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Winter-Check 2016/17: SK Sturm Graz

Zahlreiche Möglichkeiten, neue Schlüsselspieler. Gelingt Sturm so der Sprung nach Europa?

Winter-Check 2016/17: SK Sturm Graz

Im Sommer ist der Umbruch bei Sturm gelungen.

"Wir haben Graz wachgeküsst", sagt Geschäftsführer Günter Kreissl. Der Dornröschen-Schlaf mündete in eine regelrechte Euphorie und gipfelte im Gewinn der Herbstmeisterschaft.

Mehrere Faktoren waren dafür verantwortlich. Zwei davon haben den Klub im Winter für gutes Geld verlassen. Mit neuen Talenten wurden die vakanten Positionen nachbesetzt.

Die Ausgangslage war für Sturm schon länger nicht mehr so gut. Vor den entscheidenden 16 Runden haben die Steirer nur drei Punkte Rückstand auf Leader Altach. Ist das Team stark genug für einen Spitzenplatz?

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Martin Ovenstad (Strömsgodset) Uros Matic (FC Kopenhagen)
Baris Atik (TSG Hoffenheim/Leihe) Bright Edomwonyi (Rizespor)
Seifedin Chabbi (FC St. Gallen)  

Mit seinen Fähigkeiten im Zweikampf und als Spielgestalter nahm Uros Matic im Sturm-Spiel eine besondere Rolle ein. Wie schwer sein Abgang wirklich wiegt, wird eine der zentralen Fragen des Sturm-Frühjahrs sein.

Martin Ovenstad wurde als Ersatz geholt, der 22-Jährige wird aber wohl noch ein wenig Zeit benötigen, um sich fernab seiner norwegischen Heimat einzugewöhnen. Er soll aber ebenso eine zentrale Figur werden. Im Angriff hat Sturm anstelle des zu Rizespor gewechselten Bright Edomwonyi Seifedin Chabbi geholt, der in Lustenau treffsicher war, zuletzt in St. Gallen aber ein halbes Jahr in den Sand setzte.

Für mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld haben die Blackies zusätzlich mit Baris Atik zumindest bis Sommer einen technisch äußerst beschlagenen Dribblanski bekommen.

Die Vorbereitung verlief abgesehen von einer deftigen 0:5-Klatsche im Test gegen Sparta Prag ruhig. "Es war gut zu sehen, dass wenn nicht alle an die Grenze gehen, es ganz schnell in eine Richtung geht, die keiner möchte", sieht Kreissl die Pleite positiv. Grobe Verletzungen blieben aus, allerdings verpasste Philipp Zulechner aufgrund eines Muskelfasereinrisses über zwei Wochen.

Vom Kader her scheint Sturm für den Kampf um die vordersten Plätze gerüstet, Kreissl will aber bewusst kein Ziel ausgeben: "Ich weigere mich gegen die Ergebnis-Zielkultur, die in Österreich herrscht. Das Ziel kann immer nur das Produkt sein, die Arbeit, das Maximum herauszuholen."


ANALYSE: Diese drei Spieler stehen beim SK Sturm im Fokus!


LAOLA1 hat die Wunschelf und Kaderbewertung des SK Sturm Graz:

TOR:

Seit 2003 steht Christian Gratzei im Kader des SK Sturm. Manch einer mag den mittlerweile 35-Jährigen in der Vorsaison, als er gegenüber Michael Esser das Nachsehen hatte, schon abgeschrieben haben. Genau das hat den ehemaligen ÖFB-Teamgoalie offenbar angespornt. Gratzei spielte eine blitzsaubere Hinrunde, mit über 77 Prozent gefangener Bälle hat er eindeutig die stärkste Quote aller Bundesliga-Keeper. Daniel Lück, der im Sommer aus Cottbus nach Graz wechselte, konnte in den Tests wertvolle Erfahrung sammeln. Mit Tobias Schützenauer (19) und Fabian Ehmann (18) befinden sich zwei talentierte Keeper in der Reservistenrolle.

LAOLA1-Bewertung: Gratzei hat im Herbst gezeigt, das er noch nicht zum alten Eisen gehört. Mit Lück und den beiden Talenten in der Hinterhand ist Sturm gut aufgestellt.

ABWEHR:

In der Defensive herrschen klare Verhältnisse bei den Blackies. Im Zentrum sind Kapitän Christian Schulz und Lukas Spendlhofer gesetzt. Christian Schoissengeyr zeigte bei seinen zehn Einsätzen, dass er den nächsten Schritt gemacht hat. Innenverteidiger Nummer vier ist Dario Maresic (17). Rechts war Fabian Koch (drei Tore, ein Assist) der unumstrittene Dauerläufer, gleiches gilt auf der linken Seite für Freistoßkünstler Charalampos Lykogiannis. Lukas Skrivanek wartet noch auf sein Bundesliga-Debüt. Als Backup auf beiden Seiten steht Marvin Potzmann zur Verfügung.

LAOLA1-Bewertung: Mit 17 Gegentoren stellt Sturm nach Salzburg die zweitbeste Defensive der Liga. Nicht nur deshalb ist in diesem Mannschaftsteil eine spürbare Entwicklung gelungen. Auch, weil beide Außenverteidiger offensiv regelmäßig Akzente setzten. In der Einser-Zusammenstellung zählt diese Abwehr zum Besten, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat. Gerade auf den Außenpositionen wären Ausfälle aber nur schwer zu kompensieren.

MITTELFELD:

13 Spieler stehen Sturm-Trainer Foda im Mittelfeld zur Verfügung. Ein besonders wichtiger hat den Verein im Winter verlassen: Uros Matic. An seiner Stelle verpflichteten die Schwarz-Weißen Martin Ovenstad aus Norwegen. Ein lauf- und passstarker Spieler, der aber langsam an die erste Elf herangeführt werden dürfte. Wer zu Saisonbeginn neben dem wohl gesetzten James Jeggo auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Stefan Hierländer, der bisher offensiver agierte, wäre eine Option. Möglicherweise ist die Zeit reif für Sandi Lovric, der in der Vorbereitung gute Leistungen zeigte. Der Durchbruch in der Bundesliga blieb ihm aber noch verwehrt. Dazu ist "Maibaum" Simon Piesinger wieder fit. Viele Möglichkeiten tun sich in der Offensivreihe auf. Philipp Huspek blühte im Herbst auf, Marc-Andre Schmerböck rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen ebenfalls. Kristijan Dobras (vier Assists) wird wohl wieder seine Chancen erhalten. Dazu kommt Andreas Gruber, dessen Entwicklung zuletzt ins Stocken geraten ist. Neu im Team ist Hoffenheim-Leihgabe Baris Atik, der mit seinen technischen Fähigkeiten die Offensive beleben soll. Apropos dribbelstark: Sascha Horvath, der zu Saisonbeginn ein wichtiger Faktor im Offensivspiel war und dann lange ausfiel, kann den Grazern wieder helfen. Dazu will auch Marko Stankovic wieder eine größere Rolle spielen. Top-Talent Romano Schmid (17) durfte mit ins Trainingslager, in den Spieltags-Kader schaffte er es noch nie.

LAOLA1-Bewertung: Mit Matic hat Sturm das Herzstück im Mittelfeld verloren, Ovenstad muss als Ersatz zu Beginn eine gewisse Eingewöhnungszeit zugestanden werden. In der Breite hat Sturm genügend andere Optionen, um die Rolle des Serben zu übernehmen. Offensiv kann Atik dem Sturm-Spiel im Mittelfeld zusätzliche Torgefahr einhauchen und Horvaths Quasi-Rückkehr wird sehr wertvoll sein. Über mangelnde Optionen kann sich Foda im Mittelfeld bestimmt nicht beschweren.

STURM:

Die Verpflichtung von Deni Alar im Sommer erwies sich als Goldgriff: Mit 13 Toren führt der Ex-Rapidler die Torschützenliste an. Hochdotierte Angebote aus dem Ausland soll es im Winter gegeben haben, doch der Zeltweger wollte Sturm nach einem halben Jahr nicht schon wieder verlassen. Abschied nahm im Winter dafür Bright Edomwonyi, den es in die Türkei zog. Die anderen Sturm-Angreifer blieben, trotz vorhandenen Potenzials, blass. Philipp Zulechner (sieben Einsätze) und Roman Kienast (zehn Einsätze) warten noch auf ein Bundesliga-Tor in dieser Spielzeit. Dafür holten die Steirer Seifedin Chabbi aus St. Gallen zurück nach Österreich. Er hat in Lustenau seine Treffsicherheit (15/16: 13 Tore, acht Assists) bewiesen.

LAOLA1-Bewertung: Alar hat der Bundesliga im Herbst seinen Stempel aufgedrückt. Er alleine macht schon einen Großteil der Bewertung mit acht Bällen aus und wird wohl als Spitze gesetzt sein. Mit Zulechner und Kienast warten gestandene Profis auf Einsätze. Chabbi hat es drauf, in der Bundesliga durchzustarten.

TRAINER:

Mithilfe einer klugen Transferpolitik gelang es den sportlichen Verantwortlichen in Graz, an den richtigen Rädchen zu drehen. Foda hat sich dabei als Trainer nicht neu erfinden müssen, dem bis dahin proklamierten Ballbesitz-Fußball aber eine Absage erteilt. Ein Plan, der in den ersten zehn, elf Spielen perfekt funktionierte. Automatismen funktionierten schnell, Sturm kam in einen Flow. Dazu trug der Trainer einen wesentlichen Teil bei. In der Underdog-Rolle funktioniert der Warner und Mahner Foda überhaupt bestens. Als Favorit musste Sturm allerdings im Verlauf des Herbstes auch bittere Heimniederlagen (Admira, St. Pölten) hinnehmen. Partien, in denen Fodas Plan A nicht aufging und Sturm infolgedessen die spielerischen Lösungen am Platz nicht immer fand. Dass sich das probate Mittel Dreierkette bis in die Murstadt durchgesprochen hat, darf positiv bewertet werden - bislang war es aber auch nur ein Versuch in Altach.

LAOLA1-Bewertung: Foda muss sich nach dieser Transferzeit einmal mehr neu einstellen. Im Sommer ist ihm das nach einem größeren Umbruch sehr gut gelungen. Der Matic-Verlust sollte aber nicht als General-Ausrede dienen, der Trainer muss die vorhandenen, zahlreichen Möglichkeiten als Chance begreifen. Dann kann er einiges aus diesem Kader herausholen.

PROGNOSE:

"Es gibt kein Muss im Fußball!", betont Günter Kreissl wenige Tage vor dem Frühjahrs-Start. Er weiß natürlich um die gestiegene Erwartungshaltung in Graz nach diesem guten Herbst. Ab Mitte April werden sich die Sturm-Verantwortlichen, sofern der Start nicht komplett in die Hose geht, dem Druck im Kampf um die vorderen Plätze nicht erwehren können. Dann wird sich zeigen, wozu diese Mannschaft wirklich imstande ist. Wird auch die Zukunft des Trainers, wie zuletzt zu hören, vor dem ersten Spiel in Mattersburg geklärt, kann das der Ruhe im Team nur dienlich sein. Angesichts der Kaderstärke ist Sturm jedenfalls eine Top-Drei-Endplatzierung zuzutrauen.

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Fünf Fragen an Trainer Franco Foda:

Wer wird Meister?

Ich glaube, dass die Meisterschaft spannend bleibt. Trotzdem ist der FC Red Bull Salzburg der Favorit.

Wie bewerten Sie die Situation im Abstiegskampf?

Ich gehe davon aus, dass der Abstieg erst am letzten Spieltag entschieden wird. Er ist genauso spannend wie der Kampf um die Meisterschaft.

Wie lauten die Ziele mit Ihrer Mannschaft?

Wir haben vor der Saison keine Ziele formuliert und werden das jetzt auch nicht tun. Wir wollen aber an die Leistungen aus dem Herbst anschließen.

Wie zufrieden sind Sie mit den Transferaktivitäten bzw. der Kaderplanung Ihres Clubs?

Wir haben zwei wichtige Stammspieler abgegeben und durch junge entwicklungsfähige Spieler ersetzt. Ich bin überzeugt, dass diese Spieler uns weiterhelfen können.

Was halten Sie von den jüngsten Reformen und Reformvorschlägen des Weltverbandes FIFA?

Zu viele Mannschaften bei der Weltmeisterschaft bedeuten gleichzeitig auch höhere Belastungen für die Spieler, vor allem bei den Spitzenmannschaften. Bei der Torlinientechnologie bin ich für ehrlichen Fußball. Alles, was unseren Sport fairer macht, ist gut.

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