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Finanz- & Offensivkrise: Wie Prohaska die Austria-Lage sieht

Die "Veilchen"-Legende über die schwierige wirtschaftliche Lage, "verschenkte" Leistungsträger und was für die Austria sportlich noch möglich ist.

Finanz- & Offensivkrise: Wie Prohaska die Austria-Lage sieht Foto: © GEPA

Die Wiener Austria läuft in der Bundesliga den eigenen Ansprüchen hinterher. Nach zehn Runden liegen die "Veilchen" auf Rang neun.

Zuletzt gab es mit dem zu neunt erkämpften 0:0 im Derby gegen Rapid sowie dem darauf folgenden 4:0-Sieg gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz aber einen Aufschwung zu beobachten.

Dennoch: Das Fehlen eines treffsicheren Stoßstürmers ist bei der Wimmer-Elf augenscheinlich. Im Vorjahr hatte man nach zehn Partien 18 Treffer erzielt, aktuell hält die Austria bei deren zehn.

"Wenn Andi Gruber jetzt nicht in Überform wäre, wär’s schon ganz, ganz schlimm um die Austria bestellt."

Herbert Prohaska

Ein wesentlicher Grund dafür ist freilich der Abgang von Haris Tabakovic. Den baumlangen Schweizer zog es zu Hertha BSC, wo er seine Treffsicherheit mit sieben Toren und zwei Vorlagen in acht Spielen bereits ebenso unter Beweis stellte.

Einzig Andreas Gruber kann diese Lücke bis dato füllen, er zeichnet für sieben der zehn bisherigen Austria-Treffer verantwortlich, führt sogar die Torschützenliste an.

Tabakovic-Abgang: "Das fehlt dir halt jetzt"

Austria-Ikone Herbert Prohaska meint im Gespräch mit LAOLA1, dass die "Veilchen"-Elf in der aktuellen Saison eigentlich "nicht schlechter spielt als in der vorigen".

Auch er identifiziert den Abgang von Tabakovic als entscheidendes Kriterium für die violette Offensiv-Flaute.

"Sie hat den Mann, der voriges Jahr 21 Tore geschossen hat, verkauft. Oder verkaufen müssen. Und das fehlt dir halt jetzt", so Prohaska.

Neben Gruber konnten bisher nur Hakim Guenouche und Johannes Handl treffen. "Wenn Andi Gruber jetzt nicht in Überform wäre, wär’s schon ganz, ganz schlimm um die Austria bestellt", konstatiert Prohaska.

Dass man bei den Wienern regelmäßig seine besten Spieler abgeben muss und gleichwertiger Ersatz teilweise nicht bezahlbar ist, liegt nicht zuletzt an der finanziellen Schieflage des Klubs.

Ein Schuldenberg von um die 60 Millionen Euro soll auf der Austria lasten. "Das aktuelle Bilanzbild ist nicht blendend, aber auch nicht aussichtslos", meinte Neo-Finanzvorstand Harald Zagiczek zuletzt.

Von der Austria nach Deutschland: Tabakovic, Wimmer und Pichler
Foto: © GEPA

"...dann haben sie den ja verschleudert"

"Der Gedanke ist natürlich klar: Hast du kein Geld, hast du nicht die Mannschaft, die wir uns alle wünschen", fasst Prohaska zusammen.

Was dafür passieren muss? Prohaska: "Du musst es halt schaffen, dass du deine Finanzen so stellst, dass du dich wieder bewegen kannst und nicht gezwungen bist, einen Tabakovic um 500.000 Euro zu verkaufen."

Für die Hertha dank der Ausstiegsklausel des Schweizers ein Schnäppchen, für die Austria wichtige Einnahmen. Dennoch wäre hier für die Austria unter anderen Umständen eine höhere Ablöse drinnen gewesen, wie Prohaska meint. "Wenn du heute liest, welche Summen die Spieler kosten, dann haben sie den ja verschleudert", hält er klar fest.

Dennoch will er dies nicht als Vorwurf an die Verantwortlichen verstanden wissen. "Ich weiß natürlich, dass sie Tabakovic wahrscheinlich nur bekommen haben, weil sie ihm diese Klausel gegeben haben. Sonst wäre er womöglich gar nicht gekommen", so der ÖFB-Jahrhundertfußballer.

"Ich weiß, dass auch viele, viele gute Leute im Vorstand sind, die der Austria letztlich über die schwere Zukunft helfen werden."

Prohaska hat großes Vertrauen in die Austria-Führung

Schafft es die Austria in die Meisterrunde?

Schon in den Transferperioden zuvor habe man Leistungsträger wie Patrick Wimmer und Benedikt Pichler nach Deutschland "verschenkt", wie Prohaska sagt.

"Aber das will ich ihnen nicht einmal vorwerfen", stellt er klar. Dies sei schlichtweg der schwierigen Finanzlage geschuldet.

Die Austria-Legende zeigt sich wie auch Finanzchef Zagizeck optimistisch, dass die "Veilchen" wieder aus der angespannten wirtschaftlichen Lage herausfinden.

"Ich weiß, dass auch viele, viele gute Leute im Vorstand sind, die der Austria letztlich durch die schwere Zeit helfen werden", meint der ORF-Analytiker.

Sportlich hofft er freilich auf das Beste, rechnet aber in der laufenden Saison nicht mehr mit dem ganz großen Höhenflug.

"Ich glaube, das obere Playoff wird ganz schwer zu erreichen sein", prognostiziert er.


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