"Derbysiege zählen doppelt", so lautet eine alte Kärntner Eishockey-Weisheit.
Nach dem 5:3-Erfolg des VSV über den Rivalen aus Klagenfurt ist Blau-Weiß die aktuelle Modefarbe im südlichsten Bundesland.
Mit dem fünften Sieg in den letzten sechs Partien bleiben die Villacher weiter in der Erfolgsspur. Mitverantwortlich für den Höhenflug der Adler ist John Lammers, der mit den beiden kanadischen Top-Legionären Jason Krog und Darren Haydar die Einser-Linie im Angriff bildet.
Lammers absolviert seine bereits vierte Spielzeit in der österreichischen Liga. Nach drei erfolgreichen Jahren beim Rekordmeister aus Klagenfurt, wo er 2011 den Meisterpokal in die Höhe stemmen durfte, wechselte der 28-jährige Kanadier im vergangenen Sommer zum Erzrivalen in die Draustadt.
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Bei LAOLA1 spricht der Flügelstürmer über den derzeitigen Lauf der Adler, die erfolgreiche Zeit beim KAC und seinen persönlichen tschechischen „Ein-Mann-Fanclub“.
LAOLA1: Wie kurz war die Nacht nach dem Derby-Erfolg von Sonntag auf Montag?
John Lammers: (lacht) Sie war ok. Schlussendlich muss man von zwei gewonnen Punkten sprechen, die sehr wichtig für das Team sind.
LAOLA1: Im Vergleich zum Saisonbeginn spielt der VSV wie ausgewechselt. Woran liegt das?
Lammers: Unser Spiel hat sich verändert. Vor ein paar Wochen konnten wir die Leistung nicht über volle 60 Minuten zeigen, jetzt plötzlich funktioniert es. In der Defensive agieren wir besser, helfen uns gegenseitig und treten insgesamt fokussierter auf. Der ganze Dezember ist ein gutes Beispiel dafür, dass es gerade sehr gut läuft und wir in allen vier Linien Stärke zeigen.
LAOLA1: Deine Linien-Partner Jason Krog und Darren Haydar zerschießen die Liga. Was macht die beiden aus?
Lammers: Jason und Darren sind zwei Routiniers mit beeindruckenden Karrieren und spielen noch immer auf einem unglaublich hohen Niveau. Ich glaube, dass ich viel von ihnen lernen kann. Von der Vorbereitung bis zum täglichen Training, aber auch in der Kabine, vermitteln sie durch ihre Ruhe und Konzentriertheit eine gute Atmosphäre. Sie sind niemals zu aufgedreht oder zu ruhig und passen perfekt ins Team. Wie alle Spieler bei uns.
LAOLA1: Wie kann ich das verstehen?
Lammers: Jeder Crack passt in unser Team-System. Es ist nicht wichtig, wer am Ende des Tages trifft oder assistiert, das Team ist immer im Vordergrund. Einmal scort die „Ljubljana-Hunter-Linie“, ein anderes Mal wir, das ist vollkommen egal. Das Entscheidende sind die Punkte. Wir wollen Spiele gewinnen.
LAOLA1: Punktet man selbst automatisch mehr, wenn man mit Krog und Haydar in einer Linie agiert?
Lammers: Natürlich. Gehst du mit den beiden aufs Eis, ist die Chance für Punkte sehr groß. Es macht einfach Spaß, in dieser Linie zu spielen.
LAOLA1: Deine Sturmpartner waren immer technisch versierte Cracks. Beim KAC warst du lange in der Einser-Linie mit Jamie Lundmark und Thomas Koch. Wo liegen deiner Ansicht nach die Unterschiede?
Lammers: Es ist schon ein wenig anders. Mit Jamie und Thommy spielte ich zwei Jahre in derselben Linie. Wir waren bei jedem Match gemeinsam am Eis, da war die Chemie auch bald einmal da. Sowohl Thommy als auch Jamie sind hervorragende Spieler. Es kommt eher darauf an, konstant mit denselben Cracks aufzulaufen. Und mit Jason und Darren brauchte es anfangs noch ein wenig Zeit, aber ich gewöhne mich an die beiden immer mehr und kenne langsam ihre Wege und Ideen. Sie sind alle großartige Spieler, wenn du bereit bist, dann finden sie dich auch.
LAOLA1: Bist du noch in Kontakt mit deinen ehemaligen Mitspielern aus Klagenfurt?
Lammers: Mit Lundmark und Koch spreche ich noch manchmal. Vor allem mit Spielern aus dem Meisterjahr stehe ich in Kontakt, da bleiben ja die gemeinsamen Erinnerungen. Aber sonst eher weniger, da auch die nötige Zeit dafür fehlt.
LAOLA1: Im April hast du die Entscheidung für einen Vereinswechsel getroffen. Was war der ausschlaggebende Grund für diesen Transfer?
Lammers: Im Wesentlichen waren die Ansichten zwischen mir und Klagenfurt zu unterschiedlich, also war es für mich keine Option mehr, beim KAC zu bleiben. Dann hat sich Villach gemeldet und auf der Grundlage des Teams, der Fans und der Stadt war es eine gute Möglichkeit, die ich nutzen wollte. Natürlich könnte man auch sagen: Es war einfach Hockey-Business.
LAOLA1: Deine Derby-Statistik ist interessant. Seit Sonntag hast du nun für beide Kärntner Traditionsvereine getroffen (KAC: fünf Tore, VSV: ein Tor). Hattest du zunächst kein „schlechtes Gewissen“ nach dem Tor gegen deinen Ex-Klub?
Lammers: Ich spiele jetzt für den VSV und gebe alles was ich kann, um zu gewinnen. Natürlich macht Tore schießen gegen deinen Ex-Klub Spaß, aber grundsätzlich geht es ums gewinnen. Es klingt vielleicht hart, aber der Fokus liegt komplett auf meinem Team.
LAOLA1: Also kein schlechtes Gewissen?
Lammers: Nein, ich freue mich über jedes Tor, das ich in der Liga erziele – egal gegen wen.
LAOLA1: Wo siehst du seit deinem Wechsel von Rot zu Blau den größten Unterschied?
Lammers: Schwer zu sagen. Ich bin seit sechs Monaten hier und die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Ehrlich gesagt gibt es keinen großen Unterschied zu Klagenfurt. Die Städte liegen 20 Minuten entfernt, was soll man da schon sagen?
LAOLA1: In wenigen Runden endet der Grunddurchgang der EBEL. Wie lautet dein persönliches Fazit?
Lammers: Es ist kein Geheimnis, dass wir einen mühsamen Start hatten. Aber wir haben uns gefangen und liefern Woche für Woche gutes Eishockey. Es war wichtig, dass wir jetzt schon länger in dieser Konstellation zusammenspielen.