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Borna Coric: "Ich bin der Beste meiner Generation!"

Borna Coric:

Angst vor der großen Tennis-Bühne hat Borna Coric nicht.

Davon konnte sich jeder Interessierte am späten Donnerstagabend in Roland Garros auf Court 2 überzeugen.

Über zehn Minuten lang kämpfte er gegen Tommy Robredo im fünften Satz um sein erstes Aufschlaggame.

Qualitäten als Entertainer

Als er es schließlich zum 1:1 für sich entscheiden konnte, bewies der 18-jährige Jungspund, dass er neben seinem außergewöhnlichen sportlichen Talent, auch als Entertainer überzeugen kann.

Coric pushte sich nicht nur selbst, sondern auch das – ihm schon davor sehr zugetane - Publikum, sich gefälligst im Entscheidungs-Satz noch ein bisschen mehr ins Zeug zu legen.

Erstmals in 3. Grand-Slam-Runde

Eine Aktion, die ihn weniger verkrampfte als vielmehr beflügelte: Mit 6:4 hatte er gegen den introvertierten und 15 Jahre älteren Spanier, der zu seiner besten Zeit Nummer fünf der Welt war, nach fast vier Stunden Spielzeit das bessere Ende für sich.

Womit es der Paris-Debütant bei seinem erst dritten Grand-Slam-Turnier erstmals unter die letzten 32 Spieler schaffte. Es ist beeindruckend, wie sauber und druckvoll der junge Mann bereits den Ball trifft.

Zudem überzeugt er mit seiner Spielintelligenz. Wie auf einem Schachbrett bereitet er oft seine Gewinnschläge vor.

Cilic: „Ein unglaubliches Talent“

US-Open-Sieger Marin Cilic, dessen Coach Goran Ivanisevic auch Coric berät, ist von seinem Landsmann begeistert: „Er ist ein unglaubliches Talent. Außerdem hat er einen beeindruckenden Willen und ist ein großer Kämpfer."

Zu schnell zu gut: Die Homepage von Coric ist noch in Arbeit

Schließlich zog der ehemalige Junioren-Weltranglisten-Erste in der vergangenen Saison als jüngster Spieler seit Rafael Nadal im Jahr 2003 in die Top 100 ein. 276 Ränge machte er in einem Jahr im Ranking gut.

Auf Position 91 startete der „ATP Star of Tomorrow 2014“ in die neue Saison. Nach nicht einmal fünf Monaten ist auch schon der Sprung in die Top 50 abgehakt.

Als Nummer 46 kam er zu den French Open, nach seinem Erfolg über Robredo kratzt der Teenager bereits an den Top 30.

Von diesen und dem ersten Major-Achtelfinale seiner Karriere trennt ihn nur noch der US-Amerikaner Jack Sock, auf den er am Samstag in Roland Garros trifft. Der Weltranglisten-37. aus Florida sollte für Coric ebenfalls im machbaren Bereich liegen.

„Spiele wie Novak Djokovic“

Schließlich will der junge Mann, der seit einem Monat vom ehemaligen Australian-Open-Sieger Thomas Johansson betreut wird, ganz nach oben.

Als Karriere-Ziel hat er sich nicht weniger als die Nummer eins gesetzt. Und genau zu dem aktuellen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gibt es einige Parallelen.

„Wenn ich mein bestes Tennis spiele, bin ich wie Novak Djokovic“, versuchte Coric vor wenigen Monaten seinen Spielstil in Worte zu fassen.

„Er hat etwas in sich, das man selbst nicht in der Hand hat. Etwas, das einem nur Gott geben kann. Er akzeptiert kein ‚Nein‘ als Antwort“, schwärmt Cilic vom Höhenflug des 1,85 Meter großen Rechtshänders aus Zagreb.

Ähnlich sieht es Novak Djokovic: „Er ist im Moment sicherlich einer der talentiertesten Spieler auf der Tour“, so der Serbe. „Er ist für sein Alter schon sehr reif und wühlt sich wohl, wenn er gegen Top-Spieler antreten kann.“

Ancic: "Das Herz eines Champions"

Der ehemalige Wimbledon-Halbfinalist Mario Ancic hegt auf der ATP-Homepage keine Zweifel: "Er ist sehr bodenständig, klug und hat das Herz eines Champions."

"Zweifellos wird er bald in der Weltspitze stehen. Er ist ein Kämpfer, der kratzt und blutet, um den Sieg einzufahren. Diese Einstellung wird ihn noch weit bringen", ist der Kroate überzeugt.

Jüngster Spieler seit Nadal in den Top 100

Diese Lobpreisungen hat sich Coric, der auch schon Kaliber wie Rafael Nadal und Andy Murray auf seiner Abschussliste stehen hat, redlich verdient.

Goran Ivanisevic fungiert als Berater

„Wenn nicht, bin ich eher wie Andy Murray. Ich glaube, dass mein Spiel jenem von Djokovic sehr ähnelt. Ich bewege mich sehr gut, habe wenig Fehlschläge, bin ein Kämpfer und meine Rückhand ist mein bester Schlag.“

Djokovic: „Sehe mich selbst in ihm“

Was auf den ersten Blick als etwas vollmundige Ansage wirkt, wird dem Youngster sogar selbst vom großen Meister bestätigt.

„Ich habe in den vergangenen zwei, drei Monaten viel mit ihm trainiert“, erzählte Djokovic.

„Ich sehe mich ein bisschen selbst in ihm. Wenn ich mit ihm trainiere, ist es ein ganz einzigartiges Gefühl, das ich vorher noch nie hatte. Es ist so, als ob ich gegen mich selbst spielen würde.“

"Bin der Beste meiner Generation"

Dass Coric, der drei Jahre jünger als Dominic Thiem ist, nicht auf den Mund gefallen ist, bewies er mit einer weiteren persönlichen Einschätzung, die zwar nicht für seine Bescheidenheit, dafür aber für sein Selbstvertrauen spricht: „Derzeit bin ich sicher der Beste meiner Generation.“

Als diese Worte ihren Weg aus seinem Mund fanden, hätte er sie zwar am liebsten wieder sofort zurückgenommen, an der Ehrlichkeit und Überzeugung seiner Aussage konnte aber kein Zweifel aufgekommen.

Christian Frühwald