Berthold:
 Ja, es zeichnet sich langsam ab, dass sie zu ihrer Form finden. Matthias war oben sensationell, hat dann aber im unteren Teil extrem viel Zeit verloren. Bei Max war es umgekehrt, er hat im oberen Teil eine bessere Platzierung liegen gelassen. Aber auch der Klaus (Kröll; Anm.) hat einen Schritt nach vorne gemacht. Und der Einsatz hat beim ganzen Team gestimmt.

LAOLA1: Apropos Team. Hannes Reichelt ist ein Siegertyp, aber ist er auch einer, der den Leader macht?

Berthold: Wir haben das schon nach dem Karriereende von Michael Walchhofer besprochen: Wer wird das werden? Das Ergebnis war, dass wir lauter grundverschiedene Typen haben, jedoch keine Führungspersönlichkeit. Aber bei den Jüngeren kommen ein paar selbstbewusste Typen nach, die in diese Rolle hineinwachsen könnten.

LAOLA1: Im Jubel um die Triumphfahrt von Hannes Reichelt sind die Probleme von Benjamin Raich ein bisschen untergegangen. Muss man sich um seinen Olympia-Start sorgen?

Berthold: Es wäre natürlich gut, wenn er jetzt wieder fit werden würde. Aber die Zeit gibt es momentan nicht. Von Kitzbühel geht es weiter nach Schladming, dann weiter nach St. Moritz, auch wenn er da „nur“ den Riesentorlauf bestreitet.

LAOLA1: Was bedeutet seine Absage für die Super-Kombi in Kitzbühel für seinen Start bei den Olympischen Spiele?

Berthold: Derzeit geht es einfach nicht. Der Benni müht sich mehr, als dass er attackieren und g'scheit Skifahren kann, das hat man im Slalom wieder gesehen. Die momentane Situation ist relativ schwierig für ihn. Er würde gerne seit Anfang Jänner, kann aber nicht. Dennoch läuft das Projekt Super-Kombi in Kitzbühel weiter. FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis ist in Kitzbühel, auf ihre Antwort warten wir.

LAOLA1: Raich und Reichelt haben beide mit Rückenproblemen zu kämpfen. Hat der Rücken das Kreuzband als Skifahrerleiden Nummer eins abgelöst?

Berthold: Skifahren ist sicher nicht gesund fürs Kreuz. Schon gar nicht, wenn man es so betreibt wie wir. Momentan hat es uns leider richtig brutal erwischt. Durch die Carving-Ski wirken wahnsinnige Kräfte. Darauf muss der Körper vorbereitet sein.

LAOLA1: Marcel Hirscher hat sich mit Pizza über sein Slalom-Aus hinweggetröstet. Wie haben Sie ihm beim Frustabbau helfen können?

Berthold: Wir hatten beide keine Gaudi mit dem Ausfall. Es war brutal schade, denn aus meiner Sicht war er ziemlich überlegen. Das habe ich ihm auch gesagt. Wir hatten im Slalom die zwei schnellsten Läufer am Hang, aber nicht die Besten. Das war der Felix, den wir sehr mögen. Aber der dritte Platz wäre diesmal auch okay gewesen für ihn.

LAOLA1: Mit dem Wissen um das Ergebnis der Abfahrt und also die 80 Punkte für Svindal tut der Ausfall mit Blick auf den Gesamt-Weltcup doppelt weh, oder?

Berthold: Sicher ist es bitter, weil der Marcel im Slalom nur hätte runter fahren müssen. Ist er aber nicht. Allerdings sehe ich das Problem nicht. Jetzt muss er halt in der Super-Kombi den Hunderter holen. Wenn er normal fährt, ist das sicher möglich.

LAOLA1: Am Montag wird das Olympia-Aufgebot bekanntgegeben. Sind bei den Ski-Herren Überraschungen zu erwarten?

Berthold: Ich hatte am Samstag ein Gespräch mit Hans Pum, da sind wir ein paar Sachen durchgegangen. Ganz ehrlich: Ich habe nicht so verfolgt, wie gut oder schlecht die Damen gefahren sind beziehungsweise wie viele Mädels es gibt, über die man diskutieren muss. Aber wir werden ein schlagkräftiges Team an den Start schicken.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl