news

Seeldraeyers und seine Jäger

Seeldraeyers und seine Jäger

Erst zwei von acht Etappen der 65. Internationalen Österreich Rundfahrt sind absolviert worden, doch trotzdem ist bereits eine Vorentscheidung gefallen.

Die Anstiege nach Kühtai und zum Alpenhaus am Kitzbüheler Horn haben die Spreu vom Weizen getrennt.

Der Kreis der Sieganwärter hat sich merklich gelichtet, aber das Astana-Trio Kevin Seeldraeyers, Aleksandr Dyachenko (+43 Sek.) und Fabio Aru (+1:29) sowie Lokalmatador Riccardo Zoidl (Gourmetfein/+59 Sek.) und der Belgier Dries Devenyns (Omega Pharma – Quick-Step/+1:10 Min.) sind allesamt noch innerhalb von eineinhalb Minuten.

LAOLA1 stellt die Topfavoriten vor:

 

Das Astana-Trio: „Wir sind so stark, weil wir uns eigentlich auf die Tour de France vorbereitet haben“, sagte Seeldraeyers über sich und Dyachenko nach seinem Sieg am Kitzbüheler Horn und machte damit aus seinen eigentlichen Juli-Plänen keinen Hehl. Dass man nach einer Nicht-Nominierung für die Frankreich-Rundfahrt mit einer gewissen Portion Wut im Bauch bei der Ö-Tour reüssieren kann, bewies nicht zuletzt Seeldraeyers' Teamkollege Jakob Fuglsang mit seinem Triumph 2012. Da passt es natürlich, dass die beiden dieses Jahr viel gemeinsam trainiert haben. Auf den Bergen zeigte Seeldraeyers keine Schwäche. Wie es mit seinen Zeitfahr-Qualitäten aussieht, wird sich weisen. Bei der Österreich-Rundfahrt 2009 rutschte der 27-Jährige nach einem mäßigen Auftritt in Podersdorf noch vom Podest.

 

Der Lokalmatador: Riccardo Zoidl schlug sich an den ersten beiden Tagen sensationell. „Wenn ich die Glockneretappe gut überstehe, ist sicher etwas drinnen“, weiß der Überflieger der heimischen Radsportszene. Dass er Zeitfahren kann, bewies der Oberösterreicher bereits mehrmals. Wenn seine Form passt, ist er mit Dyachenko ungefähr auf eine Stufe zu stellen. Die zahlreichen Fans, am Kitzbüheler Horn stimmten einige Leute sogar „Ricci“-Sprechchöre an, werden dem 25-Jährigen noch einen zusätzlichen Motivations-Schub verleihen. Sein Team Gourmetfein hat zwar nicht so viele Top-Bergfahrer wie Astana, aber mit Matija Kvasina hat Zoidl einen Spitzenmann an seiner Seite. Der kroatische Legionär ließ sich schon am Horn zurückfallen, um seinem Kapitän helfen zu können.

Andreas Grossek, sportlicher Leiter beim Team Gourmetfein, ist froh, dass Seeldraeyers in Dyachenko seinen größten Konkurrenten sieht. „Das passt, dass sie so denken. Ich glaube an meine Fahrer und ich weiß, dass Ricci im Zeitfahren stark ist.“ Überhaupt üben sich die Welser gerne in der Rolle des David. „Wenn du als Continental-Team bei einer HC-Tour vorne mitfährst, dann sind alle ProTour-Teams gegen dich. Das ist für sie schon ein Schlag ins Gesicht. Gastgeschenke gibt es da keine.“



Wohl auch deswegen sieht Seeldraeyers in Dyachenko den Topfavoriten. „Er ist der bessere Zeitfahrer, aber Stallorder gibt es keine“, stellt der Mann im Gelben Trikot klar. Dyachenkos Platz neun bei der WM 2011 kann sich tatsächlich sehen lassen, letztes Jahr katapultierte er in Podersorf Thomas Rohregger aus den Top Fünf. Dass zwei Astana-Fahrer an der Spitze des Gesamtklassements stehen, ist sowieso ein taktischer Vorteil und die Tatsache, dass mit Edelhelfer Fabio Aru noch ein Mann an Rang fünf klassiert ist, eröffnet weitere Möglichkeiten. Wie wichtig eine gute Mannschaft sein kann, bewies RadioShack auf der Glockner-Etappe im Vorjahr.

Der Angriffslustige: Dries Devenyns war nach den ersten Tagen zufrieden. In Anbetracht der Tatsache, dass er sich erst vor drei Monaten den Arm brach, kann er das auch sein. Der 30-Jährige weiß, wie man bei der Ö-Tour eine Etappe gewinnt, wie er 2009 bei seinem Tagessieg in Judendorf-Straßengel bewies. Aufgrund seiner Position im Gesamtklassement wird man Devenyns nicht ausreißen lassen, aber seine bisher an den Tag gelegte Angriffslust könnte sich in Form von wertvollen Sekunden, etwa bei der Ankunft am Sonntagberg, bezahlt machen. Der Belgier ist auch ein mehr als solider Kämpfer gegen die Uhr, beim Zeitfahren der vorletzten Tour-de-France-Etappe 2012 wurde er 22. und landete damit nur knapp hinter Omega-Pharma-Quick-Step-Teamkollege und Spezialist Bert Grabsch.

 

Vom Kitzbüheler Horn berichten Máté Esterházy und Jakob Faber