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Peter Schröcksnadel im LAOLA1-Interview

Peter Schröcksnadel im LAOLA1-Interview

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ist zu jeder Jahreszeit ein gefragter Mann.

Aber in den Tagen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden - noch dazu vor einem WM-Winter mit Titelkämpfen in der Heimat - ist der Terminkalender des Tirolers besonders voll.

Der Bitte für ein LAOLA1-Interview ist Schröcksnadel dennoch gerne nachgekommen, hat sich lange Zeit genommen und zu den heißen Themen zum Beginn der kalten Jahreszeit - wie immer - klare Worte gefunden.

Herausgekommen ist ein zweiteiliges Interview (Teil 2 gibt's am 18. Oktober), in dem der mächtigste Sport-Funktionär des Landes über seinen Kampf gegen italienische Ungerechtigkeit, Lindsey Vonns Kampf gegen Männer und Marcel Hirschers Kampf um die Jungen spricht.

 

LAOLA1: Herr Präsident, Herbstzeit ist Angelzeit. Wie ist es eigentlich um ihr liebstes Hobby, das Fischen, bestellt?

Peter Schröcksnadel: Eigentlich fange ich um diese Jahreszeit ja die meisten Fische, aber heuer ist dafür nur sehr wenig Zeit. Die Vorbereitungen auf die Ski-Weltmeisterschaft in Schladming machen es mir ein bisschen schwieriger als sonst.

LAOLA1: Und mit der Klage gegen Italien haben Sie ein neues „Hobby“ gefunden, das natürlich auch viel Zeit in Anspruch nimmt?

Schröcksnadel: Es geht einfach nicht, dass man sechs Jahre jemand anpatzt, obwohl man genau weiß, dass er nichts gemacht hat, und dann ist der Fall einfach erledigt. Das ist es für mich nicht, denn das Urteil war ja nicht einfach nur ein Freispruch, sondern es wurde auf erwiesene Unschuld geurteilt – und dann kann man in Italien klagen.

LAOLA1: Was erwarten Sie sich davon?

Schröcksnadel: Erstens kriegt man die Kosten ersetzt, was ja bei uns automatisch der Fall ist, wenn man gewinnt. In Italien ist das nicht so. Aber dort können Staatsanwälte einen auch als Promotion-Mittel hernehmen, obwohl sie wissen, dass man nichts gemacht hat. Das lasse ich mir nicht gefallen!

LAOLA1: Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass Sie schon zu Internatszeiten gegen Unrecht gekämpft haben. Schlummert dieser Kämpfer also nach wie vor in ihnen?

Schröcksnadel: Daran hat sich nichts geändert. So eine Ungerechtigkeit kann und werde ich nicht auf mir sitzen lassen.

LAOLA1: Wie ungerecht finden Sie es, dass Lindsey Vonn in Lake Louise nicht gegen die Herren abfahren darf?

Schröcksnadel: Ich kann mich da nur wiederholen. Aus ihrer Sicht war das ein guter PR-Gag, aus meiner Sicht war er nur bedingt gut. Denn wenn sie sich wirklich mit den Männern messen möchte, dann nicht in Lake Louise, sondern in Kitzbühel. Außerdem war klar, dass sie nicht auf ein paar Rennen verzichten wird. Aber sie ist und bleibt eine tolle Skifahrerin, die sich gut vermarktet und mit der es immer lustig ist.

LAOLA1: Sie sprechen Kitzbühel an. Dort möchte Lindsey Vonn in naher Zukunft eine Damen-Abfahrt haben. Was halten Sie davon?

Schröcksnadel: Das gab es ja alles schon einmal. Aber in Kitzbühel sind die Damen nie vorne über den Steilhang gefahren, sondern immer außen rum. Alles andere kann ich mir nicht vorstellen, dass das bei den Damen funktioniert.

LAOLA1: Gut funktioniert hat auch das Marketing für die Biografie von Maria Höfl-Riesch. Haben Sie das vermeintliche Aufreger-Buch schon gelesen?

Schröcksnadel (lacht): Nein, nein, und ich werde das Buch auch nicht lesen. Aber ich kenne die Maria persönlich sehr gut, vielleicht lasse ich es mir von ihr erzählen. Was diese ganzen Sex-Geschichten betrifft: Mir ist das noch nie aufgefallen.

LAOLA1: Was Vonn und Höfl-Riesch bei den Damen, ist Marcel Hirscher bei den Herren. Nämlich endlich wieder einer, über den man spricht.

Schröcksnadel: Der Marcel hat ein sehr jugendliches Image und ist natürlich auch sehr jung. Das hilft dem ganzen Sport, denn wir brauchen die Jugend. Diese fetzigen Typen, wie den Marcel, gab es vorher eigentlich nur im Snowboard. Das hilft dem Skisport, ihn wieder modern und bei den Jungen populär zu machen.

LAOLA1: Nach Hermann Maier ist das keinem Österreicher mehr gelungen?

Schröcksnadel: Es kommt halt immer auf die Figuren an, die einem zur Verfügung stehen. Ein Hermann Maier war ein wilder Hund, der Marcel ist jung und fetzig. Ein Benni Raich ist eher der Typ Schwiegersohn, sehr konstant und solide. So verschieden sie sind, sie kommen alle gut an, aber eben bei einem unterschiedlichen Publikum.

LAOLA1: Sie sagen, dass mit Marcel Hirscher wieder die Jungen erreicht werden. Wie wichtig ist das in Zeiten eines Wintersport-Überangebots, Stichwort Freestyle, Freeski, …?

Schröcksnadel: Diese ganze New-School-Geschichte ist riesig. Wir haben in diese Richtung auch schon Veranstaltungen gemacht. Da wurde nicht nur geschaut, wie gut jemand fährt, sondern auch wie originell seine Fahrweise ist, wie cool er auftritt und es wurde auch das Outfit bewertet. Das kommt gut an und gefällt auch mir sehr gut.

LAOLA1: Würden Sie sich für den Alpinen Rennsport auch ein bisschen ein fetzigeres Auftreten wünschen?

Schröcksnadel: Das Problem beim Rennsport ist, dass jeder der Schnellste sein will. Da geht es nicht um ein cooles Outfit, sondern um einen Rennanzug. Und dann ist es mit der Fetzigkeit schnell vorbei, weil alles andere bremst.

LAOLA1: Kritiker meinen, dass man bei den Formaten, also den einzelnen Disziplinen, den Hebel ansetzen sollte?

Schröcksnadel: Schauen wir zum Fußball. Der Elfer wird vom Elferpunkt geschossen. Je mehr man die Formate verändert, umso unüberschaubarer und meiner Meinung nach schlechter wird es. Etwas, das gerade beim Skispringen passiert.

LAOLA1: Können Sie das konkretisieren?

Schröcksnadel: Ich halte die neue Windregel offen gesagt für einen Blödsinn. Es soll der Weiteste gewinnen und nicht derjenige, der die besten Windverhältnisse hat. Da wird so verkompliziert und vercomputerisiert, dass der Weiteste nicht mehr gewinnen kann. Das ist ein Unsinn, gegen den ich kämpfen werde. Wenn einmal einer weiter springt, weil er guten Wind hat, dann hat er eben Glück gehabt, das gehört halt dazu.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl

 

Am Donnerstag, 18. Oktober, gibt es an dieser Stelle Teil 2 des großen LAOLA1-Interviews mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.

Dann spricht der mächtigste Sport-Funktionär des Landes über das „Lampion-Rennen“ in Schladming, Ärger in der WM-Vorbereitung, seine Idee für Stadt-Rennen und die Probleme im heimischen Sommersport.