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Ullrich: "Ich weiß, dass das ein großer Fehler war"

Ullrich:

Die ganze deutsche Nation ist ihm einst zu Füßen gelegen, doch seit Donnerstag ist es "amtlich": Jan Ullrich hat gedopt.

Knapp zwölf Stunden nachdem der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne eine Dopingsperre gegen ihn ausgesprochen hatte, meldete sich der Ex-Radprofi selbst zu Wort und gestand gewissermaßen.

In einer Erklärung auf seiner Homepage bestätigte der 38-Jährige nämlich erstmals, Kontakt zum umstrittenen spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes gehabt zu haben.

"Es tut mir sehr leid"

"Ich weiß, dass das ein großer Fehler war, den ich sehr bereue. Für dieses Verhalten möchte ich mich bei allen aufrichtig entschuldigen - es tut mir sehr leid", schrieb der Sieger der Tour de France 1997 im Internet. (Kommentar: "Jan, du Feigling!")

Den Beweis für den Kontakt zu Fuentes hatte die Staatsanwaltschaft Bonn allerdings schon vor fünf Jahren erbracht.

Thema ad acta gelegt

Ullrich kündigte auch an, den CAS-Spruch nicht anzufechten. "Nicht, weil ich mit allen Punkten in der Urteilsbegründung übereinstimme, sondern, weil ich das Thema endgültig beenden möchte", betonte der Deutsche in der kurz vor Mitternacht veröffentlichten Erklärung.

"Persönliche Konsequenzen habe ich ja bereits 2007 mit dem Rücktritt vom Profiradsport gezogen."

Enormer Druck

Ullrich beschrieb in der Erklärung auch den Druck, unter dem er 2006 stand:

"Ich wollte für die Tour 2006 nochmal alles rausholen. Nach meinem Toursieg 1997 und fünf zweiten Plätzen war der Druck der Öffentlichkeit, der Sponsoren und auch mein Eigendruck immens groß. Alle wollten einen zweiten Toursieg, besonders nach dem Rücktritt von Lance Armstrong."

"In Deckung gegangen"

Nach seiner Suspendierung kurz vor dem Tour-Start 2006 fühlte sich Ullrich überfordert. "Die ganze Welt wollte mich an die Mauer stellen und dann bin ich instinktiv in Deckung gegangen, habe mich erst mal zurückgezogen", meinte der Rostocker.

"Ich wollte schon damals, kurz nach meiner Suspendierung, den Fehler, den ich gemacht habe, öffentlich eingestehen, aber mir waren die Hände gebunden." Auf Anraten seiner Anwälte habe er zu den Vorwürfen geschwiegen. Seine spätere Burn-out-Erkrankung sei auch Folge des Drucks gewesen.

Kein weiterer Kommentar

Weitere Statements, die über die Erklärung hinausgehen, will der bisher einzige deutsche Tour-Sieger nicht mehr abgeben.

"Für mich ist damit das Kapitel meiner aktiven Radsportkarriere endgültig abgeschlossen und ganz persönlich ist es für mich und meine Familie das Ende einer über Jahre hinweg schwierigen Zeit."

Vom CAS gesperrt

Fünf Jahre nach seinem Rücktritt war der ehemalige Radsport-Held am Donnerstag vom CAS überführt worden, Blutdoping betrieben zu haben. Ihm wurden sämtliche Erfolge ab 1. Mai 2005 bis zu seinem Karriereende aberkannt.

Zudem sperrte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den in der Schweiz lebenden Ostdeutschen für zwei Jahre bis 21. August 2013. Der CAS hatte sein Strafmaß mit den erwiesenen Verstrickungen Ullrichs in die Affäre um Fuentes begründet - die schon die Staatsanwaltschaft Bonn 2007 mit einem positiven DNA-Abgleich offengelegt hatte.