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Sturms Agenda 2020: Alles bleibt besser

Generalversammlung bei Sturm: Wien-Vergleiche, Stadion-Maßnahmen und die Kader-Formel 17+8.

Sturms Agenda 2020: Alles bleibt besser

Sturm-Neu war einmal, es folgt die Agenda 2020.

Unter diesem plakativen Titel fasst der neue, alte Sturm-Präsident Christian Jauk mitsamt seines Vorstandes die Vorhaben über die nächsten vier Jahre zusammen.

Mangels anderer Kandidaten ergibt sich die Wahl des Sturm-Oberhauptes bei der ordentlichen Generalversammlung in der Raiffeisenbank Raaba bei Graz praktisch von selbst.

Auch wenn Reporter-Legende Robert Seeger, Moderator des Abends, im gewohnten Überschwang von einer einstimmigen Wahl spricht, gibt es vier Gegenstimmen. 

Neue Gesichter

Die klare Mehrheit votiert für Jauk, der in seinem Team mit Michael Vollmann (Leiter des Controlling der Firma "Saubermacher"), Gerhard Steindl (Geschäftsführer der "Medienfabrik Graz") und Herbert Troger (Sturm-Chronist) drei neue Mitglieder begrüßen kann. Ebenfalls neu, zuvor aber bereits im Aufsichtsrat tätig sind Günter Niederl und Robert Adam. 

Bei der Präsentation seiner Vorhaben versucht der Banker seinen Klub in der Bundesliga einzuordnen.

Grundsätzlich habe man das vierthöchste Budget, allerdings wären die Klubs hinter Sturm nicht so weit entfernt, wie man das glauben würde. Diese würden sich aber nur auf die Kampfmannschaft konzentrieren.

Graz versus Wien

"Dafür stehen wir nicht, rostige Tore im Trainingszentrum - das hatten wir schon einmal", verweist Jauk auf vergangene Jahre. Auch mit Scheinen winkenden Osteuropäern würde er voller Stolz widerstehen. "Der Verein muss den Mitgliedern gehören", sagt der Präsident wenige Momente vor seine Wiederwahl.

An einem Abend, der im Zeichen der immer wiederkehrenden Beschwörung der Vergangenheit steht, zieht Jauk einen seiner Lieblingsvergleiche. Den mit der Bundeshauptstadt Wien.

Knapp über fünf Millionen Euro würde die Summe des Sponsorings 2014/15 bei Sturm betragen, 7,6 Millionen seien es bei Rapid: "Die Differenz liegt im Hauptsponsor, der der Stadt Wien gehört. Der Unterschied zwischen Fußball-Graz und -Wien liegt in der öffentlichen Hand."

Das war noch nicht alles: "Es wird dort (Wien, Anm.) sehr gerne gesagt, dass sie unabhängig sind. Ich sage Ihnen, sie sind abhängig von der Politik. Das sind wir in Graz nicht. Wir stehen für Unabhängigkeit." 

Haberer-Partie? "Das Vorbild sitzt in Wien!"

Finanziell ist die Kluft zu den Wiener Vereinen groß und droht immer größer zu werden: "Dann gibt es eben Spieler, die sagen, wenn ich ein paar Euro mehr verdiene, dann können Cheftrainer und General Manager noch so motiviert sein, ich gehe trotzdem nach Wien. Die dürfen dann aber auch nicht gleich jammern, wenn unsere Fans darauf eine Reaktion zeigen", spielt Jauk auf den Abgang von Florian Kainz an und erntet tosenden Applaus.

Den Vorwurf einer medialen "Haberer-Partie" in Graz spielt der Boss herunter. "Das Vorbild sitzt in Wien. Ich hätte einmal gerne eine Haberer-Partie, wie sie die Wiener längst haben. Da braucht man sich nur einmal ein Spiel im Fernsehen ansehen", poltert Jauk nach dem Geschmack eines Großteils der Anwesenden, um schließlich doch noch zu seiner Agenda zu kommen.

Karriereplattform = 17+8

Diese beinhaltet unter anderem die Zahlenkombination 17+8. Dahinter verbirgt sich das Vorhaben, wonach der Kader aus 17 Feldspielern + acht sogenannten Potenzial-Spielern bestehen soll. Diese sollten zu 100 Prozent aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Sie sollten. Verpflichten will sich Sturm unter Jauk dazu, dass die Mehrheit dieser Zukunfts-Aktien bei den Schwarz-Weißen groß geworden ist. Von drei Torleuten soll einer aus dem eigenen Nachwuchs stammen.

Mit dieser Zahlenkombination, wollte man das Schlagwort "Karriereplattform" greifbar machen. Bis zu welchem Alter man bei Sturm als Potenzial-Spieler gilt, wurde aber nicht genannt.

Fortgeführt wird auch das Stadion-Projekt. Vom "Tor zur Stadt" ist man längst abgekommen. Von einer möglichen Pacht ebenso. Ziel ist es, eine Heimstätte der Kategorie vier zu haben, in der internationale Spiele der Gruppenphase sowie Spiele des A-Nationalteams durchgeführt werden können.

Die Stadion-Maßnahmen

Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Eigentümervertreter Messe Graz und dem städtischen Baumanagement wurde ein Konzept mit einem Volumen von rund 13 Millionen Euro erarbeitet. Für ein erstes Maßnahmenpaket stehen per Gemeinderatsbeschluss fünf Millionen Euro zur Verfügung. Was hat man insgesamt vor?

  • Sanierung und Erweiterung der Kantinenbereiche: U.a. neue Gastrobox auf der Nordtribüne - Ab Beginn der Frühjahrssaison in Betrieb
  • Neue Videoüberwachung - wird in der Winterpause installiert
  • Sanierung und Erweiterung der Sanitärbereiche - wird in der Winterpause erledigt
  • Gemeinsame Einsatzzentrale und TV-Studio - Rohbau ist bis zum Frühjahrs-Start fertig, Inbetriebnahme Mitte März
  • Adaptierung und Erweiterung der Behinderten und Rollstuhlfahrbereiche - Baubeginn in der Winterpause
  • Neue Trainerbänke: Absenkung und Erweiterung - Baubeginn in der Winterpause
  • Rasensanierung: Völliger Neuaufbau inkl. Erneuerung der Rasenheizung - Sommer 2016
  • Nordtribüne als Steh- und Sitzplatztribüne: Sektoren 9-13 werden mit neuem System ausgestattet. Bei nationalen Spielen werden Sitze versenkt, ergibt Platz für zusätzlich 1.500 Besucher - Sommer 2016
  • TV-Screens im gesamten Stadion bei jedem Sektorenaufgang/VIP-Tribüne - Finanzierung offen
  • Neues Stadion-Branding: Sanierung der Betonoberflächen, einheitliches Sturm-Branding - Sommer 2016
  • Stadionvorplatz: komplette Sanierung und Neugestaltung - Planung noch nicht abgeschlossen

Neben der Erarbeitung eines Leitbildes und der Fortführung der sogenannten "Digital-Offensive", bei der man in naher oder ferner Zukunft beim vereinseigenen SKSturm.TV auch an eine Vergebührung denkt, ist letztlich ein "Kuratorium zur Förderung und Forcierung des gesellschaftlichen und sozialen Netzwerks" neu, bei dem Personen, die eine verantwortungsvolle öffentliche Position besitzen, sich einbringen können, ohne Haftung im Verein zu übernehmen.

Puntigamer-Vertrag in Arbeit

Freuen darf sich Jauk, trotz eines in dieser Saison im Vergleich zur letzten erneut rückläufigen Zuschauerbesuchs, über einen Zuwachs an Mitgliedern. Die 2.000er-Marke hat man geknackt: "Das ist eine Steigerung um 50 Prozent in den letzten vier Jahren." 

Das Sahne- bzw. Bierschaum-Häubchen des Abends hätte eine vorzeitige Verlängerung des Kontraktes mit Hauptsponsor Puntigamer werden sollen. "Wir waren knapp davor, ihn heute zu präsentieren, aber man soll nicht hudeln", so Jauk. 

Der 20-jährigen Partnerschaft trägt man im Zuge einer Satzungsänderung insofern Rechnung, als dass Puntigamer so lange das Recht behält, im Namen des Vereins zu stehen, bis der Sponsor aussteigt oder nicht verlängert wird. Erst einem neuen Hauptsponsor wird nicht mehr erlaubt sein, im Vereinsnamen zu stehen. Aber das ist ferne Zukunftsmusik.

Es lebe die Kontinuität

Rückblickend auf die Umstrukturierungen der letzten vier Jahre zieht Jauk eine positive Bilanz, wenngleich "die Veränderungskultur im Umfeld doch begrenzter ist, als man sich das vielleicht manchmal wünscht."

Nach mehreren personeller Änderungen sei man am richtigen Weg, oder wie es der Präsident formuliert: "Wir haben mit den Geschäftsführern Gerhard Goldbrich und Daniela Friedl sowie unserem Meistermacher Franco Foda wieder Kontinuität in den Betrieb Sturm Graz einziehen gesehen."

 

Andreas Terler

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