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Hrustanovic: "Muss mir erst einen Namen machen!"

Hrustanovic:

Es könnte die Anstrengung gewesen sein, eher war es aber der Zorn, der Amer Hrustanovic die Röte ins kantige Gesicht trieb.

Nach seinem Ausscheiden im Achtelfinale gegen den Polen Damian Janikowski musste zudem die Wand zum Frustabbau herhalten.

Der Ärger des Salzburgers war aber nur zu verständlich, verlor er doch auch und vor allem wegen einer strittigen Entscheidung.

Nachdem klar war, dass der Pole nicht ins Finale einzieht und der 24-Jährige damit keine Chance auf die Hoffnungsrunde hat, stellte sich Hrustanovic den Fragen der Journalisten aus der Heimat.

Im LAOLA1-Interview gibt er nicht nur einen schweren Fehler zu, sondern spricht auch darüber, wie wichtig es ist, dass er sich bis Rio 2016 einen Namen in der Ringer-Szene macht.

 

LAOLA1: Wie hast du den Kampf gegen den Polen Damian Janikowski und damit dein Olympia-Aus erlebt?

Amer Hrustanovic: Ich habe schon bei der EM in Dortmund gegen ihn über drei Runden gekämpft, das war 2010. Er ist ein Weltklassemann, amtierender Vize-Welt und -Europameister. Damals habe ich den Griff gemacht, den ich beim Koreaner angesetzt habe. Das wird er sich gemerkt haben.

LAOLA1: Machst du dir Vorwürfe deshalb?

Hrustanovic: Das war sicher ein Fehler von mir, ich hätte auf einen anderen Griff gehen müssen. Entweder auf der anderen Seite oder überhaupt etwas ganz anderes.

LAOLA1: Deine Betreuer haben die Challenge geworfen. Kannst du unseren Lesern kurz erklären, wie du die strittige Situation erlebt hast?

Hrustanovic: Bei Griechisch-Römisch ist es so, dass es Mattenflucht ist, wenn man sich nach vorne bewegt. Es ist verboten, dass man sich aus der Zone bewegt. Zwei Schiedsrichter haben es auch angezeigt und mir die Punkte gegeben, aber der Hauptschiedsrichter hat es anders gesehen – und der hat mehr Gewicht in der Situation.

LAOLA1: Aus deiner Sicht eine Fehlentscheidung?

Hrustanovic: Naja, wenn es zwei geben … Aber das ist Teil des Sports. Wenn ich an die WM in Istanbul zurückdenke, da war es genau gleich. Der Finne hat es auch gemacht und die Kampfrichter haben nichts gegeben. Im Halbfinale gegen den Weißrussen dieselbe Situation, da fliegt der Finne dann raus.

LAOLA1: Also spielen Politik und Namen schon auch eine Rolle?

Hrustanovic: Das kann sein.

LAOLA1: Du warst nach der Niederlage sehr wütend. Wie kriegst du die Enttäuschung raus?

Hrustanovic: Das wird sich sicher noch ein paar Tage ziehen. Ich bin bis zum Schluss da, fliege erst am 13. August heim. Jetzt werde ich mich einmal zwei Tage abkapseln und dann erst wieder unter Menschen gehen.

LAOLA1: Im Ringen gibt es für die Ausgeschiedenen eine zweite Chance, vorausgesetzt der Gegner, gegen den Endstation war, kommt ins Finale. Hast du damit gerechnet, noch um Bronze kämpfen zu können?

Hrustanovic: Gegen den Kubaner hat er nichts anbrennen lassen, was mich doch etwas überrascht hat. Aber er hat ihn gleich in der zweiten Runde geschultert. Und gegen den Ägypter hat er zuletzt bei einem Turnier in Polen gewonnen. Erste Runde hat er gewonnen, die zweite knapp verloren. Der Ägypter ist ein Fuchs, der war schon 2004 Olympiasieger, damals allerdings noch bis 96 Kilogram.

LAOLA1: Du bist jetzt 24 Jahre jung, die Olympischen Spiele 2016 sind also sicher Thema, oder?

Hrustanovic: Rio möchte ich auf jeden Fall noch einmal probieren. Ich hoffe, dass dann auch mein Trainingskollege Flo Marchl dabei ist. Bis dahin muss ich einfach noch mehr trainieren ...

LAOLA1: Geht das überhaupt?

Hrustanovic: Es muss irgendwie gehen! Hoffentlich kann ich mir dazu auch bei WM und EM einen Namen machen, um bei solchen Entscheidungen vorne zu sein und bevorzugt zu werden.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl