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"Rede mich sicher nicht auf die Bedingungen aus"

Enttäuschung bei der Betreuern, lange Gesichter bei den Athleten.

Die WM-Abfahrt der Herren war kein Jubeltag für den ÖSV. Im Gegenteil: Matthias Mayer landete als bester Österreicher auf Rang 12 – das schlechteste Abfahrts-Ergebnis der WM-Geschichte.

Der Sieg ging an Patrick Küng, der sich vor Travis Ganong und Beat Feuz durchsetzen konnte. Doch was lief aus rot-weiß-roter Sicht falsch? Waren die Verhältnisse Schuld am schlechten Ergebnis? Wa sagen die Athleten selbst? LAOLA1 hat nach dem Rennen mit den vier Protagonisten gesprochen:

 

 

Matthias Mayer:

Matthias Mayer ist als 12. bester ÖSV-Läufer. Dennoch darf das Ergebnis nach vielversprechenden Trainings-Leistungen als Enttäuschung gewertet werden.

Wie analysiert du deine Fahrt?

Ich hatte im Steilhang einen schweren Innenski-Fehler, da hat es mir dann noch den Ski verschnitten und ich bin gerade auf die Welle hingekommen. Das war ein Fehler, den du bei einer WM-Abfahrt nicht machen darfst. Dann habe ich mir gedacht, ich muss mich unten reinklemmen, leider ist mir im Flachen noch einmal etwas Ähnliches passiert. Das war einfach viel Zeit, die ich verloren haben.

Hatten die Verhältnisse Einfluss auf dein Ergebnis?

Ich rede meine Fahrt sicher nicht auf die äußeren Bedingungen aus. Sicher nicht.

Wie groß ist die Enttäuschung?

Natürlich wollte ich voll angreifen und das habe ich auch getan. Leider ist es mir heute überhaupt nicht aufgegangen. Das ist natürlich schade.

 

Hannes Reichelt:

Die Erwartungen waren nach Super-G-Gold groß. Viele trauten Reichelt den großen Coup zu, auch in der Abfahrt ganz oben zu stehen. Am Ende sollte es jedoch nur zu Rang 13 reichen.

Was sagst du zu deiner Fahrt?

Gefühlsmäßig ist mir der Steilhang gut gelungen. Einmal hat es mich etwas rausgetragen, aber Fehler macht man, wenn man Gas gibt. Das hat mich nicht schockiert.

Warst du im Ziel ob des Rückstands überrascht?

Im Ziel war ich sehr überrascht. Ich habe mir gedacht, dass ich schneller bin. Die Sprünge sind weit gegangen, aber das hat scheinbar getäuscht. Jetzt ärgere ich mich über die Abfahrt, in ein paar Stunden werde ich mich aber wieder über meine Goldene freuen.

Wie waren die Verhältnisse?

Es hat von den Verhältnissen sicher etwas gewechselt. Es war eigentlich hell, man kann nicht sagen, wie stark der Wind im Vergleich zu den anderen waren. Im Moment kann man diesbezüglich nur spekulieren. Ich weiß nicht, ob der Wind Schuld war, oder meine Fahrerei. Das muss ich mir zu Hause in Ruhe ansehen.


Max Franz:

Max Franz musste bis zuletzt um sein Ticket für die Abfahrt zittern. Mit starken Trainings-Zeiten überzeugte er die Trainer und schraubte so die Erwartungen in die Höhe. Nach Platz 19 zeigte er sich geknickt, wie selten zuvor.

Wie kannst du dir den 19. Platz erklären?

Ich habe mich voll reingehängt und war sehr motiviert. Die Netzkurve wäre etwas besser gegangen, aber das war es auch schon. Ich habe den Ski voll laufen lassen. Bei mir war es sehr dunkel. Im Endeffekt ist es scheiße, ich hatte mir viel vorgenommen.

Wie groß ist die Enttäuschung?

Die Enttäuschung ist groß. Das Glück war nicht unbedingt auf meiner Seite, irgendwann ist es das aber vielleicht. Ich hätte mir gedacht, dass es für unsere Mannschaft heute passt. Im Training habe ich die verlorene Zeit so schnell gefunden, deshalb dachte ich, dass es passt. Ich dachte echt, dass es etwas wird. Es war, vor allem im Steilhang, ein Blindflug. Auf den Wind habe ich aber während der Fahrt nicht geachtet. Am Start oben war aber Wind, da brauchen wir nicht reden. Wie es bei wem war, weiß man aber nicht.

Bist du überrascht vom Podest?

Küng habe ich einiges zugetraut. Auf Feuz darfst du im Rennen auch nie vergessen, den steuert scheinbar immer irgendjemand während des Rennens. Ganong taugt mir wirklich, der fährt gut. Heute hat bei ihm alles gepasst.

 

Georg Streitberger:

Auch Georg Streitberger hatte seinen Startplatz in der Abfahrt nicht sicher. Im Super-G fehlten ihm nur drei Zehntel auf einen Podestplatz, auch im Abfahrts-Training empfahl er sich für ein Ticket. Nach einer durchwachsenen Fahrt landete er jedoch nur an der 29. Position.

Hatten die Verhältnisse Einfluss auf deine Platzierung?

Ich will jetzt keine Ausreden suchen, aber gleich beim zweiten Tor, wo man wenig Tempo hat, habe ich eine Böe von vorne bekommen. Im Steilhang wollte ich dann mehr riskieren und gerader fahren. Das hat gar nicht funktioniert, dann bin ich von der Linie abgekommen. Die Steilhang-Ausfahrt habe ich verhaut, es war einfach kein Tempo da. Als ich abgeschwungen habe, wusste ich, dass es nicht gut war, aber der Rückstand war mir trotzdem zu groß.

Wie erklärst du dir die durchwachsene Fahrt?

Es waren Fehler drin, aber die hatte ich im Training auch und war trotzdem schnell. Heute bin ich von oben bis unten nirgends schnell gewesen. Ich habe mir einiges erwartet, es zählt nur Erster, Zweiter oder Dritter – das habe ich im Super-G gemerkt. Ich wollte es unbedingt, vielleicht habe ich zu viel getan, als nötig gewesen wäre. Es war kein runder Schwung und das Tempo war nicht da.

Ist die Enttäuschung jetzt größer als nach dem Super-G?

Sicher ist die Enttäuschung jetzt größer, als nach dem Super-G. Dort hatte ich eine gute Fahrt, da war die Enttäuschung eher die drei Zehntel, die aufs Podium gefehlt haben. Heute zipft es mich an, dass nichts funktioniert hat und ich nicht so gefahren bin, wie in den letzten Rennen.

 

Aus Vail/Beaver Creek berichtet Matthias Nemetz