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EYOF-Youngsters bieten Alpin-Krise die Stirn

EYOF-Youngsters bieten Alpin-Krise die Stirn

Derzeit stürzt sich die Berichterstattung im alpinen Skisport nur zu gerne auf die herrschende Krise im heimischen Team und hier vor allem auf das Nachwuchsproblem im Slalom und Riesenslalom.

Allen Kritikern und Pessimisten sei gesagt: Es gibt Licht am Ende des Tunnels! Bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen (EYOF) in Vorarlberg und Liechtenstein konnten Österreichs Talente bis zum vorletzten Tag bereits vier Mal Edelmetall einfahren.

Lokalmatador Pascal Fritz eröffnete den Medaillenreigen bereits unmittelbar nach EYOF-Auftakt mit Gold im Riesentorlauf - nicht umsonst hat er als einer der wenigen Nachwuchs-Athleten seinen eigenen Fanclub an der Strecke. 

Am zweiten Tag der Spiele eroberte Katharina Gallhuber Silber im Slalom, am Mittwoch gewann Katharina Liensberger Bronze und vervollständigte den Medaillensatz der Alpinen, ehe Raphael Haaser am vorletzten Tag nachlegte und nach Rang zwei im ersten Durchgang des Slaloms einen eindrucksvollen zweiten Lauf hinlegte und souverän zu Gold carvte.

"Brutal gute Fahrt"

"Das Gefühl ist unglaublich, es ist einfach schön, dass alles aufgegangen ist. Im zweiten Lauf habe ich gewusst, dass es eine brutal gute Fahrt war und gehofft, dass im Ziel ein Einser aufleuchtet. Ich bin überglücklich, dass es für ganz oben gereicht hat", freute sich der 17-Jährige im Ziel im Liechtsteiner Malbun gegenüber LAOLA1. Im RTL am Eröffnungstag war er noch ausgeschieden, davon hatt er sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen lassen.

"Überhaupt nicht, ich habe gewusst, dass ich auch im RTL ganz vorne dabei gewesen wäre, wenn ich nicht ausgeschieden wäre. Ich wollte gut Ski fahren, locker bleiben und meine Sache gut machen", versuchte er ganz im Stile seines Vorbildes Bode Miller ("Er ist immer locker und cool, das versuche ich auch zu sein") an die Sache heran zu gehen. Und das, obwohl es sich bei den EYOF um sein erstes großes Event handelt. Doch der Tiroler, der bereits auf Ski steht, "seitdem ich gehen kann. Ich bin schon ganz früh Rennen gefahren und wollte auch immer professionell fahren", setzt er sich keine überzogenenen Ziele.

"Ich möchte einfach weiter gut Ski fahren", so der Schüler des Skygymnasiums Saalfelden, dessen ältere Schwester Ricarda bekanntlich auch Ski fährt. "Sie fährt im Europacup schon ganz gut mit und ist am Sprung in den Weltcup. Ich hoffe natürlich, dass sie es schafft und ich glaube auch daran." Ein gemeinsames Training der beiden Geschwister geht sich jedoch so gut wie nie aus.

Genau umgekehrt

ÖSV-Teamkollegin Katharina Liensberger, die sich gemeinsam mit der Schweizerin Melanie Meillard den dritten Platz im Riesentorlauf teilte, gestand im Gespräch mit LAOLA1 hingegen, dass sie sich ursprünglich im Slalom etwas mehr erhofft hatte (sie belegte Rang acht) und somit erst einmal enttäuscht war, dann jedoch den RTL umso "angriffslustiger" anging. 

"Ich bin überglücklich, es ist echt cool. Eine Medaille zu gewinnen, ist echt Wahnsinn. Ich bin so happy", strahlte die 17-Jährige, die im zweiten Lauf alles riskiert hatte und noch von Rang fünf zu Bronze gefahren war. "Mir liegen Großereignisse, darum bin ich auch froh, dass es diesmal geklappt hat."

Ebenso wie Haaser fährt auch sie schon Ski, seitdem sie denken kann. "Ich wollte immer schnell Ski fahren. Wie hoch es wirklich geht, werden wir sehen. Bis dahin fahre ich einfach mit Spaß und Freude Ski und hoffe, dass es für ganz oben reicht", scheint sie die Wettkämpfe und ihre Karriere mit der nötigen Lockerheit anzugehen und fügt eine Anekdote hinzu, die zeigt, wie ehrgeizig sie schon immer war: "Mit sechs Jahren bin ich das erste Rennen gefahren - das Vereinsrennen in Rankweil, da habe ich gleich aufzeigen können und es hat mir total viel Spaß gemacht. Am Anfang ist die Mama noch vor mir gefahren im Rennen und ich bin richtig grantig geworden, weil ich nicht gewusst habe, was das soll und ich alleine fahren wollte. Aber ich war noch so klein, dass sie empfohlen haben, dass jemand vorfährt. Das hat mich echt geärgert, weil ich selbst fahren wollte und schnell sein wollte."

Schule und Sport aufeinander abzustimmen, ist zwar schwierig, da die Versäumnisse immer nachgeholt werden müssen, jedoch ist sie im Skygymnasium Stams diesbezüglich sehr gut aufgehoben, zumal die halbe Klasse im Winter meistens einige Wochen fehlt.

"Gebe weiterhin Gas"

Das EYOF ist für die Vorarlbergerin schon aufgrund ihrer Herkunft etwas ganz besonderes.

"Es war voll cool, weil viele Verwandte und Bekannte da sind. Ich habe es echt gerne, wenn man mich anfeuert. Das spüre ich dann auch und es kann gut sein, dass mich das so motiviert hat, dass es schlussendlich gereicht hat", so Liensberger, die Marcel Hirscher und Mikaela Shiffrin als sehr gute Skifahrer ansieht, aber "nicht unbedingt ein Vorbild" hat.

"Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht und gebe weiterhin Gas", hat sie neben der Matura zwar noch keine konkreten Ziele für die Zukunft, fügt aber hinzu: "Bei uns gibt es im Kader immer Aufstufungen, ich bin jetzt im Nachwuchskader, der nächste Schritt ist der Europacup-Kader und dann kommt irgendwann einmal vielleicht der Weltcup-Kader, das wäre toll."

 

Aus Voralberg und Liechtenstein berichtet Henriette Werner