news

"Ich habe es schon immer geliebt, ihr zuzusehen"

Geteilter Sieg ist halber Sieg. Von wegen.

Anna Fenninger und Mikaela Shiffrin vergönnen sich den Doppelsieg in Sölden gegenseitig.

"Ich habe zwei Mal hinschauen müssen. Ich glaube, Mikaela hat es schneller gemerkt, weil sie ins Ziel fuhr und den Einser aufleuchten sah. Ich habe doppelt schauen müssen, mich dann aber genauso gefreut“, jubelt die Österreicherin nach dem Sieg.

Ihre Konkurrentin sieht das genauso. "Es ist immer schön, die Eins aufleuchten zu sehen. Egal, ob noch eine zweite Fahrerin ex-aequo ist, das macht gar nichts. Es ist schön, den ersten Platz mit Anna zu teilen.“

Gegenseitiges Lob

Die Salzburgerin, für die es saisonübergreifend der fünfte Riesentorlauf-Sieg in Folge ist, lobt Shiffrin in höchsten Tönen. "Mikaela hat in ihrer jungen Karriere schon so viel erreicht. Sie ist schon eine der größeren Sorte. Sie hat genauso den Killerinstinkt, sonst hätte sie nicht schon so viel erreicht.“

Die US-Amerikanerin gibt das Kompliment postwendend zurück und setzt sogar noch einen drauf.

"Ich habe es schon immer geliebt, ihr zuzusehen. Sie fährt so gut Riesentorlauf, Super-G und Abfahrt. Sie ist eine der wenigen, die eine Einstellung wie die Männer hat. Sie will immer gewinnen, egal wie die Umstände sind. Sie ist so tough. Ich habe mir heute gedacht, ich mache es wie sie und gehe voll auf den Sieg.“

 

"Das Podest mit Fenninger und Brem zu teilen macht es noch besser. Sie sind zwei meiner Lieblings-Skifahrerinnen. Sie fahren so gut“, überschüttet sie auch die zweite ÖSV-Fahrerin am Podest, Eva-Maria Brem, mit Lob.

"Ich hatte viel Druck“

Dass es überhaupt zu dem Doppelsieg kommt, verdankt Fenninger einer in der letzten Saison angelernte Eigenschaft: Mit Druck umgehen.

Woran sie in der Vergangenheit oftmals zerbrach und sich somit selbst im Weg stand, ist nun kein Problem mehr.

"Ich hatte im Vorhinein viel Druck. Mit der erfolgreichen letzten Saison war es noch ärger. Ich war vor dem ersten Durchgang nervös, weil ich nicht wusste, wo ich stehe. Sölden kam in den letzten Jahren immer zu früh“, gibt sie zu, auch beim Saison-Auftakt angespannt gewesen zu sein.

"Es ist alles extrem eng, das hat man heute gesehen. Zurücklehnen brauche ich mich nicht, das weiß ich. Dass es mir in Sölden schon so gut gelingt, lässt mich aber beruhigt in die Zukunft blicken."

"Habe noch viele Ziele"

Beruhigt in die Zukunft kann auch Shiffrin blicken. Die 19-Jährige darf sich nach neun Weltcup-Siegen im Slalom über ihren ersten Erfolg im Riesentorlauf freuen.

Doch damit nicht genug. Der Youngster will mehr – viel mehr. Angesprochen auf ihre Ambitionen hinsichtlich des Gesamtweltcups gibt sie sich zunächst zurückhaltend. "Es ist ein toller Schritt. Wir werden sehen. Es ist ein perfekter Start aber man sollte aufpassen. Es ist erst ein Rennen gefahren.“

Nur um dann doch noch eine kleine Kampfansage abzugeben. "Wenn ich gefragt werde, was ich erreichen will, sage ich, dass ich viele Ziele habe. Ich liebe den Slalom und werde ihn nicht aufgeben. Aber ich will meinen Horizont erweitern und breiter aufgestellt sein.“

Aus diesem Grund wird das US-Girl auch den ein oder anderen Super-G ins Programm aufnehmen.

Und vielleicht gibt es dann auch bald in der zweitschnellsten Disziplin einen geteilten Sieg mit Anna Fenninger. Auch das würde die beiden wohl nicht stören.

 

Aus Sölden berichtet Matthias Nemetz