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Zwei Klassiker im EBEL-Semifinale

Zwei Klassiker im EBEL-Semifinale

Besser hätte es wohl kaum kommen können. Red Bull Salzburg – KAC und Black Wings Linz – Vienna Capitals. Zwei wahre Leckerbissen im EBEL-Semifinale. Eishockeyherz, was willst du mehr?

Zum fünften Mal gibt es in den Playoffs das Duell Mozartstädter vs. Rekordmeister. Beide Teams hatten bisher jeweils zwei Mal das bessere Ende für sich.

Letztes Duell an Klagenfurt

Jeweils zwei Mal traf man sich im Playoff-Viertelfinale sowie im Finale: 2009 setzte sich der EC-KAC im Finale mit 4:3-Siegen durch, in der folgenden Saison schaltete Salzburg die Rotjacken im Viertelfinale mit 4:3 in der Serie aus. Auch 2011 triumphierten die Mannen von Pierre Page im Endspiel – ebenfalls in Spiel 7.

Das letzte Duell stieg 2012 im Viertelfinale, damals setzte sich Klagenfurt in sechs Spielen durch. In einem Halbfinale standen sich die beiden Vereine bisher noch nie gegenüber. Es ist zugleich das Duell des Ersten des Grunddurchgangs (RBS) gegen den Achten (KAC).

Swette und das schöne Gefühl

"In so einer Serie ist alles möglich. Wir fahren nicht nach Salzburg, um mit leeren Händen wieder in den Bus zu steigen. Das Ziel ist der Aufstieg", meint KAC-Goalie Rene Swette gegenüber LAOLA1.

Der 26-jährige Vorarlberger scheint überhaupt der Mann der Stunde bei den Rotjacken zu sein. In Spiel drei kommt der nominelle Back-Up-Goalie für Pekka Tuokkula auf das Eis und sorgt für den nötigen Rückenwind für den Seriengewinn. "Natürlich ist das ein schönes Gefühl, wieder im Tor zu stehen. Aber im Eishockey kann es schnell gehen und auf einmal bist du wieder auf der Bank."

Auch ohne Trattnig gefährlich

Für seinen Teamkollegen Thomas Pöck ist das Playoff-Duell mit den "Bullen" aus der Mozartstadt Neuland: "Als ich das letzte Mal in den österreichischen Playoffs stand, gab es vier Mannschaften und keine davon hieß Salzburg (Anm. 2000). Gegen die Mozartstädter habe ich noch keine Playoff-Erfahrung."

Trotzdem ist sich der Routinier bewusst, dass die Chance für eine Überraschung vorhanden ist. "Ich glaube nicht, dass es eine bestimmte Formel gibt, wie man sie knacken kann. Es kommt darauf an, wer den Sieg mehr will. Eishockey ist ein komplizierter Sport. Man muss die Tore zum richtigen Zeitpunkt schießen. Wenn die Scheibe dann reinhüpft, bist du gut dabei."

Dass mit Matthias Trattnig der Kapitän der Salzburger für drei Spiele gesperrt ausfällt, ist für Swette kein Grund, den Champagner bereits einzukühlen. "Überhaupt nicht, das ist komplett egal. Klar ist er ein guter Crack und fehlt ihnen, aber ein Spieler macht noch keine Mannschaft", weiß Swette.

Flo Iberer (l.) und Raffi Rotter (r.) sind beide heiß auf Linz

Der ewige Klassiker – Linz gegen Wien – steht ebenfalls wieder vor der Tür.

Die Capitals-Cracks Raffael Rotter und Florian Iberer freuen sich beide schon auf diese Serie. "Spiele gegen Linz waren immer etwas Besonderes für uns. So wird es auch heuer sein", sagt Rotter, als er über seinen "Lieblingsgegner" in der EBEL spricht.

"Ich sehe es ähnlich wie Raffi. In Linz ist die Stimmung jedes Mal hervorragend. Natürlich werde ich vor allem auf meinen Bruder angesprochen – aber so richtig eng sieht das nur unser Vater: Der würde nämlich uns beiden einen Erfolg wünschen", erklärt Iberer gegenüber LAOLA1. Der gebürtige Grazer schnürt bereits im zweiten Jahr für die Capitals die Eisschuhe und fühlt sich wohl in der Hauptstadt.

"Überragende Mannschaft"

Vor allem der Weg ins Halbfinale war anstrengend und steinig, wie beide Cracks berichten können. "Was die Mannschaft in den letzten Wochen geleistet hat, war überragend. Wir sind stets als Team aufgetreten und haben uns von der besten Seite gezeigt", weiß Rotter.

Der Hauptgrund für den Aufschwung sieht Iberer in der Konstanz, die ihn am Ende gar selbst überrascht. "Die Defense hat sich verbessert, das haben wir vor allem Coach Jim Boni verdanken. Wir haben viel mehr auf die Absicherung nach hinten geachtet und vermehrt solche Situationen trainiert."

Wiener-Serie

Auch auf dem Scoreboard macht sich dieses harte Training bemerkbar. Die letzten vier Spiele wurden allesamt von den Caps gewonnen. Der Einsatzwille, sich in jeden Schuss zu werfen, stand dabei immer im Vordergrund. Auf die Frage, wo diese Kämpfermentalität plötzlich herkommt, meint Rotter: „Es ist ja nicht so, dass wir vorher nicht gekämpft hätten. Wir machen zurzeit eben vieles richtig. Trotzdem müssen wir weiter hart an uns arbeiten, um gegen die Linzer erfolgreich zu sein.“

Capitals-Coach Jim Boni erkannte ebenfalls die Leistungssteigerung, doch sieht der 55-jährige Kanadier noch Potential: „Wir haben tolles Eishockey gespielt, ich bin zufrieden mit den Jungs. Aber wir haben noch Luft nach oben und das macht Lust auf mehr.“

Einmal ins Schwärmen geraten tut sich der Headcoach schwer wieder aufzuhören: "Wenn du einmal ein paar Spiele in Folge gewinnst, bekommst du Lust auf mehr." Rotter und Iberer stimmen ihrem Übungsleiter in diesem Punkt ohne Wenn und Aber zu: "Es ist ein Wahnsinn, wie wir in Unterzahl beherzt agieren. Die ganze Mannschaft freut sich auf die Spiele in Linz. Das ist die Zeit, für die man den ganzen Sommer lang trainiert", so Rotter.

Das Team mit Herz

Dass die Statistik mit 5:1 klar für die Oberösterreicher spricht, bringt den Coach nicht ins Grübeln. "Das ist alles lange her. Wir sind nun in einer ganz anderen Verfassung. Das Team hat Herz und ist gewillt zu gewinnen. Wir haben gute Chancen." Stürmer Rotter kann sich schon gar nicht mehr an die letzten Duelle im Detail erinnern.

Ein Key-Factor für die Serie könnte ein Ausfall von Black Wings-Keeper Michael Ouzas sein. Back-Up-Goalie Thomas Dechel machte seine Sache gegen Bozen gut, doch ein gleichwertiger Ersatz für den Kanadier ist der 23-jährige Wiener wohl noch nicht. Ein Geheimrezept, falls Ouzas doch spielen würde, hat Rotter schon parat: "Verdeckte Schüsse, viel Druck und ein wenig Scheibenglück. Dieser Ouzas ist auch nur ein Mensch."

Überhaupt scheint die körperliche Präsenz als Strategie für einen Halbfinal-Erfolg zu dienen. "Linz hat kleine Verteidiger, wir haben großgewachsene starke Männer in den Reihen. Das kann durchaus ein Vorteil sein", meint Iberer.

Paul Preisig