufen müssen alle - auch die Brasilianer." Osim forderte zu Beginn Geduld, und die brauchte es auch. Gegen Ex-Sturm-Trainer Djuricic reichte es nur zu einem mageren 1:1. Arnold Wetl traf zur Führung, der spätere Sturm-Spieler Thomas Gröbl zum Ausgleich. Osim: "Uns hat die erste Hälfte zu viel Kraft gekostet." Am Saisonende wurde Sturm Vizemeister, ein Jahr darauf erstmals Cupsieger, ehe Meistertitel und die sensationelle Champions-League-Zeit folgten.


FRANCO FODA // 1. AMTSZEIT: SEPTEMBER 2002 - JUNI 2003

BUNDESLIGA-DEBÜT: RAPID WIEN - STURM GRAZ 1:2

Ivica Osim hatte nach einem 1:3 gegen den FC Kärnten die Nase voll und Sturm so schnell keinen Nachfolger parat. Also durfte Osim-Schüler Franco Foda sein Glück versuchen und hatte Erfolg. Die Spieler lobten seine kommunikativen Fähigkeiten und die Mannschaft fuhr prompt Erfolge ein. Im UEFA-Cup schied Sturm erst in Runde 3 gegen Lazio aus - und gewann das Rückspiel auswärts sogar mit 1:0. In der Bundesliga bestand Foda die Feuertaufe mit einem 2:1-Auswärtssieg durch Tore von Alain Masudi und Imre Szabics bzw. Roman Wallner bei Rapid bravourös. Mit weiteren Siegen empfahl er sich wärmstens für einen fixen Cheftrainerposten. Heinz Schilcher hatte er bereits überzeugt, Hannes Kartnig hatte andere Pläne. Er wollte unbedingt Christoph Daum nach Graz holen. Das Vorhaben scheiterte. Foda durfte die Saison zu Ende trainieren, auch wenn es schließlich nur zu Platz sechs reichte. Danach kehrte er als Trainer zu den Amateuren zurück, ehe er 2006 richtig mit Sturm durchstarten sollte.


GILBERT GRESS // AMTSZEIT: JUNI 2003 - AUGUST 2003 

BUNDESLIGA-DEBÜT: STURM GRAZ - FC KÄRNTEN 0:0

Hannes Kartnig wollte es noch einmal wissen. Franco Foda leistete zwar vielversprechende Arbeit, aber der Sturm-Zampano wollte eine große Trainer-Persönlichkeit nach Graz holen. Die unterschiedlichsten Namen geisterten durch die Murmetropole. Herbert Prohaska soll zunächst der Wunschkandidat gewesen sein, auch Klaus Toppmöller und Frank Pagelsdorf wurden genannt. Es wurde der Schweizer Gilbert Gress. "Wir müssen jetzt einmal im Training hart arbeiten", war einer seiner ersten Sätze. Tatsächlich wurden die "Blackies" unter Gress ordentlich "geschliffen". Trainiert wurde auch bei weit über 30 Grad nur in langärmeligen Pullovern. Anfangen konnte eine runderneuerte Sturm-Truppe (acht Neuzugänge, acht Abgänge) mit dem schrulligen Schweizer nicht viel. Sturm versetzte Fußball-Österreich durch ein 5:0 im Test gegen den damaligen deutschen Vizemeister VfB Stuttgart zwar ins Staunen, gegen Kärnten reichte es aber nur zu einem 0:0. Erst in der sechsten Runde gab es den ersten Sieg (4:2 gegen Salzburg). Nach einem 1:2 gegen die Admira war die kurze Zeit von Gress in Graz vorbei. Veraltete Trainingsmethoden und mangelnder Kontakt zu den Spielern warf ihm die Vereinsführung unter anderem vor. Bei seinen Stationen danach hielt er sich - ähnlich wie in Graz - nie länger als zehn Spiele.


MICHAEL PETROVIC // AMTSZEIT: SEPTEMBER 2003 - MAI 2006

BUNDESLIGA-DEBÜT: STURM GRAZ - AUSTRIA SALZBURG 0:0

Nach der Katastrophe Gress war Feuer am Dach bei Sturm. Schnell musste ein Ersatz gefunden werden, um die Talfahrt zu stoppen. Bis zuletzt standen mehrere Trainer zur Debatte. Unter anderem Franky van der Elst, Peter Pacult und Georg Zellhofer. Geworden ist es Michael Petrovic, der Sturm als Spieler bestens kannte. "Mischa" unterschrieb einen unbefristeten Vertrag zu billigsten Konditionen, der von beiden Seiten jederzeit kündbar war. "Ich bin nicht gekommen, um nur drei Monate zu bleiben. Wir müssen schnellstens aus der Krise!", sagte der frühere Verteidiger bei seiner Präsentation. Als Vorletzter kam zum Start in die Petrovic-Ära Meister Austria nach Graz. Während die Sturm-Fans ihren ehemaligen Liebling Ivica Vastic im violetten Trikot gnadenlos auspfiffen, erkämpften sich die Grazer einen Punkt, waren dadurch aber erstmals seit elf Jahren Tabellenletzter. Doch der von ihm geprägte Spruch "ein Petrovic steigt nicht ab" sollte sich letztlich bewahrheiten. Erst am letzten Spieltag hielt Sturm durch ein 4:1 über Schwarz-Weiß Bregenz die Klasse. Der Nichtabstieg wurde in Liebenau gefeiert wie ein Meistertitel, der in diesem Jahr ausgerechnet an den Grazer Stadtrivalen GAK ging. Petrovic blieb noch zwei Saisonen Sturm-Trainer, ehe er nach Japan wechselte.


PETER HYBALLA // AMTSZEIT: MAI 2012 - APRIL 2013

BUNDESLIGA-DEBÜT: STURM GRAZ - RED BULL SALZBURG 0:2

"Kurzes Hy, schnelles Balla! So wollen wir auch spielen." Der wortgewandte Bocholter Peter Hyballa wirbelte beim SK Sturm im Sommer 2012 ganz schön Staub auf. Attraktiven Offensivfußball wollte der Fanatiker der niederländischen Fußballschule in Graz bieten, die ersten Versuche muteten teilweise fahrlässig an. "Harakiri statt Tiki-Taka", schrieb etwa die "Krone" am Tag nach dem misslungenen Start gegen Red Bull Salzburg. Zwar schoss Sturm 29 Mal Richtung gegnerisches Tor, vernachlässigte die Defensivarbeit aber teilweise komplett. "Am Umschalten von Offensive auf Defensive müssen wir noch arbeiten, das muss viel besser klappen", sagte Hyballa nach dem Spiel. Im Herbst klappte es noch passabel, im Frühjahr brachte Sturm nicht nur am Feld deutlich weniger zustande, sondern Hyballa auch einige Personen im Verein gegen sich auf. Die vorzeitige Trennung war die logische Folge.


DARKO MILANIC // AMTSZEIT: JUNI 2013 - SEPTEMBER 2014

BUNDESLIGA-DEBÜT: WACKER INNSBRUCK - STURM GRAZ 2:2

Nach der turbulenten Zeit unter Hyballa erhoffte sich Sturm, mit Darko Milanic etwas mehr Ruhe in den Verein zu bekommen. Gleichzeitig rüstete der Klub aber auch namhaft auf, besonders in Stürmer Robert Beric wurden große Hoffnungen gesetzt. Der Start war für Milanic aber ein äußerst rumpliger. Sturm ging in Innsbruck zwar durch den eingewechselten Imre Szabics in Führung, wurde danach aber für eine spielerisch schwache Leistug mit einem Doppelschlag durch Vuleta und Wallner bestraft. Zum Glück aus Grazer Sicht fälschte Schilling aber noch einen Freistoß von Daniel Offenbacher ins eigene Tor ab. Wie bieder die "Blackies" damals auftraten, wurde spätestens vier Tage später ersichtlich. Nach dem ohnehin schon mageren 0:0 in Island gegen Breidablik, schied Sturm zuhause in der Europa-League-Qualifikation durch eine 0:1-Niederlage aus. Eine der größten internationalen Blamagen des Klubs war perfekt. Milanic hielt sich bis September 2014, als ihn wie aus dem Nichts Leeds United bzw. dessen Klub-Chef Massimo Cellino abwarb und Sturm sogar Ablöse für ihn kassierte.


HEIKO VOGEL // AMTSZEIT: JÄNNER 2017 - NOVEMBER 2018

BUNDESLIGA-DEBÜT: MATTERSBURG - STURM GRAZ 1:0

Aller Anfang ist schwer. Das bekam Heiko Vogel an einem kalten Februarsamstag in Mattersburg zu spüren. Nach einem starken Herbst kam Sturm Trainer Franco Foda abhanden und wurde ÖFB-Teamchef. Vogel startete in Graz mit großen Plänen, mutete der Mannschaft viel zu. Bei seinem ersten Ligaspiel in Mattersburg ersetzte er den gelbgesperrten James Jeggo durch den eigentlichen Innenverteidiger Dario Maresic. Keine gute Idee, wie sich herausstellen sollte. Der heutige Sturm-Angreifer Markus Pink schoss die Schwarz-Weißen k.o. "Wir haben auf dem Weg einen Rückschlag erlitten, aber deswegen zweifle ich nicht, werde auch nichts ändern, sondern genau da weitermachen, wo ich am Freitag aufgehört habe", sagte Vogel nach dem Spiel. Nach einer 0:1-Heiniederlage eine Woche darauf gegen den WAC musste er seine Strategie aber ändern. Erfolgreich, wie sich am Ende der Saison durch den gewonnen Cup-Titel und die Vizemeisterschaft herausstellte. Nach zuletzt sieben Spielen ohne Sieg musste der Deutsche nun aber den Hut nehmen.

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