LAOLA1: Deine Mama hat immer gemeint, ihr schaut nicht zu weit nach vorne, stattdessen macht ihr kleine Schritte. Bei dir verlief alles ganz plötzlich. Erst der Junioren-WM-Titel, dann der Einstieg in den Weltcup. Dort hast du sofort für Furore gesagt und mehrere Springen gewonnen. Binnen kürzester Zeit wurdest du zum Star. Hast du gedacht, du bist im falschen Film?

Gregor: Um ehrlich zu sein, nein. Der Satz, alles Schritt für Schritt zu machen, trifft es relativ gut. Natürlich konnte ich nicht erwarten, gleich so erfolgreich zu sein und einzuschlagen wie eine Bombe. Das war ungewohnt, aber ich hatte immer das Ziel, meinen Sport perfekt und professionell im Weltcup auszuüben. Dass ich gleich Junioren-WM-Gold holte, war sensationell und ein Kick. Da dachte ich, ich kann’s bis ganz nach oben schaffen. Für mich war aber immer das Motto da, Schritt für Schritt nach vorne zu schauen und mein Ding durchzuziehen. Dass es so erfolgreich sein würde, konnte man nicht planen. Es bestätigt mich aber in meiner professionellen Arbeit.

LAOLA1: Wie war es für Sie, Frau Schlierenzauer?

Mama Schlierenzauer: Das war etwas ganz Neues für mich, es war aber vorauszusehen, weil er immer wahnsinnig konsequent gearbeitet hat.

LAOLA1: Haben Sie als Mutter Angst, wenn sich der Sohnemann über die Schanzen dieser Welt stürzt?

Mama Schlierenzauer: Man wächst in das Ganze hinein. Angst habe ich eher, wenn der Sturm geht oder außergewöhnliche Wetterumstände herrschen. Ansonsten habe ich da volles Vertrauen in Gregor. Meine größte Angst ist ohnehin, dass etwas passiert, wenn er zu den Wettkampfstätten reist – ob das nun im Flugzeug ist oder längere Fahrten im Bus sind. Wenn er aber erst einmal vor Ort ist, macht er das super und deshalb passt das.

LAOLA1: Wie muss man sich die Kommunikation vorstellen, wenn es bei Gregor einmal nicht nach Wunsch verläuft? Wird dann zuhause über den Sport gesprochen?

Mama Schlierenzauer: Wir sprechen eigentlich weniger über den Sport. Ich versuche, für ihn da zu sein, ihn zu verwöhnen, damit er das in Ruhe verarbeiten kann und zuhause wieder Kraft tankt.

LAOLA1: Gregor, wer sind deine ersten Ansprechpartner, wenn es mal Probleme gibt?

Gregor: Natürlich die Eltern, aber auch die Geschwister darf man nicht vergessen, die sind auch manchmal sehr wichtig. Dazu mein Onkel und meine Freundin.

LAOLA1: Wird man als Mutter automatisch zur Expertin, wenn der Sohn im Weltcup dabei ist?

Mama Schlierenzauer: Bei uns lief immer schon Skispringen, im Dorf gab es früher ein Springen, dazu ist mein Schwiegervater selbst mal gesprungen. Sport war immer schon ein wichtiges Thema.

LAOLA1: Olympia ist das große Saisonziel für dich, Gregor. Wie groß ist der Faktor Glück bzw. inwieweit kann man es steuern, genau am Tag X seine Topform abrufen zu können?

Gregor: Natürlich ist das nicht so einfach. Man kann gewisse Parameter speziell im Krafttraining besonders ausnutzen oder entsprechend planen, wenn das große Ziel im Februar ist. Ansonsten kann man auch an der Schanze flexibel reagieren und zum Beispiel gewisse Pausen einlegen, um sich in Ruhe mit einem Training vorzubereiten. Planen kann man aber insgesamt wenig, am Tag X muss man auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen und sein Ding durchziehen. Und dann kommt es immer darauf an, wie das Wetter ist, gerade bei Olympia kann es sein, dass der Bewerb trotz widriger Bedingungen durchgedrückt wird.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Christoph Nister