Die Olympia-Gäste haben sich in London bestens eingelebt. Die erste Woche brachte jede Menge positive Eindrücke. Ärgernisse halten sich in Grenzen. Die Weltstadt an der Themse präsentiert sich offen, multikulturell und bietet ein attraktives Flair.

Die Wege werden zur Gewohnheit, die amerikanischen Nachbarn grüßen freundlich und der gut sortierte Greisler ums Eck kennt bereits Zeitungen, Wasser und Lieblings-Kekse, die beim morgendlichen Einkauf auf dem Gang ins Media Press Center (MPC) gewünscht werden.

Im Olympia-"Büro" läuft alles geordnet ab, aber wehe man verlässt das olympische Epizentrum und muss per Bus zu einer der Wettkampfstätten in oder rund um London reisen. Das Transportsystem ist seit vielen Spielen ein fester Bestandteil der Infrastruktur. Wie bereits in Athen oder Peking bewegen sich die Busse mit den Medienvertretern auf der Olympic Lane.

Sehr zum Ärgernis der Einwohner, die dadurch noch mehr Staus in Kauf nehmen müssen. Wer sich mit seinem Auto auf den für Olympia gesperrten Fahrstreifen wagt, riskiert eine Strafe von 130 Pfund, vor acht Jahren in Griechenland kassierte die Polizei noch 71 Euro Bußgeld.

Erbost sind die Autofahrer aber auch bei einem Blick in die Doppeldecker-Busse. Meist sitzen nur drei oder vier Journalisten im 60-Sitzer, nicht selten kommt es vor, dass der Chauffeur ohne Fahrgast durch die Metropole kurvt. Hauptgrund dafür: Das Transport-System ist unflexibel, die Busse fahren zu unmöglichen Zeiten und sind kaum zu finden.

Während die Medienleute also über die Reise zu den Stadien jammern, schimpft die britische Öffentlichkeit weiter über die Ticket-Vergabe. Die leeren Ränge bei etlichen Events treffen die sportbegeisterten Briten mitten ins Herz. Offizielle nehmen fast täglich dazu Stellung und immer wieder wird betont, dass es sich bei den leeren Sitzen ausschließlich um Plätze handelt, die an Sponsoren oder die nationalen Verbände abgegeben worden sind.

In der Londoner City macht sich der Unmut breit, dass aufgrund des Olympia-Gigantismus die Gäste ausbleiben, Urlauber vertrieben werden und Einheimische bis zum Erlöschen des Feuers aus der Stadt flüchten. Auch das ist ein immer wieder kehrendes Phänomen. Panikmache im Vorfeld der Spiele, Olympia-Nepp und all die Einschränkungen und Behinderungen aufgrund des Mega-Events veranlassen viel Menschen, der Veranstaltung fern zu bleiben, oder die Stadt zu verlassen.

Wer allerdings in London weilt, der kann sich dem Olympischen Spirit nicht entziehen. An allen Ecken und Enden werden die Besucher mit den fünf Ringen konfrontiert und die Briten erweisen sich in allen Altersschichten als höfliche und hilfsbereite Gastgeber.


Sonntag früh schließlich saß der Bundeskanzler in der Schwimmhalle, als David Brandl über 200m Freistil im Vorlauf scheiterte. Danach wartete Faymann vergeblich auf den ersten Aufschlag von Melzer. Schade für den Bundeskanzler, vielleicht aber ein gutes Omen für Melzer! Denn beim Doppelsieg der heimischen Nummer 1 mit Alex Peya gegen die Murrays war Faymann nicht in Wimbledon. Ein Schelm, der Böses denkt...