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Ein NHL-Coach machte VSV-Cracks mächtig Beine

Ein NHL-Coach machte VSV-Cracks mächtig Beine

Die Zagreber "Bären" trauten ihren Augen nicht.

Der VSV schenkte den Kroaten in zwei Dritteln mal locker-lässig zweistellig ein. Nicht weniger als zehn Gegentreffer musste die Mannschaft von Marty Raymond, die sich immerhin Tabellen-Zweiter nennen darf, in 40 Minuten hinnehmen.

Dabei hatten sich die Gäste in Villach durchaus etwas ausgerechnet.

Vier Spiele in Folge hatten die Kärntner bis zum Spiel am Sonntag nicht mehr gewinnen können. Lediglich sieben Tore waren Derek Ryan und seinen Kollegen gelungen.

Diese Statistik gehört nun der Vergangenheit an und muss einer, doch beeindruckenderen, weichen.

Der VSV ist das erste Team, dem es in der laufenden Saison gelang, zweistellig anzuschreiben.  Sowohl Salzburg, Fehervar aber auch der Dornbirner Eishockey Club waren mit jeweils neun Treffern in einem Spiel schon nahe dran, der zehnte Treffer wollte aber allen drei Mannschaften nicht gelingen.

Serdachny-Training als Hilfe?

Die 3.244 Zuschauer im "Adler-Horst" wurden somit Zeugen eines historischen Ereignisses. Zum letzten Mal gelang den Kärntnern ein zweistelliger Erfolg beim 10:1-Heimsieg über die Vienna Capitals am 21. November 2006.

Einer, der das Spektakel mit leuchtenden Augen von der Tribüne verfolgte, war Speed- und Skill-Coach Steve Serdachny.

Der Assistant-Trainer der Edmonton Oilers hospitierte eine Woche beim VSV und zeigte den Kärntner Cracks, in einer Übungseinheit am Mittwoch, wie man in Übersee trainierte.

Zu sagen, dieses Training hätte es erst ermöglicht, die „Bären“ so aus der Halle zu schießen, ist wohl ein bisschen zu weit hergeholt, zumal die Kärntner am Freitag gegen Salzburg mit 2:6 relativ chancenlos waren.  

Dennoch, geschadet hat das Coaching des Skill-Experten definitiv nicht.

„Es hat Spaß gemacht, war aber auch sehr hart. Ehrlich gesagt war es härter, als ich es mir ausgemalt hatte. Es ist eine nette Abwechslung zum Alltag, denn er arbeitet mit unterschiedlichen Methoden. Gerade in dieser Phase, Ende November Anfang Dezember, tut so eine Abwechslung immer gut“, hatte VSV-Star John Hughes sichtlich Spaß an den Trainingseinheiten.

Der NHL-Coach zeigte den VSV-Cracks seine Übungen

Serdachny positiv überrascht

Auch NHL-Star Michael Grabner zeigte sich angetan, relativierte die Trainingseinheit mit dem Skating-Experten aber auch ein wenig. „Das war ein gutes, hartes und langes Training. Ich glaube nicht, dass er mit den Oilers jeden Tag so trainiert. Er wollte einen Einblick in seine Arbeit geben und hat daher viele verschiedene Übungen gemacht.“

Nicht nur die Spieler fanden warme Worte für die Arbeit des „Interim-Coaches“, sondern auch Serdachny selbst, der seit 28 Jahren individuell mit Spielern arbeitet, um diese vor allem im Skating aber auch Stickhandling weiterzubringen, war von den Villachern angetan.

„Ich bin beeindruckt. In der Mannschaft steckt sehr viel Talent, vielleicht sogar NHL-Talent. Von Grabner angefangen bis hin zu den jüngeren Spielern. Man darf nicht außer Acht lassen, dass sie auch von einem starken Trainerteam betreut werden. Hannu (Järvenpää, Anm.) und seine Crew machen einen tollen Job und die Mannschaft hat viel Potential“, meinte der Kanadier.

Järvenpää ist ein alter Freund

Besonders der Teamspirit, der seit dieser Saison in Villach vorherrscht, verlangte dem Oilers-Assistant, der seit sieben Jahren bei Edomton unter Vertrag steht, Respekt ab.

„Was ich an Villach besonders mag, ist das Trainerteam. Mit einer starken Hand kann man viel erreichen. Außerdem finde ich es beeindruckend, wie das Team funktioniert. Es gibt keine Superstars, aber viele sehr starke Spieler, die eine Mannschaft weiterbringen.“

Head Coach Järvenpää kennt Serdachny schon lange. Er stellte die Verbindung zu seinem ehemaligen Weggefährten her und lotste ihn nach Villach.

„Steve ist ein absoluter Fachmann. Bevor ich nach Ljubljana gegangen bin, habe ich für Steve in Edmonton gearbeitet. Ich liebe seine Methoden und die Art, wie er das Spiel interpretiert“, streut der Finne seinem Freund Rosen.

Mittlerweile hat der 49-Jährige aber den Weg von Edmonton nach Österreich gefunden und zeigt sich ob seiner Entwicklung glücklich.

Die Spieler des VSV hörten andächtig zu

Krueger als Boss

Ein Mann der den umgekehrten Weg eingeschlagen hat, ist Ralph Krueger. Der ehemalige Meister-Coach der VEU Feldkirch ist mittlerweile Head Coach bei den Oilers und somit Serdachnys Chef.

 „Ich denke, Ralph ist ein exzellenter Coach und ich freue mich schon sehr darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Sein Wissen den Sport betreffend ist sehr weit gefächert und er ist ein exzellenter Redner.“

Krueger, der die letzten zwei Jahre ebenfalls als Assitant Coach bei den Oilers angestellt war, wurde erst im Sommer zum Head Coach befördert. Obwohl er aufgrund des Lockouts noch keine Chance hatte, sich als hauptverantwortlicher Trainer zu beweisen, ist Serdachny von seinen Qualitäten vollends überzeugt.

„Ich weiß, dass er darauf brennt, sich endlich als Head Coach in der NHL beweisen zu dürfen. Wir wissen allerdings nicht, wann dies sein wird. Sollte der Lockout zu Ende gehen, bin ich mir absolut sicher, dass er einen guten Job machen wird. Ich bewundere ihn“, so der Skating-Guru, der sich überhaupt als äußerst positiver Zeitgenosse offenbart.

Lob für den KAC

Selbst vor einer Lobrede auf KAC-Spieler und Oilers-Schützling Sam Gagner schreckt der Kurzzeit-Villacher nicht zurück.

„Sam Gagner ist ein Weltklasse-Spieler. Jeder, der knapp 700 Spieler in der NHL, ist etwas Besonderes, denn es gibt Millionen von Eishockey-Spieler auf diesem Planeten und sie gehören einer Elite an. Dennoch ist Sammy herausragend, er hat unglaubliche Voraussetzungen. Klagenfurt kann sich sehr glücklich schätzen, einen solchen Spieler zu haben. Er ist ein fantastischer Spieler und auch ein toller Mensch.“

Darauf angesprochen, dass er wahrscheinlich der erste VSV-Coach ist, der ähnliches über einen KAC-Spieler sagt, muss Serdachny schmunzeln.

„Für mich ist Sammy eine Edomton Oiler und dann darf ich so etwas auch sagen“, antwortet er mit einem Lachen.

Aus Respekt vor dem VSV

Die Rivalität zwischen den beiden Kärntner Vereinen ist dem Coach aber durchaus bekannt.

„Ich kenne diesen „Krieg“ zwischen dem VSV und dem KAC. Es ist wie Edmonton und Calgary. Ich verstehe diese Art der Konkurrenz.“

Ursprünglich wäre angedacht gewesen, dass er nach seiner Woche beim VSV auch die Cracks des KAC unter seine Fittiche nimmt. Diesen Deal, angeboten von Manny Viveiros, der Serdachny aus Edmonton ebenfalls gut kennt, lehnte der Trainer aus Respekt vor dem VSV und seinen Anhängern aber ab.

Somit kamen in Österreich nur die "Adler" in den Genuss der Ausführungen und Expertisen des Coaches, der sich am Ende seines Trainings noch zu einer Prognose hinreißen ließ.

„Ich verfolge die Liga sehr genau und im Verglich zum letzten Jahr geht die Entwicklung des VSV in die richtige Richtung. Es braucht Zeit einen Kader neu aufzubauen, aber hier wird sehr gut gearbeitet und sie können in dieser Saison noch sehr viel erreichen.“

Eine Tatsache, von der die "Bären" aus Zagreb ein Lied singen können.

Sebastian Rauch

TV-Tipp: LAOLA1.tv zeigt das Spiel VSV gegen die Vienna Capitals am Freitag ab 19:10 Uhr im LIVE-Stream.