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"Ich habe selbst öfters in den sauren Apfel gebissen"

Stefan Koubek ist seit Freitag der neue Davis-Cup-Kapitän der rot-weiß-roten Equipe.

Der 38-jährige Kärntner wird es bis zu seinem Einstand vom 6. bis 8. März in Örebro gegen Schweden aber nicht einfach haben.

Wegen des äußerst ungünstig gelegenen Termins des Länderkampfs in der Europa-Afrika-Zone I fliegen ihm die Zusagen bisher nicht gerade zu. Bisher hat Koubek nur das Okay von Alexander Peya.

Step by step

Knapp dreieinhalb Jahre nach Ende seiner Spielerkarriere kehrt er als Betreuer auf den Platz zurück.

Wie es sich anhört, Davis-Cup-Kapitän genannt zu werden? "Es hat ein bisserl was Komisches, aber es ist eine ehrenvolle Aufgabe und ich freue mich sehr darauf. Ich werde es letztendlich genauso mit Herz machen wie ich es als Spieler gemacht habe", versicherte Koubek am Mittwoch im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur.

Koubek ist vorerst für dieses Jahr verpflichtet, was im Optimalfall bis zu drei Spiele bedeuten würde. "Das ist das große Ziel von mir, dass wir die drei Spiele haben. No na, das größte Ziel wäre natürlich gleich einmal mit einer Weltgruppe beginnen, aber das ist ein weiter Weg. Jetzt befasse ich mich hauptsächlich einmal mit Schweden. Das ist schwierig genug."

Terminkollision

Denn der Termin ist allen Spielern ein Dorn im Auge und so wird Koubek schon vor seiner Premiere viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Der Länderkampf geht unmittelbar vor dem ATP-Masters-1000-Turnier in Indian Wells in Szene. Für Jürgen Melzer, der die nur zwei Tage danach beginnende Qualifikation in Indian Wells spielen muss, besonders bitter, aber auch für Dominic Thiem.

Der Hauptbewerb des Großturniers, für das Thiem als Top 50-Spieler eine Startverpflichtung hat, beginnt auch schon am Donnerstag.

Fraglich, ob Thiem, Melzer und Peya auch gegen Schweden das Team bilden

Grundsätzlich hat der Vater des 17 Monate alten John Christian aber auch einen Fulltime-Job in Aussicht: Er wird Geschäftsführer eines Tennis-Geschäfts von tennispoint.de. Das Online-Portal möchte im Süden Wiens einen Shop eröffnen.

Auch seinen Job als Co-Kommentator beim ORF muss er nicht ganz an den Nagel hängen. "Ich muss noch finale Gespräche führen, aber ich bin nicht raus. Es wird eingeschränkter sein, Österreicher-Matches werde ich eher nicht kommentieren."

So schwierig es auch wird: Nach zwei Jahren, in denen er sich sehr viel um seine Familie gekümmert hat, hat Koubek nun wieder Lust auf die berufliche Herausforderung.

Und mit Schweden einen bezwingbaren Gegner: "Wir sind Favorit, das kann ich nicht abstreiten. Aber mit dem 18-jährigen Ylmer haben die einen Top-200-Mann, auf den muss man schon aufpassen."

Und die alten Phrasen nützt auch der neue Kapitän, weil sie eben auch zutreffen: "Der Davis Cup hat eigene Gesetze. Wir haben vor ca. 15 Jahren die Schweden als krasse Außenseiter geschlagen. Wenn man als Team ein geiles Wochenende hinlegt, ist einiges machbar."

Zudem spielt Thiem vor dem Davis Cup in Dubai im Freien, ebenso auch Andreas Haider-Maurer in Acapulco. Letzterer müsste also sogar aus Mexiko nach Schweden anreisen und dann wieder zurück nach Kalifornien. Haider-Maurer sollte dort ebenfalls noch in den Hauptbewerb rutschen. In Schweden wird in der Halle, in Kalifornien freilich auch schon im Freien gespielt.

"Der Termin ist natürlich eine Katastrophe für alle, die nach Indian Wells müssen. Am schlimmsten ist es für Jürgen Melzer, der schon am Dienstag Quali spielen müsste. Trotz allem hat der noch nicht fix abgesagt, er tendiert eher dazu Davis Cup zu spielen, aber er muss das auch noch besprechen", erklärte Koubek.

Von Thiem gäbe es noch keine fixe Absage, auch nicht von Haider-Maurer. Fix rechnen kann Koubek vorerst nur mit Doppel-Star Alexander Peya. "Er hat nicht lange überlegt, er hat aber im Doppel den einen oder anderen Tag mehr für den Jetlag zur Verfügung."

Feinschliffarbeit

Mit ins Kalkül ziehen wird Koubek freilich auch Gerald Melzer, der nicht nur wegen des Sieges über Haider-Maurer in Quito Aufwärtstendenz gezeigt hat.

Koubek muss keiner der Spieler seine Situation wirklich erklären, schließlich hat er selbst 17 Jahre auf der Tour gespielt. "Ich kann das super nachvollziehen, aber ich habe auch selbst immer wieder in den sauren Apfel gebissen und Davis Cup gespielt, auch wenn es terminlich sehr schlecht war für mich."

Bis eine Woche vor der offiziellen Nominierung am 24. Februar würde Koubek gerne wissen, mit wem er rechnen kann.

Er sieht seine Aufgabe hauptsächlich in der Organisation und im "Feinschliff in der Woche auf der Bank" sowie die "eine oder andere richtige Entscheidung" zu treffen.

Im Vollbetrieb

Koubek ist sicher, dass ihm auch der Nachfolger des scheidenden ÖTV-Präsidenten Ronald Leitgeb das Vertrauen schenken wird.