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"Kann in Gröden und Kitzbühel ganz vorne dabei sein!"

Patrik Järbyn liebt den Nervenkitzel, schließlich stürzt sich der Schwede auch noch mit 42 Jahren die Abfahrten des Weltcups hinunter.

Auf das Abenteuer bei der Anreise nach Gröden hätte der mit Abstand älteste Läufer im alpinen Ski-Skizirkus aber gerne verzichtet.

Am Montagabend kam Järbyn auf den kurvenreichen letzten Kilometern von der Straße ab und stürzte 50 Meter in die Tiefe.

Järbyn überstand den Unfall glimpflich und wird in Südtirol an den Start gehen.

Im Interview spricht Järbyn über seinen beeindruckenden körperlichen Zustand, gewaltig hohe Ziele für Gröden und Kitzbühel, Karriere-Höhepunkte und das nahende Ende seines Rennfahrer-Daseins.

Frage: Wie geht es Ihnen, wenn Sie in der Früh aus dem Bett klettern?

Patrick Järbyn: Unglaublich gut, ich habe körperlich null Probleme. Ich war
nie fitter als jetzt. Seit März trainiere ich zwei bis dreimal täglich, so gut habe ich noch nie trainiert.

Frage: Gibt es ein Geheimnis, warum Sie auch noch mit 42 Jahren ein fitter Profisportler sind?

Järbyn: Das Wichtigste war, dass ich sehr spät mit dem Krafttraining mit Gewichten begonnen habe. Erst als mein Körper ausgewachsen war. Viel Stretching ist auch entscheidend. Natürlich rostet der Körper von Jahr zu Jahr mehr ein, und der Muskelaufbau ist auch nicht mehr so möglich wie vor 15 Jahren. Es braucht jetzt deutlich mehr Aufwand, um das gleiche  Trainingsergebnis zu erzielen.

Frage: Genießen Sie das Rennfahren trotzdem jetzt noch bewusster als früher?

Järbyn: So viel Spaß wie jetzt hat es mir noch nie gemacht. Ich weiß viel mehr Sachen als vor 20 Jahren, über Ski, Schuhe, Training.

Frage: Dennoch ist der Start in den Winter alles andere als gut verlaufen, warum sind Sie in Lake Louise (Plätze 54 und 52) und Beaver Creek (35 und 42) nur hinterhergefahren?

Järbyn: Mein Rennschuh ist gebrochen und war kaputt. Da war ich gegen die Besten der Welt chancenlos. In den vergangenen zwei Wochen haben wir bei den Schuhen sehr viel weitergebracht. Wir stehen kurz davor, die perfekte Abstimmung zu finden.

Frage: Jetzt kommt mit Gröden eines Ihrer Lieblingsrennen, hier fuhren sie erstmals 1993 und waren 2008 im Super G Dritter.

Järbyn: Gröden und Kitzbühel, das sind meine Lieblingsrennen. In Gröden gibt es gutes Essen, freundliche Leute und immer super Bedingungen. Es macht Spaß hier zu fahren. Und Kitzbühel ist einfach einmalig, die vielen Leute, die Tradition, ein Klassiker.

Frage: Fahren Sie mehr aus Gaudi, oder doch aus sportlichen Gründen noch Weltcup-Rennen? Reizt es Sie, vielleicht doch noch den ersten Weltcup-Sieg einzufahren?

Järbyn: Ich weiß genau, was ich kann. Würde ich nicht fühlen, dass ich ganz vorne mitfahren kann, würde ich es nicht machen. In der vergangenen Saison war ich bis zu meinem schweren Sturz in Wengen super in Form. Darum wollte ich es heuer unbedingt noch einmal probieren. Ich spüre, dass ich in Gröden und Kitzbühel ganz vorne dabei sein kann. Wenn ich in die Top-Ten fahren kann, dann kann ich auch gewinnen. Ich glaube noch immer daran, an einem perfekten Tag ist der Sieg möglich.

Frage: Was waren die schönsten Momente Ihrer Karriere?

Järbyn: Ich bin 2003 und 2006 aus der Mannschaft geflogen und musste mich auf eigene Faust zurückkämpfen. 2006 habe ich mir von meinem eigenen Geld das Material von Atomic gekauft und bin dann 2007 bei der Heim-WM in Aare Dritter in der Abfahrt geworden. Das ist nicht zu toppen. Super-G-Silber bei der WM 1996 war natürlich auch wunderschön. Und 1998 hatte ich  Olympia-Gold im Super-G schon in der Hand, habe es aber durch einen schweren Fehler weggeschmissen.

Frage: Und welche Kollegen haben Sie am meisten beeindruckt?

Järbyn: "Die beiden Norweger Kjus und Aamodt. Aamodt ist für mich der beste Skifahrer aller Zeiten. Bei allem Respekt vor Ingemar Stenmark und Hermann Maier.

Frage: Wie lange wird man Sie noch im Weltcup als Rennfahrer sehen?

Järbyn: Viele Kollegen und Trainer sagen 'Alter Schwede' und sind beeindruckt von meinen Leistungen. Aber meine Söhne Erik und Lukas sind 4 und 6 Jahre alt. Es ist sehr schwierig, von zu Hause wegzufahren. Meine Frau muss brutal viel alleine erledigen. Ich fühle, dass ich als Vater und Ehemann an andere Sachen denken muss. Die Tür ist noch ein bisschen offen, aber sie geht immer weiter zu (lacht).