news

"American Mum" Juli Inkster zeigt, wie es geht

Schon als Kind lernte Juli Inkster, was es bedeutet, sich in der Familie behaupten zu müssen.

„Meine älteren Brüder gaben mir nie etwas ab. Jeden Abend, bevor ich ins Bett ging, dachte ich: Lieber Gott, lass mich bitte noch einen Tag mehr leben. Doch meine Brüder haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin“, so Juli, die sich in jungen Jahren lieber beim Football oder Softball mit ihren Brüdern maß anstatt mit Puppen zu spielen.

Golf soll es sein

Zum Golfspiel kam Juli erst, als sie begann, in dem nur wenige Minuten von ihrem Elternhaus entfernten Pasatiempo Golfclub zu jobben. Die echte Leidenschaft packte die Kalifornierin im Alter von 15 Jahren.

Mit viel Fleiß und Ehrgeiz wurde Juli schnell besser und spielte als Teenagerin für das Harbour High School Team der Jungen. 1978 wurde sie zu „Pasatiempo‘s most improved Golfer“ gewählt und erhielt wenig später ein Stipendium an der San Jose State University – der Rest ist, wie man in Amerika so schön sagt, Geschichte. 

Steiler Aufstieg

Neben der dreifachen Berufung zur All-American konnte Juli Inkster von 1980 bis 1982 drei US-Open-Amateur-Titel in Serie gewinnen und wurde 1981 und 1982 von Golf Digest zur unangefochtenen Nummer eins im Amateursport ausgerufen.

1983 wechselte sie ins Profilager und brauchte nur fünf Starts, um bei der Safeco Classic bereits ihren ersten Tourtitel zu holen. In ihrer ersten vollen offiziellen Saison als Rookie sorgte Juli Inkster 1984 für eine Sensation.

Als erste „Änfängerin“ konnte sie mit dem Sieg bei der damaligen Nabisco Dinah Shore (heute Kraft Nabisco Championship) und der du Maurier Classic (heute Canadian Women‘s Open und kein Major mehr) gleich zwei Majorturniere gewinnen.

Familie geht vor

Bis 1993 gehört Juli Inkster zum Bes­ten, was die Damengolfwelt zu bieten hat, gewinnt insgesamt 15 LPGA-Turniere und erhält 1992 ihre erste Nominierung ins Solheim- Cup-Team der USA. In den folgenden Jahren wird Julis Golfspiel zur Nebensache. Ihre erste Tochter Hayley (1990) bekommt 1994 mit Cori ein Schwesterchen.

Auf einmal steht nicht mehr der Sport, sondern die Familie mit Ehemann Brian (Heirat 1980) im Vordergrund. Dass Julis Golfspiel und die Resultate darunter leiden, ist keine Überraschung. „Ich liebe meinen Job, aber die Familie kommt an ers­ter Stelle“, bezog Juli Inkster aber schon früh ganz klar Stellung, was für sie Priorität hat.

Comeback

Dass sie das Golfspiel während ihrer Mutterzeit allerdings nicht verlernt zu haben schien, zeigte Inks­ter, als ihr 1999 ein großes Comeback gelang. Erneut konnte Juli mit der US Women‘s Open und der zwei Wochen später folgenden McDonald‘s LPGA Championship  zwei Majors innerhalb einer Saison gewinnen.

Zur Jahrtausendwende folgte mit der Titelverteidigung der LPGA Championship Major Nummer sechs, 2002 kam mit der US Women‘s Open sogar noch das siebte hinzu. Den vorletzten Titel ihrer bisherigen Karriere errang Juli beim Evian Masters 2003 und machte das Turnier dadurch auch in Übersee bekannt.

Zu diesem Zeitpunkt war Juli bereits stolzes Mitglied der Golf Hall of Fame, in die sie 2000 eingeführt wurde. Auch wenn Julis letzter Turniersieg bei der Safeway International 2006 nun mehr als sechs Jahre zurückliegt, gehört die mittlerweile 52-Jährige noch lange nicht zum alten Eisen.

Inkster machte in der Vergangenheit ein ums andere Mal mit guten Ergebnissen auf sich aufmerksam, bevor sie die meiste Zeit der Saison 2012 wegen einer Ellbogenverletzung aussetzen musste.

Auf und neben dem Golfplatz setzte sie sich stets für ihren Sport ein und wurde vergangenes Jahr nicht nur mit dem LPGA Award für den „most-media friendly player“, sondern auch als Evian Masters Ambassador für ihr jahrelanges Engagement beim Turnier in Evian-les-Bains ausgezeichnet.