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Wurz: Starkes Finish 2012 macht Hoffnung für 2013

Wurz: Starkes Finish 2012 macht Hoffnung für 2013

Autos. Autos. Immer nur Autos.

Selbst wenn die Langstrecken-Weltmeisterschaft Pause macht und er nicht gerade mit der Formel 1 um die Welt jettet, dreht sich in der Welt von Alexander Wurz alles um Autos.

„Ich schaue mir einfach gerne Sportwagen an“, erzählt Österreichs erfolgreichster Motorsportler auf vier Rädern und internationaler Bühne im Gespräch mit LAOLA1.

Es sind aber nicht etwa, wie man vermuten könnte, Leistungsdaten wie Hubraum oder Pferdestärken, die den in Monaco lebenden Niederösterreicher in erster Linie begeistern.

„Mir gefällt, wie den Herstellern immer wieder der Kompromiss aus Schönheit im Detail und trotzdem finanziell nicht zu aufwändig gelingt. Da gibt es bei jedem Auto-Salon sehr, sehr interessante Lösungen“, befindet der 38-Jährige und erweitert seine Lobeshymne auf die Designer.

„Es ist faszinierend, wie sie es immer wieder schaffen, Autos so zu designen, dass sie uns heute gefallen und in fünf Jahren, wenn das neue Modell kommt, überraschen sie uns und man findet das alte nicht mehr attraktiv. Da kann man nur gratulieren!“

Familienkutsche statt Supersportwagen

Er selbst, verrät Wurz lachend, fährt privat übrigens keinen Supersportwagen: „Ich habe den Vorteil, dass ich dafür bezahlt werde, einen zu fahren.“

Setzt sich der dreifache Familienvater privat hinters Lenkrad, steuert er einen biederen Siebensitzer aus dem Hause Toyota.

„Ein Diesel mit Automatik und extrem benzinsparend dank Hybrid.“

Hybrid macht schneller

Hybrid ist auch im Parallel-Universum des ehemaligen F1-Piloten, nämlich im Motorsport, das große Thema.

Denn sein Toyota-Arbeitsgerät setzt genau auf diese Technologie. „Unser Auto ist zu einem Viertel elektrisch, aber ohne den Hybrid hätten wir kein Leiberl gegen Audi.“

Und der Hybrid war es auch, der dem Österreicher und seinen Teamkollegen im Finish der WM-Saison drei Rennsiege beschert hat.

„Als Motorsportler gehe ich rein nach der Performance. Das extra Hybrid-System macht unser Auto zwar schwerer, aber eben auch wesentlich schneller.“

Tsunami hat alles verzögert

Dass es mit den Erfolgen überhaupt so schnell ging, damit war vor einem Jahr nicht zu rechnen.

Der folgenschwere Tsunami in Japan hatte auch bei Toyota die Prioritäten verschoben und die Entwicklung weit zurück geworfen.

„Anfangs war es nicht leicht, durch den Tsunami hat sich alles verspätet. Aber wir haben gezeigt, wo der Bartel den Most herholt: nämlich bei Toyota“, freut sich der passionierte Hobby-Triathlet schon auf die neue Saison.

"Eins und eins zusammengezählt"

Als er vom einstigen Siegerteam Peugeot wegging, schüttelten viele den Kopf. Für Wurz dagegen war es der logische Schritt.

„Ich war Teil eines Teams, das von den letzten 13 Rennen 12 gewonnen hatte, aber ich habe eins und eins zusammengezählt. Toyota verfügt über die beste Hardware mit Windkanal und den Simulationen, sie sind führend bei Hybrid und haben den Racing-Hybrid fünf Jahre lang entwickelt.“

Heute ist Wurz „ultra-zufrieden“ mit der Entwicklung und dem Aufwärtstrend. Der Heimsieg im japanischen Motorsport-Mekka Fuji hat dem gesamten Team einen „brutalen Push“ gegeben.

„Wir waren nach dem Rennen noch zehn Tage in Japan und haben jeden Tag mit den Vorständen Gas gegeben.“

Viel Enthusiasmus entfacht

Was sich nach einer rauschenden Party anhört, war in Wahrheit Arbeit im Vollgas-Modus.

„Wir brauchen die Unterstützung vom Mutterhaus, deshalb haben wir die Fabrik besucht, um mit den Mitarbeitern zu sprechen. Als wir gekommen sind, sind alle aufgesprungen und haben applaudiert, obwohl wir gar nicht angekündigt waren. Das ist total untypisch für Japaner“, plaudert Wurz aus dem Nähkästchen.

Beim Vorstand haben der entfachte Enthusiasmus und die positive Stimmung jedenfalls bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Motivation ist wichtig in Zeiten, in denen alles schrumpft. Aber ich hoffe, dass wir mehr Budget bekommen, auch für die Entwicklung.“

Schneller, stärker, besser

Denn genau dort, also in der Entwicklungsabteilung, werden Siege gemacht.

„Der Motorsport entwickelt sich von Jahr zu Jahr weiter. Es gibt bessere Simulatoren, bessere Software-Modelle, mehr Power. Im Idealfall legt man der Konkurrenz vor, sonst muss man nachziehen. Aber für beide Varianten brauchst du die entsprechenden Leute, da haben wir zum Glück jede Menge F1-Erfahrung im Team, und ganz viel Geld.“

Gelingt 2013 der Sieg beim Langstrecken-Klassiker in Le Mans, wo Toyota erstmals drei Autos einsetzt, wäre das der perfekte Return of Invest.

Vollgas ist nicht alles

Audi ist für Wurz aber auch in diesem Jahr der große Favorit, das Duell mit den Ingolstädtern nach wie vor ein bisschen wie David gegen Goliath.

„Le Mans ist nicht nur Performance, es geht auch sehr viel um die Standfestigkeit. Da müssen wir noch lernen und aufholen, da wir im letzten Jahr während der Saison nicht das Budget für ein Testauto hatten.“

Der ehemalige Le-Mans-Sieger Wurz weiß, dass es in Frankreich in erster Linie um Standfestigkeit und erst in zweiter Linie um Vollgas im hohen Bereich geht.

„Aber Motorleistung und Standfestigkeit bedeutet viel Geld und noch mehr Testen. Der Kampf mit Audi ist erbittert, das war schon bei Peugeot so und ist es jetzt mit Toyota.“

"Möglichst keine Karambolagen"

Wenn dann auch noch das Fahrer-Trio einen kühlen Kopf behält, ist die Sensation aber sicher möglich.

Im Vorjahr verunfallte Teamkollege Nazuki Nakajima, ehe ein Maschinenschaden den Toyota TS030 Hybrid vorzeitig zur Aufgabe zwang.

„Karambolagen passieren und helfen einem auch zu verstehen, wie man so ein Rennen fahren muss. Die Kunst auf der Langstrecke ist es, möglichst keine Karambolagen zu haben.“

Etwas, das der Rennfahrer Alexander Wurz mit dem Privatfahrer Alexander Wurz gemeinsam hat.

 

Stephan Schwabl