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"Den Hausberg kannte ich nur vom Fernsehen"

Franz Klammer, Armin Assinger, Werner Franz, Fritz Strobl.

Noch steht Otmar Striedinger nicht in der Riege mit seinen Kärntner Landsleuten.

Der 23-Jährige ist neben Matthias Mayer und Max Franz aber einer jener Läufer, denen das Potenzial attestiert wird, sich einen Platz in der Aufzählung zu verschaffen.

Geschichten über Franz Klammer

Eine der Legenden kennt der Villacher sogar etwas besser. Franz Klammer ist für Striedinger kein Unbekannter.

Klammers Cousin ist ein enger Vertrauter des Youngsters. „So habe ich mich immer erkundigt, wie er trainiert hat“, kann er indirekt auf Tipps des Olympiasiegers zurückgreifen.

„Was er geleistet hat und welchem Druck er standgehalten hat – solche Sportler kann man sich schon als Vorbild nehmen“, blickt er nach wie vor zu Klammer auf.

„Mit dem Zementsack den Berg rauf“

Die ein oder andere Geschichte aus Klammers aktiver Zeit darf dabei natürlich nicht fehlen. „Es ist schon beeindruckend, wenn man hört, wie sie früher trainiert haben.“

Die Trainingssteuerung sei heutzutage einfach anders, ein konkretes Beispiel ist ihm noch bestens in Erinnerung.

„Sein Cousin hat mir ein paar Geschichten erzählt, was früher so üblich war. Ich habe gehört, dass er im Training nach der Arbeit mit einem Zementsack am Rücken den Berg rauf und runter gelaufen ist. Er hat einfach alles für den Skisport gegeben“, erzählt er mit einem Grinsen.

Hausberg als Kriterium

Striedingers Fokus liegt nun aber voll und ganz auf dem Hahnenkamm-Wochenende, bei dem er sich mit einem Spitzenplatz auch für einen WM-Startplatz empfehlen will.

Vor allem in der Abfahrt fehlt es ihm jedoch noch an Streif-Erfahrung. Da die Strecke im Vorjahr nicht über den Hausberg führte, steht er vor seiner eigentlichen Hahnenkamm-Premiere.

„Den Hausberg kannte ich nur vom Fernsehen, da schaut alles etwas flacher aus. Als ich im Training hingekommen bin, habe ich gemerkt, dass es steiler ist, als es im Fernseher aussieht“, berichtet er über sein erstes Mal.

Angst habe ihm das Schlussstück aber keinesfalls: „Es ist ein cooles Gelände und beim Fahren halb so schlimm. Was man so hört, wird der Super-G vom Hausberg bis ins Ziel entschieden. Es kommt darauf an, wie viel Risiko man geht. Bis zum Hausberg ist alles eng zusammen, danach trennt sich die Spreu vom Weizen.“

Steigerung zum Vorjahr?

Im Super-G sei die fehlende Erfahrung aber halb so wild. „Im Super-G ist die Routine nicht so ausschlaggebend wie in der Abfahrt. In der Abfahrt ist die Linie seit 15 Jahren gleich, im Super-G gibt es verschiedene Kurssetzungen.“

In der zweitschnellsten Disziplin müsse man sich ohnehin immer neu einstellen: „Im Super-G muss man sehr viel improvisieren.“ Ein Umstand, der Striedinger entgegen kommt: „Das ist eine meiner Stärken, im Rennen Dinge zu antizipieren und einzuschätzen. Man darf bei der Besichtigung oft nicht zu viel nachdenken.“

Dies stellte er im Vorjahr bereits unter Beweis. In seinem „Rookie“-Jahr belegte er im Super-G prompt den sechsten Platz.

„Hannes schätze ich am stärksten ein“

Die Favoriten im Super-G sind dennoch andere. „Hannes (Reichelt/Anm.) ist in einer super Form, das hat er zuletzt gezeigt“, schiebt er seinem Teamkollegen die Favoritenrolle zu.

„Auch Jansrud ist stark, da könnte man einige aufzählen. Hannes schätze ich aber am stärksten ein. Er ist momentan in einem Lauf und richtig gut in Form.“

Striedinger ist keiner, der große Töne spuckt. Er geht sachlich an die Dinge heran und lässt sich auch von der anstehenden WM nicht verrückt machen. „Ich möchte einfach ein gutes Rennen fahren. Ich sage nicht, den und den Platz strebe ich an. Ich möchte meine Leistung bringen, dann bin ich zuversichtlich, dass es auch im Rennen ganz gut klappen wird.“

Vielleicht ja so gut, dass man in Zukunft über Otmar Striedinger als eine der Kärntner Ski-Legenden spricht. Ein Triumph in Kitzbühel wäre ein erster Schritt dazu.


Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz