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Wenige Alternativen auf dem Spielermarkt

Wenige Alternativen auf dem Spielermarkt

Egal, ob Smart-TV, Playstation oder Handy – Weihnachtsgeschenke bedeuten oft Upgrades.

Doch wie sieht es zur Zeit eigentlich auf dem Spielermarkt aus? Sind auch dort Upgrades möglich, können die Vereine im Winterschlussverkauf zumindest Schnäppchen an Land ziehen oder herrscht tote Hose?

LAOLA1 beleuchtet die derzeitige Lage:

Begrenzte Auswahl

Grundsätzlich ist derzeit am Spielermarkt eine Zwischensaison angesagt, die Alternativen sind dürftig, sowohl wenn es um Österreicher, als auch um Legionäre geht.

Mit Fabian Weinhandl (Ritten) und Andre Lakos (Langnau) kamen zwei Ex-Nationalspieler im Dezember doch noch unter.

Weinhandl, beim KAC bei laufenden Bezügen freigestellt, spielte beim italienischen Meister auch zwei solide Spiele, bevor ihn ein hartnäckiger Virus für längere Zeit außer Gefecht setzte. Dadurch ist unklar, ob Ritten die Option für ihn wahrnimmt, er wäre für ein EBEL-Team in den Playoffs sicher eine interessante Backup-Variante.

Schumnig nach Dornbirn?

Apropos KAC: Nach Max Isopp wurde zuletzt auch Martin Schumnig abgemeldet, um so punktemäßig für den von einer Leistenverletzung zurückgekehrten Kim Strömberg Platz zu machen.

PR-mäßig natürlich ein Desaster für den krisengeschüttelten KAC, aber Schumnig ist schon seit längerer Zeit vom dynamischen Defender vor Jahren weit entfernt.

Könnte er der gesuchte siebte Verteidiger für Dornbirn sein? Im Gegensatz zu einem Legionär würde er nicht einmal eine Abmeldung erfordern, Dornbirn hat noch ein Drei-Punkte-Loch im Kader.

Das wäre eigentlich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und für vor allem für Schumnig eine Gelegenheit, sich schon für die nächste Saison zu präsentieren.

Doch ob der KAC einen direkten Konkurrenten um die Playoff-Plätze verstärken würde?

Yanick Lehoux

Legionäre: Quantität ja, Qualität nein

Was Legionäre betrifft, gibt es im Gegensatz zum österreichischen Markt natürlich weit mehr an verfügbarer Quantität, doch wie steht es um die Qualität?

Sehr bescheiden, doch das kommt nicht überraschend: Die letzten Sitzenbleiber aus dem Sommer haben in den Wochen vor Weihnachten doch noch Vereine gefunden. Diese fielen in verschiedene Kategorien, einige Beispiele dafür:

  • Aussortierte Spieler mit laufenden Verträgen:

Yannick Lehoux, ein begnadeter, aber launischer Playmaker, tauschte seinen hochdotierten Vertrag in Mannheim doch noch gegen ein Engagement im schwedischen Malmö ein.

  • Von Langzeitverletzungen genesene Spieler:

Yan Stastny, lange Jahre einer der besseren DEL-Center, kam von einer Knieoperation zurück. Er hielt auch ein gleichwertiges KAC-Angebot in Händen, entschied sich aber für das Allsvenskan-Team aus Mora.

  • Fit, aber ohne Engagement:

Andre Deveaux, vor Wochen auch ein Trainingsgast in Klagenfurt, kam in Rögle unter und erzielte vier Tore in seinen ersten fünf Spielen.

Logische Reaktion des HCI

Was bleibt da noch übrig? Nicht sehr viel - Teams, die jetzt noch Änderungen vornehmen müssen, sind nicht zu beneiden und orientieren sich nicht überraschend an Altbekanntem.

Innsbruck reagierte daher beim ungeplanten Abgang von Johan Björk nur logisch und nahm mit Kenny Macaulay einen Mann unter Vertrag, den es sehr gut kannte. Zwar ist er ein konträrer Spielertyp zu Björk, aber Gehalt, Ligatauglichkeit und Charakter sind bei ihm keine Fragezeichen und er fügte sich auch nahtlos bei den Tirolern ein.

Wunderdinge darf und wird man sich von ihm keine versprechen, doch er ist sicher einem Schuss ins Blaue vorzuziehen.

Kinasewich nach langer Pause zurück

Auch Dornbirn holte einen ligabekannten Mann: Ryan Kinasewich hätte schon im Oktober kommen sollen, Nachwirkungen einer Schulteroperation verhinderten damals aber das Engagement. Jetzt ersetzt er Justin DiBenedetto, der an seine gute Preseason nie anschließen konnte.

Kinasewich, zuvor in Zagreb, Salzburg und Graz unter Vertrag, verfügt über einen schnellen und ansatzlosen Schuss und verwendet seine Größe und Reichweite im Slot. Bedenken macht aber fast ein Jahr Spielpause, das auf seine ohnehin bestenfalls durchschnittliche Beinarbeit Auswirkungen haben muss.

Tyler Scofield wäre zu haben

Was gibt der Markt sonst her? Grundsätzlich die folgenden Spielergruppen:

  • Spieler mit beachtlichen Lebensläufen, aber mit Problemen auf oder neben dem Eis:

Randy Jones (365 NHL-Spiele) oder Anthony Stewart (262 NHL-Spiele) wären für EBEL-Teams sofort zu bekommen. Doch wer sie kennt, sollte den Groucho-Marx-Sager („Ich würde nie einem Club beitreten, der mich als Mitglied akzeptiert“) entsprechend umwandeln: „Ich würde nie einen solchen Spieler holen, wenn er wirklich zu uns kommen würde.“ Zweifel sind bei beiden angesagt…

  • Spieler mit Talent, aber auch mit Fragezeichen:

Der Ex-AHLer Jack Combs zerbombt derzeit etwa die ECHL, würde mit seinem langjährigen Buddy Chad Costello auch sofort kommen. Doch wären die beiden – separat oder im Tandem – nicht nur eine Neuauflage der Donati-Brüder? Offensiv talentiert, aber im Defensivspiel mit dem Motto „Nach mir die Sintflut“?

Tyler Scofield? Von Graz unverständlicherweise wieder geschasst, doch bei ihm kommt eben immer wieder seine Verletzungsgeschichte auf das Tapet.

Joe Motzko? In der AHL und DEL eigentlich ein verlässlicher Scorer, an schlechten Tagen (und sie sind nicht selten) kann er aber sehr lustlos wirken.

Colby Cohen? Ein guter Puckmover mit laschem Zweikampfverhalten.

  • Charakterspieler mit überschaubarem Talent:

Justin Bostrom? Ein Kämpfer und Shotblocker vor dem Herren, aber drei Tore in der Allsvenskan sind auch kein Empfehlungsschreiben.

Christian Hanson? Ein Sprößling eines der „Slapshot“-Hansons und daher sicher für die Medien gut zu verkaufen. Aber ein perfektes Beispiel für einen Spielertyp, der egal in welcher Liga, immer ein verläßlicher Drittlinienspieler sein wird – nicht mehr und nicht weniger.

Danny Bois? Hat Einschüchterungspotenzial und ist immer für Fights zu haben, aber spielerisch sehr limitiert. Könnte im Playoff aber eine nicht unwichtige Rolle einnehmen und etwa Spieler wie Brock McBride auf den rechten Weg weisen.

  • Spieler, die in der AHL gerade einen PTO (Professional Try-Out, 25 Spiele) beendet haben:

Bestes Beispiel dafür: Goalie Yann Danis. Sein europäischer Agent Derek Bekar bot ihn in Europa an, sein nordamerikanischer Agent Lewis Gross beschaffte ihm fast zeitgleich einen Vertrag in Hartford. Für Außenstehende nicht verständlich, für Branchenkenner nicht verwunderlich. Oft genug beschäftigen Spieler mehrere Agenten, die von der Existenz des jeweils anderen oft gar nichts wissen…

Jeff Tambellini

EBEL für Qualitätsspieler kein Thema

Wenn dann einmal wirkliche Qualitätsspieler auf den Markt kommen, verschwinden diese wieder im Handumdrehen, die EBEL ist für sie nie ein Thema.

Jeff Tambellini, von Medien bei Dornbirn und Bozen gehandelt? Von einer Qualitätsliga (Schweiz, Fribourg) in eine andere (Schweden, Växjö).

Chad Billins, ein sehr guter Offensivverteidiger, der bei CSKA Moskau nicht zurecht kam? Ebenfalls nach Schweden (Lulea).

Natürlich können noch bei weiteren KHL-Teams Spieler freigesetzt werden, vor allem das ohne Playoffchancen agierende Zagreb könnte noch einige nordamerikanische Cracks abgeben. Doch diese tendieren nach Finnland, Schweden (jeweils unlimitierte Legionärsanzahl) oder in die Schweiz, wo Teams immer für die Playoffs von vier auf acht Ausländer aufmagazinieren.

Und kein KHL-Spieler wird noch auf mehrere Zehn- oder Hunderttausend Dollar verzichten, um die Saison in der EBEL zu beenden. Einzig Red Bull Salzburg könnte hier eventuell noch zu einer Alternative werden, schließlich wären sie auch für die nächste Saison eine interessante Adresse. Oder versucht der KAC hier noch die bisher desaströse Saison durch das Engagement von Andrew Hutchinson (Zagreb) geradezubiegen?

Blaine Down

Straubings Down begehrt

Ich habe eingangs die derzeitige Marktlage als Zwischensaison bezeichnet. Denn bald beginnt die Zeit, wo Teams ohne Playoffchancen den einen oder anderen Spieler noch von der Lohnliste bekommen wollen.

Doch so viele sind das auch wieder nicht. In Schweden nur vier Allsvenskan-Teams (Tabellenplätze neun bis zwölf), in Finnland ist derzeit nur Aufsteiger Sport abgeschlagen.

Anders in der DEL, wo etwa in Straubing jetzt schon mehrere Teams um Starstürmer Blaine Down angefragt haben. Doch für Teams wie Straubing oder Schwenningen gilt es abzuwägen, ob der finanzielle Gewinn den unweigerlichen Aufruhr der Fans wert ist.

Gut möglich, dass da vor Februar gar nichts geht, so es sich nicht um Mitläufer wie den jetzigen Cap Nicolas Deschamps handelt.

Tauschen um des Tauschens willen

Apropos Finanzen: Da gibt es derzeit überhaupt keine Regeln. Saisongehälter oder der aliquote Teil davon spielen keine Rolle mehr, zu weit ist die Saison schon fortgeschritten.

Spieler werden derzeit mit einer Restsumme, pro Monat oder gar pro Spiel – von Playoff-Prämien einmal abgesehen – bezahlt. Summen von 10.000 bis etwa 25.000 Euro (netto) sollten für durchschnittliche Spieler derzeit realistisch sein.

Die Marktlage ist derzeit also nicht gerade berauschend und wird wohl auch nicht entscheidend besser werden. Klar, dass Teams bei Verletzungen reagieren müssen, doch nur um des Tauschens willens zu tauschen, kann auch ins Auge gehen.

Nicht umsonst zitieren viele NHL-GM's alljährlich ein Sprichwort: "Die besten Trades sind oft die, die du nicht gemacht hast."


Bernd Freimüller


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