LAOLA1: Was ist aus Ihrer Sicht das Grundübel des österreichischen Sportsystems?

Lilge: Die viel zu komplizierten und teuren Strukturen mit vielen Parallelinstitutionen, wo zum Teil Funktionäre lediglich andere Funktionäre verwalten und das komplizierteste Sportfördersystem der Welt mit dem größten parteipolitischen Einfluss. Die föderale Struktur mit der Landeszuständigkeit für den Sport anstelle eines funktionellen Zentralismus ist ein Hemmschuh für den Spitzensport und auch für die Errichtung der notwendigen Infrastruktur, weil ähnlich wie im Gesundheitssystem – Stichwort Spitalswesen – die einzelnen Länder die erforderlichen Maßnahmen nicht alleine stemmen können und oft mehr unkoordiniert gegeneinander statt miteinander gearbeitet wird. Bei uns fehlt einfach auch eine Sportkultur, die man allerdings nicht erzwingen kann, und dass an den entscheidenden Stellen der Sportpolitik und der zuständigen Beamtenschaft meist keine Personen mit Herzblut für den Sport sitzen, sondern Verhinderer und Bürokraten.

LAOLA1: Wie sind die jüngsten Reformen einzustufen?

Lilge: Auch das vielgepriesene neue Bundes-Sportfördergesetz mit einer relativen Aufwertung der Fachverbände gegenüber den Dachverbänden und der BSO ist sicherlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber höchstens ein Reförmchen statt einer Reform, weil es nur einen kleinen Teil der staatlichen Sportförderung neu und transparenter regelt und weil bestehende, leistungshemmende und teure Strukturen einzementiert statt reformiert werden.

LAOLA1: Was wünschen Sie sich für den österreichischen Sport?

Lilge (schmunzelt): Einen parteifreien Minister für Gesundheit und Sport, der Lilge heißt, dann könnte man auch einiges umsetzen. Wenn das nicht geht, dann sollten sich zumindest die Zuständigen in Bund und Ländern auch abseits von Sonntagsreden und Wahlkampfversprechen vermehrt ihrer Verantwortung für den österreichischen Sport bewusst werden und dem Sport endlich den Stellenwert gegen, den er verdient.

Das Interview führte Reinhold Pühringer