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Armstrong hätte weiterhin gelogen

Armstrong hätte weiterhin gelogen

Lance Armstrong muss eineinhalb Jahre nach seinem spektakulären Geständnis bei Oprah Winfrey noch mit den Nachwirkungen seiner jahrelangen Dopingsünden kämpfen.

Unter anderem steht ihm ein Rechtsstreit mit einem seiner früheren Sponsoren bevor. Dennoch sprach Armstrong im CNN-Interview von einem guten Leben, das er mittlerweile führe. "Das tägliche Leben ist positiv."

"Überrascht, dass ich nie dumm angeredet werde"

So müsse er sich auch bei Begegnungen auf der Straße nie rechtfertigen. "Ich bin eigentlich darüber überrascht, dass ich nie dumm angeredet werde", sagte der 42-jährige Armstrong in dem Telefon-Interview aus seiner Heimatstadt Aspen. "Klar merke ich manchmal, dass mich jemand auf die Vorfälle ansprechen möchte, aber es ist bisher noch nicht passiert." Im (anonymen) Internet und über soziale Medien hingegen bekomme er die abscheulichsten Kommentare, die man sich nur ausdenken könne.

Armstrong erklärte weiter, dass er wahrscheinlich immer noch auf seine Unschuld pochen würde, wären keine Beweise für seinen Doping-Missbrauch gefunden worden. "Ich war ziemlich gut darin, diese Rolle zu spielen. Wenn man es Hunderte Male abgestritten hat, kann man so etwas nicht einfach zugeben. Wenn du einmal 'Nein' gesagt hast, musst du immer 'Nein' sagen." Wenn das mit der FBI-Untersuchung nicht passiert wäre, meint Armstrong, so würde er wahrscheinlich noch immer mit der gleichen Überzeugung und demselben Ton wie früher 'Nein' sagen. "Aber das ist ja vorbei."

Rechtsstreit beunruhigt ihn nicht

In Bezug auf den bevorstehenden Rechtsstreit mit einem seiner früheren Sponsoren, U.S. Postal Service, gab sich Armstrong trotzig und selbstüberzeugt: "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir den Fall gewinnen werden. Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich beweisen kann, dass das U.S. Postal Service einen Schaden davon getragen hat. Sie haben mit dem Deal viel Geld gemacht und haben das bekommen, was sie ausgehandelt haben. Ich habe mir für sie den Arsch abgearbeitet und bin stolz darauf."

Während es genau diese Einstellung und dieses Selbstvertrauen waren, die aus Armstrong einen erfolgreichen Athleten machten, gibt er auch zu, dass sie ihn auch in seine momentane Lage gebracht haben. "Ich habe definitiv eine f*** you-Einstellung", sagte er.

"Ich kämpfe im Training, ich kämpfe, um Rennen zu gewinnen, ich kämpfe, um die anderen im Team zu motivieren. Dreist zu sein hilft dabei, aber für persönliche Beziehung ist es eher schädlich. Ich hatte einfach keinen Schalter, um das abzustellen. Meine Einstellung hat mir auf dem Fahrrad geholfen, aber mich auch in die Lage manövriert, in der ich mich heute befinde", gestand Armstrong in dem CNN-Gespräch.

Lemond lehnt Entschuldigung ab

Ob das Geständnis und die Entschuldigungen denn genug gewesen seien oder er noch mehr tun müsse, sei für ihn schwer zu beantworten. "Man kann dem nicht in einer Stunde gerecht werden. Für viele Leute war das auch einfach zu viel, für Radsport- und Sport-Fans und andere war das nicht genug."

Leute wie Ex-Radprofi Greg Lemond wollten seine Entschuldigung gar nicht annehmen. "Die Lemonds heben bei meinen Anrufen nicht ab, also kann ich da nichts tun. Ich werde nicht an jemandes Eingangstür campen."

Neues Buch kommt

Er jedenfalls wolle nicht andere Leute für seine Handlungsweisen die Schuld geben. "Niemand hat mich gezwungen, also werde ich nicht sagen, dass es nicht meine Schuld ist."

Seine nächsten Zukunftspläne? Einerseits möchte er seine ursprüngliche Krebs-Foundation neu starten, andererseits möchte er so bald wie möglich ein neues Buch auf den Markt bringen. "Es muss ziemlich roh werden. Es muss intensiv und transparent werden. Je schneller, umso besser." Ob es ihm helfen wird, für sich selbst einen Abschluss und Ruhe zu finden, weiß er nicht. "Das hängt davon ab, wie es aufgenommen wird."

Therapie besucht er im Übrigen keine: "Meine Therapie ist Rad fahren, Golf spielen und ein Bier trinken."