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"Wir haben eine zentraleuropäische Liga"

Der Schnee fängt an zu schmelzen. Die ersten Knospen erblühen auf den Wiesen und die Wintermäntel werden langsam aber doch im Kasten verstaut. Vor der Tür steht somit nicht nur der (richige) Frühling, sondern auch das Saisonende der Erste Bank Eishockey Liga.

Aktuell kommt es zwar noch zum Finale zwischen den Vienna Capitals und dem KAC, dennoch werfen die Planungen der Saison 2013/2014 ihre ersten Schatten voraus. LAOLA1 hat aus diesem Grund EBEL-Manager Christian Feichtinger nach einer Saisonbilanz gefragt, wie er mit der Kritik am Department of Players Safety umgeht und ob die heurigen Liga-Teilnehmer in der kommenden Spielzeit dieselben sind.

LAOLA1: Herr Feichtinger, die Saison 2012/2013 befindet sich auf der Zielgerade. Wie sieht Ihr erstes Fazit aus?

Christian Feichtinger: Absolut positiv. Wir steuern einen neuen Zuschauerschnitt an. Zudem sind wir mit der medialen Berichterstattung durch ServusTV, LAOLA1 und den ausländischen Medienpartnern sehr zufrieden. Wir übertragen fast 50% aller EBEL-Spiele live. Wir hatten die Pula-Festspiele, das Salata-Open-Air in Ljubljana und das IceFever in Zagreb. Alles in allem, bin ich mit dem Produkt Erste Bank Eishockey Liga sehr zufrieden.   

LAOLA1: Heuer wurden Dornbirn und Innsbruck neu aufgenommen. Wie zufrieden sind Sie mit der Integration jener Klubs in die EBEL?

Feichtinger: Mit Innsbruck durften wir einen „Heimkehrer“ begrüßen, der mit den Liga-Vorgängen schon vertraut war. Den Verantwortlichen aus Dornbirn möchte ich ein Extra-Lob aussprechen. Der Kaltstart von null auf hundert war sehr beeindruckend und ich hoffe, dass deren Eigenbewertung auch so positiv ausfällt.

"Bin mit Lyle Seitz zufrieden "

LAOLA1: Die Liga hat heuer erstmals das Strafkomitee in das Department of Players Safety (DOPS) ausgelagert. Vor allem die geringe Dauer von Sperren wurde von fast allen Vereinen kritisiert. Was halten Sie von der Arbeit des DOPS?

Feichtinger: Das DOPS besteht aus Vertretern aller großen Ligen, inklusive der NHL. Bis zum Start der EBEL-Semifinale, wurden 31 Sperren in der Saison ausgesprochen - was ein Durchschnitt von 1,8 Spielsperren sind. Vergangene Saison lag der Liga-Schnitt bei drei Spielen. Der europäische Wert liegt zwischen 1,6 und drei Spielen. Somit liegen wir im europäischen Vergleich absolut gleich auf.  

LAOLA1: Ist es abschreckend, wenn ein Spieler für einen Check der eine Gehirnerschütterung zur Folge hat, drei Spiele gesperrt wird?

Feichtinger: Ich glaube nicht, dass ein höheres Strafausmaß weniger Checks verursacht. Die Spieler gehen nicht mit einer Verletzungsabsicht in die Zweikämpfe. Und die Kritik der Vereine kommt auf, wenn eine vermeintlich geringe Strafe gegen den Gegner ausgesprochen wird. Wenn es aber den eigenen Klub betrifft, hört man nichts. Daher denke ich, dass wir mit dem DOPS einen guten Weg gehen.

LAOLA1: Also finden Sie nicht, dass die „EBEL die härteste Liga der Welt ist“?

Feichtinger: (lacht) Nein, der Meinung bin ich nicht.

LAOLA1: Wird mit dem DOPS nächste Saison weitergearbeitet?

Feichtinger: Auch das wird bei der Präsidialkonferenz im Mai entschieden. Optimieren kann man es immer, aber für mich ist es der beste Ansatz, den wir in den letzten Jahren hatten.

LAOLA1: Graz-Präsident Pildner-Steinburg hat im LAOLA1-Interview die Liga und auch Lyle Seitz kritisiert (Hier geht's zum Pildner-Steinburg Interview). Sind Sie mit der Arbeit von Lyle Seitz zufrieden?

Feichtinger: Absolut.

LAOLA1: Abschließend, KAC oder Vienna Capitals. Wer wird Meister 2013?

Feichtinger: Der, der das letzte Spiel gewinnt.

 

Das Interview führte Alexander Planasch

 

LAOLA1: Die Zuseherzahlen waren in der Zwischenrunde nicht befriedigend. Einige Spieler kritisierten ebenso dieses Liga-Format. Wie stehen Sie zu der Zwischenrunde?

Feichtinger: Wir werden bei der Präsidentensitzung im Mai Alternativen zur Zwischenrunde diskutieren. Es gibt derzeit einige Ideen wie zum Beispiel eine fünfte Grunddurchgangsrunde. Abhängig ist der Liga-Modus letztlich immer von der Teilnehmer-Anzahl, und diese wird ebenso bei der Sitzung finalisiert.

LAOLA1: Gerüchten zu Folge, soll die Liga nächstes Jahr aufgestockt werden. Wie ist der Stand der Dinge?

Feichtinger: Es stimmt, dass slowakische und ungarische Vereine ein Interesse bekundet haben. Aber zuallererst müssen die Anwärter die Liga-Anforderungen erfüllen und selbst dann entscheiden die derzeitigen Klubs über deren Aufnahme. Dies wird mit der Liga-Sitzung im Mai besprochen werden.

LAOLA1: Heißt dies nun, dass die EBEL einer Aufstockung gegenüber positiv gestimmt ist?

Feichtinger: Das kann ich so nicht beantworten. Ich finde, dass wir derzeit bereits ein sehr gutes Produkt haben und die Entwicklung sehr zufriedenstellend ist. Aber wie ich bereits erwähnte, über die Hinzunahme von weiteren Vereinen entscheidet die Generalversammlung. 

LAOLA1: Vor der Saison hat Medvescak Zagreb den Abgang in die KHL kundgetan. In der EBEL würden die Kroaten dann mit einem Farmteam spielen. Sind diese Pläne noch aktuell?

Feichtinger: Das derzeitige Arbeitsverhältnis zwischen der Liga und Medvescak Zagreb ist dasselbe wie zuvor. Unseres Wissens sind die Transferbemühungen Richtung EBEL ausgerichtet und zudem wurden bereits mehr als 1.200 Saisonabos für die EBEL verkauft. Was schon bedenkt gehört, dass derzeitige Budget der Kroaten würde nicht ausreichen und müsste gewaltig aufgestockt werden.

LAOLA1: Red Bull hat bereits angekündigt, dass der Hauptfokus auf München und die DEL gelegt wird. In der EBEL sollen die „Bullen“ dann mit einer verstärkten U24-Mannschaft auflaufen. Fällt das Liga-Niveau, wenn Salzburg sein Engagement in der heimischen Liga einschränkt?

Feichtinger: Salzburg war seit jeher ein starkes Team und ich denke, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Immerhin gibt es Red Bull München bereits in dieser Saison und die Mozartstädter stehen im Halbfinale. Also sehe ich keinen Grund, warum dies anders werden sollte.

LAOLA1: Wie schon besprochen, spielen in der EBEL zwölf Teams aus fünf Staaten. Um visionär zu denken, ist die Etablierung einer zentraleuropäischen Liga ein langfristiges Ziel?

Feichtinger: Ich habe in den letzten Jahren eines gelernt: Für jedes Problem, wurde immer gemeinsam eine Antwort gefunden. Es ist unglaublich spannend und interessant, mit so vielen unterschiedlichen Nationen zusammenzuarbeiten. Daher betrachte ich es auch als den richtigen Weg. Anderenfalls würde es viele kleine Ligen geben. Und daher finde ich, dass wir bereits von einer zentraleuropäischen Liga sprechen können.

LAOLA1: Europaweit hat die EBEL die siebthöchste Zuseheranzahl. Linz hatte sogar eine Hallenauslastung von 100%. Dennoch werden keine Hallen erweitert bzw. neugebaut. Gibt es irgendwelche Lösungsansätze?

Feichtinger: Die Hallenproblematik macht mich auch sehr nachdenklich, denn das Produkt EBEL hat sich in den letzten zehn Jahren nach vorne orientiert. Die Zuseherzahlen wurden verdoppelt bzw. teilweise sogar verdreifacht. Und wenn wir uns die Albert-Schultz-Halle ansehen, dann kann gut erkannt werden, welch Möglichkeiten eine moderne Infrastruktur auslöst.

LAOLA1: Heuer war ein oft kritisierter Punkt die Ausdehnung der Tryout-Phase. Wie soll die in Zukunft geregelt werden?

Feichtinger: In der nächsten Saison gilt das Tryout bis zum 18. November. Danach dürfen bis zum 15. Februar drei Wechsel und zusätzlich einmal der Torhüter getauscht werden.

LAOLA1: Über die Punkteregel wird ebenso gerne diskutiert. Bleibt diese unverändert?

Feichtinger: Ja.

LAOLA1: Es gibt zwei Meinungen über die EBEL. Die einen sagen, es spielen zu viele Legionäre und deswegen kommen so wenig Österreicher zum Einsatz. Die anderen behaupten, es gibt zu viele schlechte Österreicher und somit würde eine Reduzierung der Transferkartenspieler zu einem Qualitätsverlust innerhalb der EBEL führen. Welche Linie verfolgen Sie?

Feichtinger: Ich bin der Meinung, dass wir die Nachwuchsstrukturen verbessern müssen, was auch getan wird (Hier geht's zum Pilloni-Interview). Aber unsere EBEL-Spieler sind nicht schlecht! Gegen diese Behauptung wehre ich mich. Immerhin haben diese die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi geschafft. Wie immer gilt es die richtige Balance aus guten Legionären und guten Österreichern zu finden.