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"Tun uns schwer, wenn wir das Spiel machen müssen"

Bei einer A-WM herrscht ein anderes Niveau.

Das ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, wurde in den ersten vier Spielen der österreichischen Nationalmannschaft jedoch schon einige Male deutlich.

Geschwindigkeit kein Problem

Dabei ist es nicht einmal die vor der Weltmeisterschaft in Prag so oft beschworene Geschwindigkeit, die dem ÖEHV-Team Probleme bereitet, viel mehr ist es das schnelle Umschalten zwischen Offensive und Defensive sowie ein vernünftiger Spielaufbau.

„Wir tun uns auf diesem Level schwer, wenn wir das Spiel machen müssen“, erklärt Thomas Hundertpfund bei LAOLA1.

Konnte Team Austria gegen die Schweiz und auch teilweise gegen die übermächtigen Schweden und Tschechen das hohe Tempo mitgehen, fühlte man sich beim Duell gegen Frankreich, an eine B-WM erinnert.

Waren nicht ideenreich genug“

Die Franzosen nahmen geschickt das Tempo aus dem Spiel und stellten die ÖEHV-Auswahl so vor massive Probleme. „Wir haben vielleicht nicht die Klasse, so eine Mannschaft wie Frankreich auszuspielen, wir tun uns leichter, wenn wir mitspielen können wie bei den Großen“, so Florian Iberer.

„Frankreich hat das sehr gut gemacht, das hat unseren Spielaufbau etwas verunsichert. Wir waren dann nicht ideenreich genug, haben keine guten Plays gemacht und haben selbst den Speed raus genommen, anstatt mit voller Geschwindigkeit anzugreifen“, so Hundertpfund, der für die plötzliche Langsamkeit in Österreichs Spiele eine simple Erklärung parat hat:

„Man passt sich automatisch etwas dem Gegner an. Gegen Frankreich war es offensichtlich, dass wir nicht das Tempo gelaufen sind, wie in den ersten beiden Partien.“

Spieler müssen instinktiv vor das Tor

Wenn es nicht schnell geht, und die gegnerische Defensive Zeit hat, sich zu positionieren, tun sich die ÖEHV-Cracks schwer, Chancen zu kreieren und verlieren sich meist in Zweikämpfen an der Bande, anstatt vor das Tor zu gehen.

„Wir müssen Lösungen finden, wie wir gegen so defensive Mannschaften wie Frankreich oder auch Lettland und Deutschland zu Chancen kommen“, weiß auch Headcoach Daniel Ratushny, der mehr Schüsse fordert, doch nicht nur das: „Es müssen nicht nur mehr Pucks Richtung Netz gehen, sondern auch Spieler. Es bringt nichts, wenn man schießt und dann keiner da ist, um den Abpraller zu verwerten.

Dabei ist es für den Kanadier keine taktische oder technische Frage, vielmehr müsse es ein Automatismus sein, dort hinzugehen, wo es weh tut.

„Vor das Tor zu gehen hat nicht mit Können zu tun, das ist eine Gewohnheitssache. In anderen Ländern hat man das schon lange erkannt, da gehen die Spieler schon instinktiv vors Tor. Wir müssen das in unsere Köpfe bekommen. Mehr vors Tor, weniger in den Rundungen spielen“, so der Coach, der von seinen Cracks auch fordert, etwas „dreckiger zu spielen“.

Schnelles Umschalten ist gefragt

Damit man aber überhaupt schnell ins Angriffsdrittel kommt, bedarf es aber des eingangs angesprochenen schnellen Umschaltens.

„Das ist der große Unterschied auf diesem Niveau, man muss nur schauen wie die Schweiz und Schweden das gemacht haben. Die verlieren da keine Sekunde“, so Iberer. Der Verteidiger der Vienna Capitals ist sich bewusst, dass das ÖEHV-Team sich damit schwer tut. „Wir versuchen, die Scheibe so schnell wie möglich raus zu spielen, aber die Gegner sind da meist schon in Position“, erklärt Iberer die zahlreichen Fehlpässe im österreichischen Spielaufbau.

„Das sieht von außen natürlich einfach aus, aber die meisten von uns spielen auf diesem Niveau normalerweise nicht und dann passieren Ungenauigkeiten.“

Umso wichtiger wäre daher der Klassenerhalt. Die junge Mannschaft hat großes Potenzial, ein Gang in die B-Gruppe würde die bisherige Entwicklung jäh stoppen. „Je länger wir auf diesem Niveau spielen, umso besser wird es“, weiß auch Iberer. „Man muss nur schauen, wie abgebrüht die Franzosen gegen uns gespielt haben, das macht die A-WM-Erfahrung aus.“

Es hapert an der Umsetzung

Um auch im nächsten Jahr zur A-Gruppe zu gehören, wäre eine rasche Verbesserung auf diesem Feld im Hinblick auf die Schnittpartien gegen Lettland und Deutschland wünschenswert. Auch wenn Hunderptfund hofft, dass zumindest Lettland etwas offener agiert, als die Beton anrührenden Franzosen.

„Die Letten haben gegen die Großen mitgespielt. Das ist für uns vielleicht ein Vorteil. Gegen die Schweizer hat man ja gesehen, das wir dann Platz haben und Möglichkeiten vorfinden.“

Auch Michael Raffl glaubt, dass das ÖEHV-Team gegen die Letten mehr Platz vorfinden wird: "Die spielen eigentlich von Jahr zu Jahr ähnlich, die haben fast die gleiche Truppe wie bei den letzten Weltmeisterschaften. Sie spielen so wie die Russen, vielleicht etwas physischer. Sie werden nicht hinten stehen."

Dass es Österreich eigentlich kann, ist mittlerweile klar, schön wäre es, wenn die Mannschaft dieses A-Niveau auch gegen die vermeintlich schlagbaren Gegner zeigt.

 

Aus Prag berichtet Fabian Santner