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"Österreich II": Schröcksnadel-Kritik lässt Ligety kalt

Ginge es nach Ted Ligety, könnte das hier noch ein paar Tage so weitergehen.

Es ist kurz vor 15 Uhr am Dienstag, der Doppel-Weltmeister sitzt auf einem Plastikhocker im Club-House des US-Ski-Teams.

Flankiert von den einzigen beiden amerikanischen Technikerinnen, die in Schladming im Slalom starten werden: Gold-Hoffnung Mikaela Shiffrin und Resi Stiegler.

Nicht damit gerechnet

Das meiste dreht sich hier allerdings um Ligety, der die erste Goldmedaille vom Super-G daheim im Hotelzimmer gelassen hat.

Die zweite bekommt er erst am Mittwochabend, „Kaiser“ Franz Klammer, den sie auch in den USA kennen, wird sie ihm um den Hals hängen.

Dass er vor Beginn der technischen Disziplinen mit zwei Mal Gold bilanziert, damit hatte er selbst nicht gerechnet.

„Ich habe gewusst, dass mir der Hang hier entgegen kommt, weil er technisch sehr anspruchsvoll ist. Eine Medaille habe ich erwartet, ja, aber zwei Mal Gold war nicht eingeplant.“

Auf den Riesentorlauf, seine Spezial-Disziplin, wird er sich jetzt zwei Tage vorbereiten. „Das müsste reichen, um wieder so am Ski zu stehen, wie ich mir das vorstelle.“

Raus aus der Komfortzone

Ligety hat schon eine Viertelstunde gesprochen, seine Erfolge erklärt und analysiert und ein paar gescheite Einwürfe pariert. Die Rolle des Erklärers liegt ihm, Ligety fühlt sich wohl.

Auch weil er endlich wieder das machen darf, was er mit am liebsten tut: Über die Gefahren des Skisports reden.

„Unser Sport ist gefährlich, gerade bei einer WM. Jeder pusht, pusht, pusht, da passieren Verletzungen. Aber wenn du eine Medaille willst, musst du raus aus der Komfortzone.“

Keine Dichte, aber Siegfahrer

Die haben auch die Österreicher aufgrund des ausbleibenden Erfolgs längst verlassen.

Dass ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel nach wie vor davon spricht, dass Österreich die Ski-Nation Nummer 1 ist, lässt Ligety kalt. „Wir haben vielleicht nicht die Dichte wie die Österreicher, aber wir haben Siegfahrer.“

Und die Chancen bei einer Weltmeisterschaft, schickt Ligety nach, seien für die anderen Nationen schon alleine deshalb größer, weil eben nicht neun, zehn oder mehr Österreicher am Start sind, sondern nur deren vier.

"ÖSV kann ja USA III sein"

Dass Schröcksnadel das US-Team wegen der Home-Base im Ötztal und den österreichischen Trainern bei Damen und Herren abwertend als „Österreich II“ bezeichnet hat, lässt Ligety kalt. „Ich habe das gar nicht mitbekommen, aber es ist mir auch egal.“

Und was hält er von der Kritik? „Die Weltcup-Rennen finden in Österreich und Umgebung statt, deshalb leben wir während der Saison hier. Ich kann ja nicht jedes Wochenende aus Park City anreisen. Würden wir den Großteil der Saison in Nordamerika fahren, kann der ÖSV gerne USA III sein.“

„Und was die Trainer betrifft, so kann ich nur sagen, dass ich vor allem mit amerikanischen Coaches arbeite. Aber natürlich haben auch die Österreicher großen Anteil an meinem und am Team-Erfolg.“

Dass der auch und vor allem deshalb möglich ist, weil die Amerikaner keinen Druck haben, lässt Ligety nicht gelten. „Unser Motto lautet: Best in the World! Mehr brauche ich nicht sagen, oder?“



Stephan Schwabl