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"Bei uns dreht sich wirklich alles ums Tennis"

Spätestens seit dieser Woche ist allen klar: Dominic Thiem ist Österreichs heißeste Tennis-Aktie für die Zukunft!

Nach seinem Auftaktsieg über Lukas Lacko scheiterte der erst 19-jährige Niederösterreicher im Achtelfinale der Erste Bank Open an Marinko Matosevic (Spielbericht).

Doch auch gegen den Australier zeigte der Teenager, was für ein großes Potenzial in ihm steckt.

Sein außergewöhnliches Talent wurde Dominic sprichwörtlich in die Wiege gelegt, kommt er doch aus einer echten Tennis-Familie.

Unvereinbarkeiten mit der Schule

"Bei uns dreht sich wirklich alles ums Tennis", lacht Vater Wolfgang, der ebenso wie Mutter Karin Tennis-Trainer ist, im LAOLA1-Interview.

Auch der kleine Bruder Moritz ist in seiner Altersklasse bereits die Nummer sechs in Österreich.

Außerdem spricht Wolfgang Thiem über Dominics Entwicklung, die enge Beziehung zu Coach Günter Bresnik, Unvereinbarkeiten mit der Schule und er erklärt, warum er keine Bedenken wegen der großen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit hat.

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit der Vorstellung von Dominic beim Stadthallen-Turnier in diesem Jahr?

Wolfgang Thiem: Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden. Im Vergleich zum letzten Jahr ist eine Riesenentwicklung erkennbar. Er hat viel aktiver gespielt und ist viel mehr auf den Winner gegangen.

LAOLA1: Was hat in der Partie gegen Matosevic noch gefehlt?

Thiem: Man muss auf jeden Fall sagen, dass Matosevic über die gesamte Partie gesehen der Bessere war. Die zwei Punkte im Tiebreak waren halt schade. Wenn du 4:2 vorne liegst und das Tiebreak gewinnst, kann die Partie noch eine Wende bekommen. Ansonsten hätte man nicht viel diskutieren müssen. Matosevic hatte beim Return eine viel bessere Quote. Vor allem beim zweiten Aufschlag hat Dominic zu viele Fehler gemacht. Deshalb hatte er auch wenig Chancen bei den Aufschlag-Games seines Gegners.

LAOLA1: Der Umstieg von den Junioren zu den Profis ist erwartungsgemäß schwierig ausgefallen. Habt ihr euch überhaupt erwartet, dass es in der Stadthalle mit dem Erstrunden-Sieg über Lukas Lacko, immerhin die Nummer 51 der Welt, so gut laufen kann?

Thiem: Dominic hat sich spielerisch einfach stark weiter entwickelt. Es waren in diesem Jahr viele Kleinigkeiten, die Probleme gemacht haben. Im Frühjahr hat er sich den eigenen Schläger auf die Kniescheibe geschlagen und die ist gebrochen. Dann waren noch zwei, drei Wachstumsphasen. Ein anderer hat diese Probleme nicht. Diese Wachstumsphasen haben extrem an seiner Energie gezehrt. Er war ausgelaugt und konnte nichts machen. Gottseidank hatte er dafür keine Probleme mit den Knien oder den Gelenken. Bei ihm entwickelt sich im Wachstum einfach eine extreme Müdigkeit. Umso erfreulicher ist es, dass es jetzt zu Saisonende wieder so gut läuft.

LAOLA1: Du bist selbst Tennis-Trainer bei Günter Bresnik. Kannst du uns deinen beruflichen Werdegang kurz erläutern?

Thiem: Ich bin eigentlich schon seit 1997 beim Günter. Dazwischen war ich beim NÖTV, habe aber auch da noch bei Günter mitgearbeitet. Seit September des letzten Jahres habe ich die Arbeit beim NÖTV aber beendet.

LAOLA1: Wie sieht die Aufgabenaufteilung zwischen Günter und dir bei Dominic aus?

Thiem: Günter hat die Alleinverantwortung. Er macht sowohl das Training als auch die Turnierplanung. Wenn nicht Günter selbst mit auf die Turniere fährt, machen das Thomas Strengberger oder ich. Im Endeffekt hat aber Günter die komplette Planung in der Hand.

LAOLA1: Wie glaubst du, wird seine Entwicklung im nächsten Jahr verlaufen?

Thiem: Er hat mir gesagt, dass er im nächsten Jahr bei den French Open Qualifikation spielen will. Das könnte sich ausgehen, wenn er verletzungsfrei bleibt. Dann muss er sich aber einmal für einen körperlichen Block Zeit nehmen. Das darf man bei dieser Punktejagd nicht außer Acht lassen. Ansonsten sollte er sich einmal bei den Challenger-Turnieren festsetzen.

LAOLA1: Dominic hat selbst gesagt, dass er nach oben hin keine Grenzen sieht. Wie beurteilst du diese Aussage?

Thiem: Ich hoffe, dass seine Träume in Erfüllung gehen. Er arbeitet sehr hart dafür und ordnet dem Tennis alles unter. Da kann ich ihm nichts vorwerfen. Da ist er sehr konsequent.

LAOLA1: Habt ihr euch auch deshalb dazu entschlossen, vorzeitig mit der Schule abzubrechen?

Thiem: Er war zwei Jahre in der Südstadt und dann noch ein halbes Jahr in Baden, wo er extern Prüfungen abgelegt hat. Wenn du acht Stunden in der Arbeit bist, ist es ja auch schwer, sich dann für eine Abendschule oder dergleichen zu engagieren. So etwas würde sich zwar ausgehen, aber  es wäre dann schon sehr hart.  Er braucht nach dem Training einfach auch Zeit für sich selbst. Auf diesem Niveau ist so etwas einfach nicht vereinbar.

Das Gespräch führte Christian Frühwald

LAOLA1: Was zeichnet Günter Bresnik deiner Meinung nach als Trainer aus?

Thiem: Was mich freut ist, dass er sich schon seit zehn Jahren um Dominic kümmert. Als Dominic neun Jahre alt war, hat er bereits begonnen mit ihm zu trainieren. Sie haben Stunde um Stunde miteinander geübt. Das war für Dominic sehr hart. Da hat er nach der Schule ein kurzes Zeitfenster zwischen 12 und 14 Uhr genutzt, um seine Tennis-Stunden abzuwickeln. Das war eine harte Schule, die er aber durchgezogen hat. Günter ist einer der weltbesten Trainer und wenn du die Chance hast, dass er dich ins Herz geschlossen und quasi adoptiert hat, dann ist das einfach viel wert. Die beiden sind zusammengewachsen. Man kann fast sagen, dass er Günters Baby ist.

LAOLA1: Die Familie Thiem ist ja eine richtige Tennis-Familie.

Thiem: Stimmt. Meine Frau ist auch Tennis-Lehrerin. Sie leitet das Klub-Training in Seebenstein. Auch der kleine Moritz spielt Tennis. In seiner Altersklasse ist er die Nummer sechs in Österreich. Dem taugt die ganze Sache mit Dominic natürlich extrem. Nach Dominics Erstrunden-Sieg war er bis halb zwei in der Halle und am nächsten Tag gar nicht in der Schule. Bei uns dreht sich wirklich alles ums Tennis. Die Kinder hatten eigentlich gar keine andere Chance (lacht).

LAOLA1: Dominic wird mit seinen 19 Jahren von vielen Seiten schon unter großen Druck gesetzt. Sei es von uns Medien oder den Fans. Macht man sich da als Elternteil auch ein bisschen Sorgen?

Thiem: Ich bin stolz auf ihn. Er kommt - glaube ich - ganz gut bei den Zuschauern und Medien an. Er geht damit auch recht gut um. Er ist nicht einer, der sich vor vollem Haus in die Hose macht. Für ihn war es eher das Problem, dass er seine spielerischen Möglichkeiten Schritt für Schritt rüberbringt, weil er körperlich immer hinter her hinkt. Da ist ihm dann ein mentales Problem angedichtet worden, das er nie gehabt hat. Im vergangenen Jahr hat er da aber einen großen Schritt gemacht. Wobei er immer noch nicht alles vom Training ins Match umgesetzt hat.