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Was wird aus den Coyotes und ihrem Kapitän?

Was wird aus den Coyotes und ihrem Kapitän?

Er ist das Gesicht der Phoenix Coyotes.

Keiner absolvierte mehr Spiele (1.179), traf das Tor öfter (326) und leistete mehr Assists (473) für das Team aus der Wüste als Shane Doan. Selbst bei den Strafminuten (1.139) liegt der 35-Jährige vorne.

Aber nicht etwa, weil er sich nicht im Griff hat und unnötig in der Penalty-Box sitzt, sondern weil er was Einsatz und Leidenschaft betrifft ein absolutes Vorbild auf dem Eis ist und jeden Check fertig fährt. Ein typischer Leader.

Einmal Coyote, immer Coyote

Doan wurde 1995 von den Coyotes, die damals noch als Winnipeg Jets in Kanada beheimatet waren, in der ersten Runde an siebter Stelle gedraftet und fasste gleich in der NHL Fuß.

Nach einem kurzen Hänger in der Saison 1997/98, als er für einige Spiele ins Farmteam abgeschoben wurde, gelang ihm in der Spielzeit 1999/2000 der endgültige Durchbruch: Er knackte erstmals die 20-Tore-Marke und entwickelte sich fortan zum absoluten Führungsspieler.

Im Jahr 2007, als er nach elf Saisonen bei den Coyotes mit 30 Lenzen im besten Eishockey-Alter war, eine Regular Season mit 55 Punkten abgeliefert und das Team Kanada als Kapitän bei der A-WM zur Goldmedaille geführt hatte, wechselte er nicht etwa zu einem Favoriten auf dem Stanley Cup. Nein, er unterschrieb in Phoenix einen neuen Kontrakt über weitere fünf Jahre.

Der damalige GM Mike Barnett sagte daraufhin, er „vertraue und hoffe darauf, Shane Doan werde den Rest seiner Karriere bei der Mannschaft verbringen, die ihn gedraftet hat“.

Wer will eine NHL-Franchise?

Doch seit dem Jahr 2007 hat sich einiges geändert. Sportlich lief es zuletzt zwar sehr gut. Man konnte sich dreimal hintereinander für die Postseason qualifizieren und in der abgelaufenen Saison führte Doan die Coyotes erstmals in ihrer Geschichte über die erste Playoff-Runde hinaus. Schlussendlich scheiterte man sogar erst im Conference Finale mit 1:4 am späteren Champion Los Angeles.

Das Umfeld des Teams aus Arizona ist allerdings alles andere als stabil. 2009 meldete der damalige Eigner Jerry Moyes Konkurs an. Und da trotz angestrengter Suche kein geeigneter neuer Eigentümer gefunden werden konnte, übernahm die NHL die Mannschaft.

Jamison und NHL-Comissioner Bettman
Mit Greg Jamison würde nun ein neuer Eigentümer Gewehr bei Fuß stehen. Das Okay der Liga hat er bereits und mit den Stadtverantwortlichen handelte der ehemalige CEO der San Jose Sharks ebenfalls ein Abkommen aus.

Jamison würde die Coyotes übernehmen und garantieren, dass sie nicht aus der Region wegziehen. Als Manager der "Jobbing.com"-Arena – der Heimat der Franchise – stünden dem 61-Jährigen dafür über die nächsten 20 Jahre 324 Millionen Dollar zu. Das klingt viel, wäre aber aufs Jahr gerechnet weniger als die Stadt momentan an die NHL für das Betreiben des Stadions zahlt.

So weit so gut, doch selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stößt man bisweilen auf Gegenwehr.

Aktivisten wehren sich

In der zur Metropolregion von Phoenix gehörenden Gemeinde regt sich nämlich Widerstand. Der Grund ist so banal wie logisch: Das liebe Geld. Die Stadtverwaltung plant eine Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Offiziell um das Haushaltsdefizit von 35 Millionen Dollar zu stopfen, wohl aber auch um die rund 16 Millionen Dollar, die Jamison künftig jährlich kassieren würde, zu stemmen.

Zwei Aktivisten sammeln nun seit geraumer Zeit Unterschriften, um die Entscheidung über das Geschäft mit Jamison mit der Abstimmung über die Steuererhöhung, die im November stattfindet, zu verknüpfen. Überzeugen sie genügend Personen, werden dem Verkauf wenige Chancen eingeräumt.

Doan will in der Wüste bleiben

Platzt der Deal, ist der Standort Phoenix mehr als nur gefährdet und damit auch ein Verbleib von Doan. Der 35-Jährige hat zwar stets bekundet dem Team die Treue zu halten und würde am liebsten noch einen letzten langfristigen Vertrag in der Wüste unterschreiben.

Allerdings ist seine Loyalität mit dem Standort Phoenix verknüpft. Falls das Team in eine andere Stadt verlegt werden sollte, wird auch der Flügelstürmer das Weite suchen.

Kein Coyote traf so oft wie Shane Doan
Naturgemäß kann sich ein Spieler seines Kalibers den Verein aussuchen. Nicht weniger als elf Teams sollen ernsthaftes Interesse an einer Verpflichtung haben, darunter so Kaliber wie Detroit, Vancouver, Pittsburgh oder Philadelphia.

Falls Doan die Coyotes verlässt, sieht es sportlich jedenfalls sehr schlecht aus. Mit Ray Whitney ist der beste Scorer der vergangenen Saison bereits nach Dallas abgezogen. Verliert die Mannschaft auch noch ihren Kapitän, dürften Höhenflüge wie dieses Jahr kaum mehr zu erwarten sein.

Wie geht es weiter?

Die Zukunft der Coyotes ist also mehr als ungewiss. Momentan macht sogar ein recht wildes Gerücht die Runde, wonach die Liga einen drastischen Plan B in der Schublade liegen hat, um nicht noch mehr Zeit und schlussendlich auch Geld zu verlieren.

Demnach würde die Franchise aufgelöst, die 23 Spieler in einem Draft-Verfahren an die anderen NHL-Teams verlost und die kommende Spielzeit mit 29 Mannschaften über die Bühne gehen.

Für die Saison 2013/2014 hätte man mit Seattle und Quebec zumindest zwei ernsthafte Interessenten auf einen Expansionsplatz. Und anstatt „nur“ 60 Millionen Dollar für eine Umsiedlung in eine andere Stadt zu kassieren, könnte die Liga von einem neuen Team bis zu 200 Millionen einstecken.

Doan würde all das freilich nicht mehr interessieren, denn sollte es soweit kommen, wird er schon längst bei einem anderen NHL-Team unter Vertrag stehen und bis zum Umfallen für seine Mannschaft kämpfen.

So wie er es immer getan hat.

 

Fabian Santner