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Chicago und Boston kämpfen um den Cup

Chicago und Boston kämpfen um den Cup

Die Boston Bruins gehen am Mittwoch (Ortszeit) als sentimentaler Favorit in das Stanley-Cup-Finale um den Gewinn der National Hockey League.

Knapp zwei Monate nach den tödlichen Bombenanschlägen im Rahmen des Boston-Marathons sehnt sich die Stadt danach, den Pokal durch die nach dem Attentat ruhiger gewordenen Straßen zu tragen.

"Original-Six-Duell"

Finalgegner sind die Chicago Blackhawks, Gastgeber der ersten beiden Matches der "best of seven"-Serie.

Die 1926 ins Leben gerufenen Blackhawks haben den Stanley Cup bisher viermal gewonnen (1934, 1938, 1961, 2010), die 1924 gegründeten Bruins sechsmal (1929, 1939, 1941, 1970, 1972, 2011).

Beide Klubs gehören den "Original Six" an, jenen Klubs aus denen zwischen 1942 bis 1967 die NHL bestand. Neben Chicago und Boston gehören auch Detroit, die Montreal Canadiens, die New York Rangers und die Toronto Maple Leafs dazu. Es ist das erste "Original Six"-Finalduell seit 1979 bzw. das überhaupt erste dieser beiden Teams.

Verpflichtung, den Cup zu holen

Die Bomben vom 15. April hatten drei Todesopfer und 264 Verletzte gefordert, für die Bruins mündeten sie aber in so etwas wie eine Inspiration.

Sie sahen fortan eine Verpflichtung darin, sich den Stanley-Cup zu holen. Mit einer beeindruckenden Serie von neun Erfolgen in ihren jüngsten zehn Partien bahnte sich Boston den Weg in das Final-Duell. Im Endspiel-Vergleich der Eastern Conference wurden die topgesetzten Pittsburgh Penguins gar mit 4:0 Siegen in die Schranken gewiesen.

Dabei wäre schon in der ersten Playoff-Runde beinahe Endstation gewesen, obwohl man da gegen die Toronto Maple Leafs bereits mit 3:1 Erfolgen vorangelegen war. Doch letztlich ging es in Match sieben und da lagen die Bruins im Schlussdrittel 1:4 und auch noch 90 Sekunden vor Ende der Partie schier aussichtslos 2:4 zurück. Doch ein Doppelpack sowie der entscheidende "Overtime"-Treffer brachten noch den Aufstieg.

Jaromir Jagr will es noch einmal wissen

Letzter Triumph 2010

Die Blackhawks haben den Stanley Cup zuletzt 2010 gewonnen. Es war der erste Triumph nach 49 Jahren. Solange wollen Chicagos Fans nicht wieder warten, der Champagner soll schon jetzt wieder fließen.

Im heimischen United Center kann mit zwei Siegen die Basis gelegt werden, die Arena wird von Fans auch "The Madhouse on Madison" genannt. "Wir sind begeistert, wieder ins Finale gekommen zu sein", sagte Verteidiger Duncan Keith. "Wir werden das Beste daraus machen."

Die Begeisterung der Chicago-Fans war allerdings nicht immer uneingeschränkt. Erst vor einigen Jahren wurde vor halb-leeren Rängen gespielt. Dazu passend war die sportliche Ausbeute mit nur einer Playoff-Teilnahme in den Jahren von 1998 bis 2007.

Mit einem neuen Führungsteam um Eigentürmer Rocky Wirth erlebte der Club aber eine Renaissance und zog zuletzt fünfmal in Folge in die K.o.-Phase ein.

Presidents Trophy

In der laufenden Saison punkteten die Blackhawks in allen ihrer 24 ersten Partien und holten später die "Presidents' Trophy" für die Nummer eins der "regular season".

Im Playoff wurde es nach einem 4:1 gegen Minnesota Wild gegen die Detroit Red Wings haarig, nach einem Rückstand von 1:3 brachte erst Match sieben die Entscheidung. Und auch hier brachte ein "Overtime"-Treffer den Aufstieg. Im Conference-Finale hatten die Los Angeles Kings mit 1:4 das Nachsehen.

Trainer von Chicago ist der 54-jährige Kanadier Joel Quenneville, wie sein Gegenüber Julien einst NHL-Verteidiger. Seine Hoffnung ist Goalie Corey Crawford.

"Es ist fantastisch, wie er das ganze Jahr über gespielt hat", sagte der Coach. "Er hat uns dorthin gebracht, wo wir stehen." Unterstützt wird Crawford u.a. von Kapitän Jonathan Toews. Mit ihrem Stil setzen die Blackhawks einen Kontrapunkt zu den Bruins. Sie bauen auf Schnelligkeit und Gewandtheit sowie die Stärke im Puck-Besitz.

New York und Pittsburgh chancenlos

Es folgten ein 4:1 gegen die New York Rangers und eben ein 4:0 gegen die Penguins um Star Sidney Crosby.

"In diesem Jahr ging es bergauf und bergab", sagte Claude Julien rückblickend. Der 53-jährige Boston-Trainer lässt seine vier Linien gewöhnlich ein physisch anspruchsvolles Spiel aufziehen.

Das Bostoner Erfolgsgeheimnis war aber letztlich die Verteidigung. Im Conference-Finale gegen die Penguins verzeichnete Goalie Tuukaa Rask zwei "shut-outs". Der Finne hat in Kapitän und Abwehrhünen Zdeno Chara beste Unterstützung. Der Slowake hält mit 175,1 km/h den Rekord für den härtesten NHL-Schuss.

Spezielles Finale für Jagr

Rask soll auch nun im "Showdown" zum Erfolgsgaranten werden. "Ohne diese Art von Torhütern hat man keine Chance, den Cup zu holen", gab der seit 2007 bei Boston engagierte Kanadier Julien ein klares Statement für den Skandinavier ab.

Im Angriff setzt der Meister von 2011 auf die in der Playoff-Punkteliste führenden David Krejci (CZE/9 Tore, 21 Punkte) und Nathan Horton (7/17).

Speziell ist diese Finale für Jaromir Jagr. Der Tscheche war erst im April von den Dallas Stars zu Boston gewechselt und spielt nun zum ersten Mal seit 21 Jahren um den Stanley-Cup.

Den hat der Olympiasieger 1998 und Weltmeister von 2005 und 2010 in den Jahren 1991 und 1992 mit Pittsburgh gewonnen. "In den vergangenen 20 Jahren habe ich mir vor jeder neuen Saison das Ziel gesetzt, wieder um den Stanley Cup zu spielen. Jetzt endlich die Chance dazu zu haben, ist großartig", meinte der 41-Jährige.