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Er hat Gatlin auf den Fersen

Er hat Gatlin auf den Fersen

Plötzlich gegen die Besten Europas.

Für Markus Fuchs geht mit seinem Vorlauf-Start über 60m bei der Hallen-Europameisterschaft in Prag ein kleiner Traum in Erfüllung.

„Ich habe das noch immer nicht ganz realisiert, bin ehrlich gesagt auch schon etwas nervös“, erklärt der erst 19-Jährige wenige Tage vor seinem EM-Debüt. Dass der Sprinter in Prag an den Start gehen darf, kam ein wenig überraschend. Auch für ihn selbst.

Seine 6,80 Sekunden, mit denen er sich im Februar in Linz den Hallen-Staatsmeistertitel sicherte, liegen zwar eine Zehntel über dem vom ÖLV geforderten EM-Limit, aufgrund seines Alters und seiner jüngsten Entwicklung, nominierte der Verband den Niederösterreicher jedoch kurzerhand für das – nach Beate Schrotts Absagesiebenköpfige Aufgebot. „Markus ist derzeit das größte heimische Sprinttalent“, erkennt ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber an.

Erst hinten raus

„Zwar habe ich kleineren Zeitungen schon Interviews gegeben, aber das hier mit den Medien ist schon alles neu für mich“, ist Fuchs eine leichte Aufregung durchaus anzumerken.

Dafür, dass es „neu ist“, präsentiert sich der Youngster, der mit seiner Frisur auch locker als Nachwuchskicker durchgehen könnte, aber angenehm zugänglich. Berührungsängste Fehlanzeige. Dass er heuer schon fünf Mal unter seiner 60m-Bestzeit aus dem Vorjahr geblieben sei und dass wegen einer Erkrankung seiner Trainerin Viktoria Schreibeis er zuletzt mit Nationaltrainer Philipp Unfried Starttrainings machte, bekommen die Journalisten zu hören.

Schon ein bisschen verschmiert, aber noch lesbar: Gatlins Autogramm

Außerdem seien ihm die 60m fast ein wenig zu kurz, da er erst gegen Ende erst so richtig auf Touren komme.

„Im Freien laufe ich die 100m und 200m, aber da ich in den letzten Jahren nach guten Zeiten immer wieder Verletzungsprobleme an Oberschenkel-Rückseite hatte, haben wir uns heuer dazu entschlossen, in der Halle die 100 und 200m wegzulassen, da die schrägen Kurven das Verletzungsrisiko erhöhen.“ Hallen-EM hin oder her – sein Fokus heuer liege weiterhin auf der U23-EM in Tallinn.

Relaxed und schnell

Bei der Frage nach den Vorbildern fällt beim Athleten von Riverside Mödling schnell der Name Usain Bolt. Nach kurzem Zögern rückt Fuchs aber auch noch mit Justin Gatlin heraus. Ein Zögern, welches mutmaßlich der Dopingsperre des US-Amerikaners geschuldet ist. Den Idol-Status hat Gatlin bei Fuchs dennoch nicht verloren. „Weil er immer so relaxed in einen Wettkampf geht. Das möchte ich auch irgendwann einmal können“, erklärt er.

Bei den Gugl Games im vergangenen Jahr hätte es für Fuchs beinahe geklappt, gegen sein Vorbild zu laufen. „Leider bin ich knapp nicht in den Lauf mit ihm gekommen.“ Die Gelegenheit, den Weltklasse-Mann anzusprechen und sich ein Autogramm zu holen, hat er sich freilich nicht entgehen lassen. Mit einem weißen Marker hat Gatlin auf den Spikes von Fuchs unterschrieben. Seither läuft sein Idol quasi bei jedem Rennen mit ihm mit. Allerdings mit – wenn man so will – Ablauf-Datum. „Ich brauche schon bald wieder neue Schuhe“, werden Fuchs seine Glücksbringer allmählich zu klein.

„Doch Prag geht sich noch aus. Das wird das letzte Rennen mit ihnen sein.“ Danach bekommen sie einen Ehrenplatz in seinem Zimmer.

Als Erinnerung an Gatlin und seine erste EM.

Reinhold Pühringer