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"Nordamerika war immer mein Traum"

Michael Raffl steht vor dem größten Highlight seiner bisherigen Karriere. Nach der Weltmeisterschaft in Helsinki meldeten sich die Philadelphia Flyers beim Agenten des 24-Jährigen und boten dem Villacher einen Dreijahres-Vertrag an, den dieser natürlich sofort unterschrieb.

Somit ist der Stürmer neben Thomas Vanek, Michael Grabner und Andreas Nödl, der vierte Österreicher, der in der kommenden Saison in der NHL auflaufen könnte.

Derzeit weilt der Nationalspieler noch in seiner Heimat und bereitet sich auf das große Abenteuer vor. Genauere Pläne für seinen Umzug hat er noch keine gemacht, die Vorfreude ist aber schon riesengroß.

Im LAOLA1-Interview erzählt Raffl über die Ziele in der kommenden Saison, die Vorbereitung auf die große Herausforderung NHL und seine Verbindung zu „seiner“ Rückennummer Zwölf.

LAOLA1: Du hast einen Dreijahres-Vertrag bei den Philadelphia Flyers unterschrieben. Hast du schon realisiert, dass du vielleicht bald in der NHL auf dem Eis stehst?

Michael Raffl: Das hat zu Beginn schon ein bisschen gedauert, das muss man erstmal sacken lassen. Ich habe natürlich sofort meinen Eltern und meinem Bruder Thomas, der ja bekanntlich in Salzburg unter vertrag steht, Bescheid gegeben, das war schon ein tolles Gefühl und alle haben sich wahnsinnig für mich gefreut.

LAOLA1: Wie kann man das Gefühl beschreiben, wenn man den Anruf von seinem Agenten bekommt, der einem mitteilt, dass es ein Vertrags-Angebot aus der NHL gibt?

Raffl: Das war pure Freude und auch sehr überwältigend. Ich bin mir bewusst, dass man so eine Chance im Leben nicht oft bekommt. Das war etwas ganz Besonderes.

LAOLA1: Wie läuft so etwas ab? Warst du von Beginn an in die Verhandlungen involviert oder hat dein Agent dich erst aufgeklärt, als klar war, dass es ein Angebot der Flyers gibt?

Raffl: Zu Beginn musste ich natürlich das Okay geben, dass ich nach Nordamerika wechseln möchte. Als das Ganze konkreter wurde, wurde ich nochmals gefragt, ob ich nach Übersee gehen würde und da sagte ich, dass ich sofort wechseln würde. Danach hat alles mein Agent geregelt und mit dem stand ich in Kontakt. Mit Vertretern der Vereine hatte ich aber nichts zu tun.

Raffl überzeugte die Flyers-Verantwortlichen bei der WM

LAOLA1: Es gab insgesamt drei Interessenten aus der NHL, schlussendlich wurden es die Flyers. Ein Verein, der dir auch schon vor deinem Engagement zugesagt hat?

Raffl: Ja, Philadelphia hat mit schon immer getaugt, aber um ehrlich zu sein, war es mir ziemlich egal, welche Mannschaft es schlussendlich wird. Hauptsache der Wechsel in die NHL kommt zu Stande.

LAOLA1: Wie beurteilst du deine Chancen den Sprung in den NHL-Kader zu schaffen und tatsächlich Einsatzzeit in der stärksten Liga der Welt zu bekommen?

Raffl: Das kann ich nicht beurteilen, denn ich war noch nie drüben. Von so einer Chance träumt jeder Eishockeyspieler und das gibt einem eine unsagbare Motivation. Ich werde alles daran setzen, alles was ich habe, damit das am Ende auch hinhaut.

LAOLA1: Hast du mit der Vorbereitung schon begonnen oder genießt du noch ein wenig die Freizeit, bevor das Abenteuer losgeht?

Raffl: Ich bin bereits seit letzter Woche wieder im Training. Ich konnte nach dieser Mitteilung natürlich nicht zu Hause sitzen. Wenn du so eine Nachricht bekommst, möchtest du sofort etwas machen.

LAOLA1: Hast du schon einen Trainingsplan von den Flyers bekommen oder machst du im Moment noch Einheiten in Eigenregie?

Raffl: Ich habe seit vier Jahren denselben Trainer, mit dem die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert und fruchtet. Das werde ich auch weiter machen. Im Moment sind die Workouts rein körperlicher Natur, denn in Österreich gibt es um diese Zeit keine Möglichkeit, aufs Eis zu gehen. Aber das ist ohnehin jeden Sommer so.

LAOLA1: Woran musst du noch arbeiten, wo liegen deine Schwächen?

Raffl: Keine Ahnung. Ich muss an allem arbeiten und ich werde körperlich das Maximum rausholen und so fit wie nie zuvor sein. An meiner Spielweise kann ich im Sommer nur wenig verbessern, da ich wie gesagt kein Eis zur Verfügung habe.

LAOLA1: Wann reist du in die USA und wann startet das Teamcamp mit den Flyers?

Raffl: Das weiß ich noch gar nicht. Ich habe mit Michael Grabner gesprochen und werde wahrscheinlich mit ihm schon ein bisschen früher nach Übersee fliegen. Das wäre natürlich eine interessante Möglichkeit, aber es ist noch nicht fixiert. Ich würde gerne mit ihm aufs Eis gehen, aber das müssen wir noch im Detail besprechen. Wegen einer Wohnung habe ich mich noch nicht umgesehen.

LAOLA1: Beim VSV, in Leksand und in der Nationalmannschaft trägst du die Nummer 12, die bei den Flyers Simon Gagne auf dem Rücken hat. Wie wichtig ist dir deine Nummer, bist du in dieser Hinsicht abergläubisch?

Raffl (lacht): So etwas ist mir komplett egal. Ich hab damals die Zwölf vom VSV zugeteilt bekommen und bin einfach dabei geblieben. Das hat für mich keinen Stellenwert. Was mir die Flyers zuteilen, nehme ich, solange es nicht die Nummer eins ist.

LAOLA1: Würde eine Nichtberücksichtigung für das NHL-Team und ein „Abschieben“ zum Farmteam eine große Enttäuschung darstellen?

Raffl: Das wäre kein großes Drama, denn ich hätte ja immer die Möglichkeit durch starke Leistungen den Sprung zu den Flyers zu schaffen. Es war immer mein Traum, in Amerika zu spielen und ich glaube, dass es sehr realistisch ist, dass ich zu Beginn in der AHL auflaufen werde. Ich gehe nicht mit der Einstellung rüber, dass ich nur NHL spiele. Es wäre unglaublich, wenn ich nur einmal ein NHL-Dress anziehen dürfte. So denke ich zumindest darüber.

Das Interview führte Sebastian Rauch