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VCM-Chef Konrad: "50.000 können nicht das Ziel sein"

VCM-Chef Konrad:

Ein kurzes Innehalten. Dann ein leises Seufzen.

„Davor sagt man sich immer: In 24 Stunden ist alles vorbei. Der ganze Stress, die ganzen Anstrengungen. Im Nachhinein, wenn man weiß, welches Feuerwerk da abgefeuert wurde, findet man es schade, dass es schon wieder vorbei ist.“

Ja, Veranstaltungs-Chef Wolfgang Konrad blickt zufrieden auf das 30. Jubiläum des Vienna City Marathon. Auch wenn das Realisieren des Abgelaufenen erst peu-a-peu erfolgt.

„Weil wir selbst zu sehr involviert sind. Um das Gesamte sehen und um erkennen zu können, wie das Geleistete von der Öffentlichkeit gutiert wird, tut ein Blick in die Medien ganz gut“, strahlt Konrad über beide Ohren.

Und dazu hat er auch allen Grund: Mit 41.326 Nennungen sowie 34.727 Finishern sprengte der VCM alle heimischen Bestmarken. In der Königsdisziplin erreichten 6.850 Läufer das Ziel am Wiener Heldenplatz, was ein Plus zum Vorjahr von 17 Prozent bedeutet. Über den Halbmarathon waren es 13.186 (+14 %) und im Staffelbewerb 11.728 (+5 %).

Großes Wetterglück

Die Zuschauer trugen das Ihre dazu bei, dass aus der Veranstaltung ein Lauffest wurde. Konrad ist sich aber sehr wohl bewusst, dass dies auch ganz anders hätte kommen können.

„Was wäre gewesen, wenn wir den Marathon nur eine Woche früher angesetzt hätten?“ verweist er auf die damals noch winterlich angehauchten Temperaturen. Für Konrad wäre es nicht auszudenken.

„Es war heuer zum ersten Mal, dass wir die Kilometer-Markierungen noch bei Schnee gemacht haben“, wirft Organisationsleiter Gerhard Wehr ein. Der plötzlich einsetzende Frühling war letztendlich ein wahrer Segen. Konrad: „Man hat gemerkt, dass die Wiener reif waren, raus zu gehen und wieder etwas an der frischen Luft zu unternehmen.“

Niveau halten statt weiter wachsen

Mit den Starterzahlen spielt Wien nun endgültig in einer Liga mit den großen Marathon-Veranstaltungen dieses Planeten. Ist der Plafond nun erreicht oder ist da noch Luft nach oben?

„Es kann nicht das Ziel sein, die 50.000 anzusteuern“, winkt Konrad ab. „Wenn Metropolen wie New York, Berlin oder auch London mit ihrer Infrastruktur sagen, dass bei 40.000 Schluss ist, dann hat das einen Grund. Dann müssen wir in einer Stadt mit knapp 1,7 Millionen Einwohner das auch anerkennen.“

Stattdessen soll das erreichte Niveau gehalten werden. In Bezug auf die Größe gebe es im Wesentlichen drei begrenzende Faktoren: Der Platz, die Zeit und die verfügbaren Ressourcen.

Wenn die Absperrgitter ausgehen

In puncto Platz ist der Abtransport der eintrudelnden Läufermassen am Heldenplatz ein ständiges Thema, der heuer neu strukturiert wurde. Zudem kommt es auch auf der Strecke immer wieder zu Engstellen. Wie beispielsweise heuer die Schüttelstraße eine war. „Da hatten wir heuer echt Angst davor, aber letztendlich war sie überhaupt kein Problem“, ergänzt Wehr.

Beim Faktor Zeit geht es vor allem um die Dauer, für welche die Straßen für den Verkehr gesperrt werden müssen. In dieser Hinsicht verlief das Jubiläum aber geschmierter als die 29 Auflagen zuvor. „Ich kann es nicht erklären, aber so früh wie diesmal konnten wir noch nie den Ring wieder freigeben“, staunt Wehr. Um 16:10 Uhr, also 40 Minuten nachdem der letzte Läufer am Heldenplatz eingetrudelt war, fuhr das erste Auto wieder über die Ringstraße.

Anders als beim Faktor Zeit, haben die Veranstalter bei den verfügbaren Ressourcen das Limit teilweise bereits erreicht. „Es gibt beispielsweise während des Marathon-Wochenendes in Wien kein verfügbares Absperrgitter mehr“, führt Konrad an.

Ausbau des Kinderlaufes

Da also in Sachen Starterzahlen der kritische Punkt erreicht zu sein scheint, soll sich der VCM stattdessen auf anderen Ebenen weiterentwickeln. Der spezielle Charakter im Vergleich zu anderen Marathon-Veranstaltungen soll schärfer herausgearbeitet werden. „Außerdem möchten wird die Qualität für die Läufer und Zuschauer weiter steigern“, sieht Konrad noch Potenzial.

Letzteren wurde heuer in Form der Smartphone-App ein neues Service zuteil. Mittels dieser Anwendung konnten Ergebnisse sowie der aktuelle Standort eines Läufers auf der Strecke live mitverfolgt werden. Die ersten Zahlen können sich mit rund 815.000 Server-Anfragen sehen lassen.

Ein großes Anliegen des Veranstalters ist auch der Kinderlauf, der heuer erstmals an einem Samstag ausgetragen werden konnte. „Kinder brauchen Sport und der Sport braucht die Kinder. Wir versuchen, dem eine Plattform zu bieten“, hat Konrad die Vision simultaner Events anderer großer Weltstädte vor sich, wo Zehn-Tausende Kinder durch die Straßen laufen.

Die Anmeldungen für 2014 ist im Gange

Weitere Zukunftsvisionen sind Konrad noch nicht zu entlocken. „Dafür ist es auch noch zu früh. Aber wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir eine Stellschraube finden werden, an der wir drehen können.“

Zumal die Anmeldung für die 31. VCM-Auflage bereits mit dem Startschuss in das sonntägige Rennen gefallen ist. Knapp einen Tag später weist der für 13. April 2014 terminisierte Marathon bereits 726 Nennungen auf.

Reinhold Pühringer

 

>>> LIVE-Video vom Boston-Marathon am Montag, 15.4., ab 15:30 Uhr <<<